Jetzt wechseln wir von ruhenden Fluiden zu strömenden Fluiden. Obwohl man bei Fluiden sowohl von Flüssigkeiten als auch von Gasen spricht, möchten wir das getrennt betrachten. Es macht in vielen Fällen keinen wesentlichen Unterschied, ob man eine Flüssigkeitsströmung oder eine Gasströmung untersucht.
Der grundsätzliche Unterschied ist ja, dass die Flüssigkeiten inkompressibel sind, während sich die Gase durchaus komprimieren lassen. Wenn man aber Strömungen untersucht, ist bei vielen Gasströmungen die Kompressibilität kein gravierender Aspekt. Bei der Strömung von Fluiden kommt es zunächst einmal darauf an, wie man den Strömungszustand beschreiben kann.
Und da gibt es verschiedene Größen oder Raumfunktionen, die den inneren Bereich einer strömenden Flüssigkeit beschreiben. Die wichtigste Funktion ist die Strömungsgeschwindigkeit bzw. das Geschwindigkeitsfeld . An jedem Punkt innerhalb eines strömenden Bereiches wird die Geschwindigkeit im Allgemeinen unterschiedlich sein. Da geht es im Wesentlichen um drei Komponenten für die Beschreibung dieses Strömungsfeldes der Geschwindigkeiten.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist eine skalare Funktion, und zwar der Druck p. Der Flüssigkeitsdruck oder Gasdruck in diesem Strömungsfeld wird durch ein skalares Druckfeld beschrieben. Mit „Feld” ist immer die Abhängigkeit vom Ort gemeint.
Wenn wir davon ausgehen, dass man es grundsätzlich auch mit kompressiblen Medien, spricht mit Gasen zu tun hat, dann kommt es auch auf die Dichte ϱ an. Somit hat man es ebenfalls mit einem Dichtefeld zu tun. Das ist aber immer noch nicht alles.
Denn letzten Endes muss man auch davon ausgehen, dass die Temperaturen innerhalb eines strömenden Bereiches unterschiedlich sind. In vielen Fällen ist es aber eine ausreichende Näherung davon auszugehen, dass man nahezu isotherme Verhältnisse in einem solchen Strömungsfeld vorfindet.
Mit diesen verschiedenen Größen bzw. Ortsfunktionen (drei Ortsvektoren und zwei Skalare) lässt sich das Strömungsfeld sehr ausführlich beschreiben.
Darüber hinaus gibt es noch gewisse Begriffe, die bei der Betrachtung auftauchen. Ein wichtiger Begriff ist die sogenannte Stromlinie. Stromlinien sind nichts anderes als Tangentiallinien an das Geschwindigkeitsfeld. Also, in jedem Punkt des Geschwindigkeitsfeldes sind die Geschwindigkeitsvektoren Tangentialvektoren an die Stromlinien. Mithilfe der Stromlinien lässt sich ein Geschwindigkeitsfeld anschaulich darzustellen. An jeder Stelle zeigt die Tangente der Stromlinie in die Richtung der Strömung. Die Stromlinie ist definitionsgemäß eine Kurve und hat daher auch kein Volumen.
Daneben gibt es aber noch den sogenannten Stromfaden. So ein Stromfaden ergibt sich innerhalb einer Strömung, und zwar wenn man einen kleinen Strömungsquerschnitt betrachtet. Am Umfang des Strömungsquerschnitts denkt man sich einzelne Stromlinien in Flussrichtung. Diese Linien gehen durch alle Randpunkte der Begrenzung dieses Querschnitts und bilden dann quasi eine Röhre. Und der Inhalt dieser Röhre ist dann der Stromfaden.
Diese gedachte zylindrische Röhre richtet sich an der Strömung aus. Dieser Stromfaden hat somit ein Volumen, das die Volumenelemente der strömenden Flüssigkeit oder des Gases enthält. Während eine Stromlinie, wie bereits erwähnt, nur eine Kurve ohne eigenes Volumen ist. Das ist ein wesentlicher Punkt, insbesondere dann, wenn wir von turbulenten Strömungen sprechen.
