Bei den „Schwingungen” geht es um Systeme, die periodische Änderungen ihres Zustandes durchlaufen. Das heißt, in regelmäßigen Abständen lassen sich gleiche Zustände beobachten. Es besteht allerdings ein Unterschied zwischen Schwingungen und Wellen. Eine Schwingung ist nur zeitlich periodisch, wogegen eine Welle zeitlich und räumlich periodisch ist. Eine Welle breitet sich im Allgemeinen in einem Medium aus, wobei es gibt auch solche gibt, die kein Medium dazu benötigen. Wir werden hier vor allem die mechanischen Aspekte in den Vordergrund stellen.
Es geht vor allem darum, elastisch verformbare Medien zu betrachten, in denen sich eine Welle räumlich ausbreiten kann. So wie man es besonders anschaulich von den Wellen an der Wasseroberfläche kennt. Die Bedeutung von Schwingungen und Wellen ist in der Physik sehr vielfältig.
Neben den elastischen und mechanischen Wellen gibt es natürlich auch die Lichtwellen und andere Wellen, die mit der Struktur der Materie im Zusammenhang stehen. Nicht zu vergessen die atomaren Schwingungen und Wellenausbreitungen, wozu auch das quantenphysikalische Wellenbild gehört.
Wie man sieht, ist dieses Thema von großer Bedeutung. Daher ist der Formalismus, mit dem man Schwingungen und Wellen beschreiben kann, sehr wichtig. Und in gleichartiger Weise lässt sich das auf sehr unterschiedliche Systeme anwenden.
Wie kommt es zu „Schwingungen”? Wir erinnern uns, eine Schwingung ist eine regelmäßige periodische Abfolge von verschiedenen Zuständen an einem Ort. Ein System wird solche Schwingungen durchlaufen, wenn ein Massenpunkt aus seiner Position ausgelenkt wird und es anschließend eine rücktreibende Kraft gibt, die ihn wieder in diese Ausgangslage zurücklenken möchte. Wobei diese rücktreibende Kraft proportional zur Auslenkung aus der Gleichgewichtslage ist. Eine derartige Schwingung bezeichnet man auch als „harmonische Schwingung”. Man nennt so ein System auch einen „harmonischen Oszillator”.
In diesem Zusammenhang könnte man sich ein relativ kleines Gewicht vorstellen, das an einer Spiralfeder aufgehängt ist. Die Spiralfeder wird dabei als ein elastisch verformbarer Körper angesehen. Zunächst schwingt nichts, weil sich alles in einer Gleichgewichtslage befindet. Wird nun das Gewicht um eine bestimmte Länge nach unten ausgelenkt, dann wird proportional dazu eine rücktreibende Kraft entstehen. Lässt man das Gewicht wieder los, dann entsteht eine periodische Bewegung bzw. eine harmonische Schwingung. Würde es keine Reibungskräfte geben, bliebe diese Schwingung dauerhaft erhalten.
Wenn sich bei einem System eine harmonische Schwingung einstellt, nennt man dies, wie
bereits erwähnt, einen „harmonischen Oszillator”. Wir werden einen solchen
Oszillator der Einfachheit halber, ähnlich wie bei einer Spiralfeder,
Masse · Beschleunigung =
ist die
Die wirkende Kraft ist immer entgegengerichtet. Daher kann man die Schwingungsgleichung schreiben als:
k ist die Rückstellkonstante
Diese Rückstellkonstante hängt davon ab, was für eine Feder man verwendet. Also, wie groß die Rückstellkraft bei einer bestimmten Auslenkung sein wird.
Wie lässt sich jetzt obige Gleichung möglichst einfach lösen? Dazu macht man zunächst einen Ansatz, der sich bei derartigen Schwingungen und Wellen besonders bewährt hat, nämlich einen „komplexen Lösungsansatz”. Diese Vorgehensweise lässt sich an der Form der Differentialgleichung erkennen. Wenn nur zweite Ableitungen und die Variable selbst vorkommen, hier ist es das x, bietet sich ein derartiger Ansatz an. Und dieser Ansatz lautet:
a ist ein konstanter Faktor
Hierbei ist es natürlich wichtig, sich klarzumachen, was für eine Größe man damit erhält. Es geht ja um die tatsächliche physikalische Interpretation, zumal das Ganze ziemlich kompliziert aussieht. Bei derartigen komplexen Ansätzen geht es immer darum, den Realteil dieser komplexen Größe zu betrachten.
