Was versteht man unter der „Mechanik deformierbarer Körper”? Letztlich ist jeder Körper deformierbar. Unter gewissen idealisierten Voraussetzungen kann man solche Deformationen vernachlässigen. Nachfolgend wollen wir diese Vernachlässigung aber nicht machen.
Das Modell des starren Körpers, das zuvor behandelt wurde, ist natürlich in seiner Anwendung begrenzt. Was heißt das? Das kann man an einem ganz einfachen Beispiel plausibel machen. Nehmen wir an, wir haben einen starren Stab, zum Beispiel eine Stange. Wenn man an einem Ende anschiebt, dann wird sich am anderen Ende unmittelbar eine Bewegung ergeben. Wenn so ein Stab ein Meter lang ist, macht sich der Effekt nicht anschaulich bemerkbar. Aber nehmen wir an, wir hätten einen Stab, der von der Erde bis zum Mond reichen würde. Wenn man einen solchen Stab jetzt ein bisschen anschiebt, wird ebenfalls unmittelbar am Mond eine Bewegung zu verzeichnen sein. Man kriegt dort quasi ein Signal überliefert.
Nun weiß man, dass der Mond
Insofern ist Stahl auch deformierbar, wobei die Distanzen letztlich keine Rolle spielen. Er wird in irgendeiner Weise deformiert, indem er ein Stück gestaucht wird. Bei einer so langen Distanz wie in unserem Beispiel, werden sich praktisch wellenförmige Bewegungen ausbreiten. Selbst wenn der Körper sehr starr ist, kommt es auf die inneren Kräfte in dem Körper an. Gerade bei großen Distanzen kann man diese inneren Kräfte nicht unberücksichtigt lassen.
Wir werden die Betrachtung der deformierbaren Körper in zwei Bereiche aufteilen. In einem Teil sprechen wir über Fluide, zu denen Flüssigkeiten und/oder Gase gehören. Im anderen Teil geht es dann um Festkörper. In der Physik ist ein Festkörper etwas anderes als ein starrer Körper. Ein Festkörper hat zwar auch eine festgelegte Form, aber er ist durch äußere Kräfte verformbar. Während ein starrer Körper auch eine festgelegte äußere Form hat, aber definitionsgemäß nicht als verformbar angenommen wird. Das ist der kleine Unterschied.
Wenn man also einen Festkörper mit einer bestimmten Gestalt deformiert, dann kann er entweder in seine ursprüngliche Gestalt zurückkehren. In diesem Fall sagt man, der Körper ist „elastisch”. Oder aber er verbleibt nach einer Deformation permanent in seiner neuen Gestalt. Dann sagt man, der Körper ist „plastisch”. Letztlich wird es davon abhängen, wie stark man einen Festkörper deformiert. Ob er also noch in der Lage ist, wieder elastisch in seine ursprüngliche Gestalt zurückzukehren oder ob er dauerhaft plastisch verformt wird oder womöglich sogar bricht, wenn er zu stark äußeren Kräften ausgesetzt ist.
Festkörper können auch homogen oder inhomogen sein. Das heißt, sie weisen entweder eine gleichmäßige Dichte auf oder aber eine veränderliche Dichte. Zusätzlich kann ein Festkörper isotrop oder anisotrop sein. Das bedeutet, wie verhält sich ein Festkörpers gegenüber verschiedenen Raumrichtungen. Wenn ein Festkörper nämlich anisotrop ist, dann handelt es sich um einen kristallinen Festkörper. Dort gibt es dann bestimmte Kristallachsen, längs derer so ein Körper besondere Eigenschaften aufweist. Isotrop hingegen bedeutet, dass es egal ist, aus welcher Richtung man diesen Körper betrachtet.
In diesem Zusammenhang spricht man auch gerne von Eigenschaften, wie amorph oder kristallin. Amorphe Köper werden typischerweise isotrop sein. Kristalline Körper, die eine definierte Kristallstruktur aufweisen, sind dagegen anisotrop. Doch bevor wir die Festkörper näher beleuchten, werden wir zuvor noch kurz auf die Fluide eingehen.
Im Gegensatz zu den Festkörpern haben die Fluide keine bestimmte Gestalt. Das trifft sowohl auf Flüssigkeiten als auch auf Gase zu. Natürlich kann es sein, das sie den Gestaltänderungen einen Reibungswiderstand entgegensetzen. Es gibt auch Fluide, die wenig oder fast gar keine innere Reibung haben und wieder andere, die eine relativ starke Widerstandskraft gegen eine Formänderung haben.
Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen Flüssigkeiten und Gasen. Flüssigkeiten haben im Wesentlichen ein bestimmtes Volumen mit einer bestimmten Dichte. Deshalb werden die Flüssigkeiten in den meisten Fällen als inkompressibel angesehen. Man benötigt schon sehr große Kräfte um zu bewirken, dass sich die Dichte und damit das Volumen einer bestimmten Flüssigkeit verändert.
Bei den Gasen ist es dagegen so, dass die Gase kein bestimmtes Volumen haben und somit kompressibel sind. Trotz dieser augenscheinlichen Unterschiede spricht man bei beiden Stoffen von Fluiden, und man versucht diese gemeinsam zu beschreiben. So hat man zum Beispiel den Oberbegriff der „Fluiddynamik”, die man dann in die „Hydrodynamik” und die „Aerodynamik” unterteilt, wenn man sich hierbei auf Flüssigkeiten und Gase beschränken möchte.
Wir werden im Folgenden eine makroskopische Beschreibung wählen. Dann lassen sich die Flüssigkeiten und/oder Gase aufgrund ihrer molekularen Struktur beschreiben. Das versucht man zum Teil auch mit Computersimulationen und physikalischen Methoden, vor allem wenn die genauen Wechselwirkungskräfte zwischen den Molekülen bzw. Atomen bekannt sind. In vielen Fällen bevorzugt man eine makroskopische Beschreibung, wobei dann die detaillierten Eigenschaften mit Hilfe von phänomenologischen bzw. empirisch ermittelten Materialkonstanten beschrieben werden.
Solche Konstanten sind zum Beispiel die Kompressibilität, die Reibung, die Oberflächenspannung, die Dichte und Ähnliches. Alle diese Konstanten sind wichtig, um das Verhalten der Fluide quantitativ beschreiben zu können. Wie eine solche Beschreibung erfolgt, werden wir im weiteren Verlauf sehen. Ähnlich wie bei den starren Körpern, werden wir auch bei den Fluiden die Beschreibung schrittweise durchführen.
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