Und als dritten Begriff ist die Bahnkurve zu nennen. Gemeint ist die Bahnkurve eines Flüssigkeitselements im Zuge der Strömung. Es gibt zwar Ähnlichkeiten mit den Stromlinien, aber auch Unterschiede. Doch dazu später mehr.
Zunächst wollen wir verschiedene „strömende Fluide” betrachten. Strömende Fluide lassen sich in verschiedene Kriterien einteilen. Ein Kriterium ist, ob das Fluid inkompressibel oder kompressibel ist. Ob man ein strömendes Medium als kompressibel oder inkompressibel ansehen kann, hängt oft davon ab, was für Strömungen man betrachtet. Also Gase, insbesondere die Luft, lassen sich natürlich komprimieren. Aber wenn man ausreichend langsame Strömungen betrachtet, dann sind die Differenzdrücke, die in einer solchen Strömung auftreten werden, verhältnismäßig geringfügig.
Wenn die Strömungsgeschwindigkeit nicht sehr groß ist, werden sich in der Strömung keine großen Druckdifferenzen aufbauen. Aber was heißt denn langsame Strömungsgeschwindigkeit? An welcher Referenzgröße kann man sich orientieren? Die Schallgeschwindigkeit ist eine solche Orientierungshilfe. Hierbei handelt es sich um eine Ausbreitungsgeschwindigkeit von Druckschwankungen innerhalb eines Gases. Und solange die Strömungsgeschwindigkeit unterhalb der Schallgeschwindigkeit liegt, kann man in guter Näherung die Kompressibilität des Gases vernachlässigen.
Ein weitere Unterscheidung ist, ob ein Fluid reibungsfrei oder zäh ist. Gase werden im Allgemeinen als reibungsfrei angesehen. Flüssigkeiten haben dagegen eine etwas größere Reibung.
Eine weitere Unterscheidung ist, ob eine Strömung stationär oder nicht stationär ist. Was versteht man darunter? Im Grunde betrachtet man von außen, also aus Sicht des ruhenden Systems, dieses Fluid. Da geht es insbesondere um das sogenannte Strömungsbild, also das Vektorfeld der Geschwindigkeitsvektoren. An jedem Punkt der Strömung gibt es unterschiedliche Geschwindigkeitsvektoren. Dieses Strömungsgeschwindigkeitsfeld ist dann das Vektorfeld der Geschwindigkeitsvektoren.
Da kann es zum Beispiel vorkommen, dass ein Vektorfeld bei konstanter Pumpleistung durch einen sich verengenden Kanal wandert. Im Wesentlichen wird dieses Vektorfeld bzw. Strömungsbild konstant sein, weil an jedem Punkt die dortige Geschwindigkeit nicht zeitabhängig ist. Obwohl die einzelnen Volumenelemente an Geschwindigkeit zunehmen, bleibt das Strömungsbild trotzdem konstant. Und das Ganze nennt man dann eine „stationäre Strömung”.
Des Weiteren gilt zu berücksichtigen, ob eine Strömung wirbelfrei ist oder
ob man eine Wirbelströmung hat. Wirbelfrei bedeutet, dass die Stromlinien
nebeneinander herlaufen, sich aber nicht schließen. Wirbelströmungen liegen
vor, wenn man geschlossene Stromlinien hat, sodass längs einer solchen Stromlinie
ein Ringintegral über den Geschwindigkeitsvektor
Eine dritte besonders wichtige Unterscheidung ist, ob die Strömung laminar oder turbulent ist. Wenn eine Strömung laminar ist, bedeutet das, dass zwei benachbarte Stromfäden (nicht Stromlinien) innerhalb der Strömung individuell erhalten bleiben, sich also nicht durchmischen. Bei einer turbulenten Strömung werden sich dagegen die Stromfäden einander ganz durchmischen, sodass man dann gar keine separate Strömungsform mehr betrachten kann. Interessanterweise findet ein solcher Übergang von „Laminarität” zu „Turbolenz” schlagartig auf.