Man rechnet zwar komplex, benutzt aber den gesamten Formalismus, der in der komplexen Analysis enthalten ist, und übersetzt dann das Ergebnis zurück in die reelle Situation, die experimentell vorliegt. Zum Schluss betrachtet man dann den Realteil der entsprechenden Größe.
In Verbindung mit der
Der Realteil von
Der Imaginärteil von
Dann gibt es noch den Betrag dieser Potenz:
Das bedeutet, dass man hier eine Darstellung hat.
Bevor dieser Ausdruck in die Schwingungsgleichung eingesetzt werden kann, benötigt man zunächst die zweite Ableitung:
a ist die Konstante
Und wenn man sich oben das anschaut, ergibt sich:
Wenn man diese Ableitung in die Schwingungsgleichung einsetzt, erhält man:
Schlussendlich kann der ganze zeitabhängige Teil entfallen, und auch auf die Amplitude kommt es nicht an. Daher bleibt nur noch ein einfacher Zusammenhang übrig:
Damit erhält man eine wesentliche Beziehung dafür, wie so eine Schwingung vor sich geht. Und jetzt muss man sich noch klar machen, was eigentlich mit diesem ω (omega) gemeint ist.
Bisher haben wir die Schwingungsgleichung betrachtet und einen komplexen Lösungsansatz gemacht. Dabei hat sich herausgestellt, dass das ω in einer einfachen Weise mit der Masse des schwingenden Teilchens und mit der sogenannten Rückstellkonstante k zusammenhängt. Die Rückstellkonstante gibt den Proportionalitätsfaktor an, zwischen der Größe der Auslenkung aus der Gleichgewichtslage und der Größe der rücktreibenden Kraft.
Harmonische Schwingungen sind dadurch gekennzeichnet, dass die rücktreibende Kraft proportional zur Auslenkung aus der Gleichgewichtslage ist. In der Gleichgewichtslage entspricht die Auslenkung Null. Und es könnte natürlich auch andere rücktreibende Kräfte geben, die dann aber zu unharmonischen Schwingungen führen würde.
Obige komplexe Darstellung hat den Sinn, dass wenn man letzten Endes zur konkreten Umsetzung für die realen Vergleiche mit experimentellen Vorgängen übergeht, dass man primär den Realteil von dieser komplexen Lösung betrachtet. Und das ist etwas, was man sofort in einfacher Weise mit Hilfe der sogenannten Zeigerdarstellung klarmachen kann.
Die Größe
Und wenn man sich zu einem gewissen Zeitpunkt auf dem Kreis befindet, entspricht
der Winkel zwischen dem Radius a und der reellen Achse dem Wert
ωt. Die Größe x kreist dann
gegen den Uhrzeigersinn innerhalb der komplexen Ebene. Der Realteil ist dann immer
lotrecht der Abschnitt auf der reellen Achse. Wobei der
Den Realteil von Rex kann man grafisch aufgetragen auf einer Achse, gegen die fortschreitende Zeit t. Man erhält dann eine Schraubenlinie, die der Schwingung entspricht. In der Zeigerdarstellung rotiert quasi der Vektor-Zeiger in der komplexen Ebene gegen den Uhrzeigersinn, und der Realteil dieser komplexen Zahl ist dann jeweils der Betrag, um den gerade die Auslenkung aus der Gleichgewichtslage erfolgt.
Da die Zeit fortschreitet, kreist der Zeiger auf dem Kreis mit dem Radius a. Dieser Radius ist die größtmögliche Auslenkung aus der Gleichgewichtslage. Daher nennt man diesen Radius a auch die „Amplitude”. Beides muss man jedoch voneinander unterscheiden. Die Auslenkung ist die jeweilige Auslenkung zu einem gewissen Zeitpunkt. Dagegen ist die Amplitude die maximale Auslenkung.
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