Anfänglich bleibt eine Strömung bei moderaten Geschwindigkeiten eine Zeit lang stabil bzw. laminar, und man sieht ein entsprechend geordnetes Strömungsbild. Und dann jenseits einer gewissen Strömungsgeschwindigkeit bricht diese Stabilität zusammen und führt dann zu diesen Durchmischungen. Die Strömung wird plötzlich instabil und damit turbulent. Das wiederum heißt natürlich, dass eine turbulente Strömung nichtstationär ist. Aber es können durchaus auch laminare Strömungen nichtstationär sein.
Selbst bei einer Wirbelströmung ist es so, dass Wirbel auch zu Turbulenzen führen können, und das in turbulenten Strömungen immer auch Wirbel vorhanden sein werden. Turbulente Strömungen sind die am weitesten verbreiteten. Aber es kann natürlich auch stationäre Wirbel in einer Strömung geben. Wenn man beispielsweise an den Abflusswirbel in einem Waschbecken denkt. Da kann man durchaus von geordneten Stromfäden sprechen. Und man kann ebenfalls davon ausgehen, dass dieser Wirbel über eine gewisse Zeit stationär bleibt. Somit können Wirbelströmungen auch stationäre Strömungen sein. Alles in allem sind das durchaus gegensätzliche Paare.
Bei diesem Unterschied zwischen stationär und nichtstationär möchten wir noch kurz auf die Bahnkurve der Flüssigkeitsteilchen zu sprechen kommen. Wenn sich so ein Strömungsbild, wie bei einem Trichter, nichtstationär ändert, also wenn sich die Geschwindigkeitsvektoren an den einzelnen Punkten im Laufe der Zeit ändern werden, dann kann es leicht passieren, dass diese Tangentiallinien bzw. Stromlinien sozusagen quer wegtauchen. Durch die Änderung der Strömungsvektoren verlaufen die Tangentiallinien dann ganz woanders.
Das Volumenteilchen, das sich längs einer Bahnkurve bewegt, ist immer auf einer bestimmten Kurve unterwegs. Und es kommt vor, dass die Stromlinien unter Umständen von den Bahnkurven der Flüssigkeitsteilchen sozusagen quer wegtauchen. In unserem Fall beschreiben wir aber stets Stromlinien, die tangential an die Strömungsvektoren liegen. Dadurch lässt sich der Zusammenhang bei Strömungen einfacher beschreiben. Bei den Bahnkurven wird das im Allgemeinen nicht der Fall sein. Insbesondere dann nicht, wenn sich die Strömungsgeschwindigkeitsvektoren an jedem Punkt mit der Zeit ändern, und man eine nichtstationäre Strömung hat.
Wir betonen diese Definitionen deshalb so genau, weil die Hydrodynamik einen großen Vorteil hat. Sie ist komplett anschaulich. Ähnliche bzw. analoge Begriffe verwendet man auch in anderen Gebieten in der Physik, allerdings in völlig unterschiedlicher Interpretation. Zum Beispiel ist ein elektrisches Feld ebenfalls ein Vektorfeld, und dort definiert man sich dann elektrische Feldlinien. Genauso definiert man sich analog einen elektrischen Fluss. Daher ist ein gutes Verständnis der Hydrodynamik eine gute Basis für die Anwendung in anderen Bereichen.
Für die Elektrodynamik können die Begriffe eins zu eins übernommen werden. Sie können formal vollkommen gleichartig durchgeführt werden, auch wenn sie zunächst etwas ganz anderes bedeuten. Die elektrische Feldstärke ist zwar auch ein Feldvektor, aber dort bewegt sich nichts mit irgendeiner Geschwindigkeit. Sondern die Feldstärke zeigt nur an, dass es an der Stelle dieses elektrischen Feldes gewisse Kraftwirkungen gibt. Also eine völlig andere Interpretation. Formal jedoch wird es in gleicher Weise durchgeführt.
Wir können die Hydrodynamik quasi als ein besonders übersichtliches mechanisches Modell für verschiedenartige Anwendungen ansehen, insbesondere auch zur Beschreibung von elektrischen und zugleich magnetischen Feldern. In diesem Zusammenhang sind der Begriff des „Flusses” und auch der Begriff von „Quellen” sehr wichtig. Beides lässt sich dem Begriff der „Massenerhaltung” zusammenfassen.
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