„Dielektrika” sind in der Regel Festkörper, manchmal auch Flüssigkeiten oder Gase. Es sind im Grunde Medien, da praktisch keine elektrische Leitfähigkeit haben. Das Anwesenheit solcher Dielektrika verändert das vorhandene Feld in einer gewissen Weise. Dabei spielen die jeweiligen molekularen Eigenschaften des Dielektrikums eine Rolle. Dabei geht es vor allem um die Eigenschaft, dass Moleküle sogenannte „Dipole” sein können.
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Bei so einem „elektrischen Dipol” betrachtet man eine negative und eine positive Ladung, die sich beide in einem gewissen Abstand d zueinander befinden. Dabei schaut man sich den Vektor an, der von −Q nach +Q gerichtet ist. In der Mitte des Vektors liegt der Ursprung des betrachteten Koordinatensystems. Anschließend schaut man sich irgendeinen Punkt P im Umfeld der Ladungen an. Dazu beleuchtet man die Ortsvektoren von den jeweiligen felderzeugenden Ladungen hin zum Punkt P. Der erste Ortsvektor zeigt vom Ursprung zum Punkt P. Dann gibt es noch einen zweiten Ortsvektor ₁, der von der positiven Ladung zum Punkt P zeigt, und einen dritten Ortsvektor ₂, der von der negativen Ladung zum Punkt P zeigt.
Wenn der Abstand d relativ klein ist gegenüber der Distanz zum Punkt P gelten folgende Beziehungen:
Um sich ein Bild davon zu machen, wie dieses Feld konkret ausschaut, betrachtet man die Überlagerung der Felder ausgehend von der jeweiligen Ladung. Hierzu spielt die Definition des elektrischen Dipolmoments eine wichtige Rolle:
Das elektrische Dipolmoment ist gleichgerichtet mit dem Vektor , und ist ein Vielfaches dieses Vektors. Und dieses Vielfache entspricht letztlich der Größe der Ladung.
Das Potential am Punkt des Ortsvektors beim Punkt P ist gegeben als:
Für den Fall das ||>>||, kann man nun eine Reinentwicklung vornehmen:
(Hinweis: Der Rechenweg hierzu wurde weggelassen)
Das lässt sich weiter umformen:
Nach Kürzen folgt daraus:
Damit erhält man ein elektrisches Potential, das hierbei mit
Für die elektrische Feldstärke gilt dann:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Feld in der Umgebung eines elektrischen Dipols stärker abfällt, als das Feld einer Punktladung.
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Das Dipolmoment lässt sich relativ leicht ausrechnen:
±Q sind die jeweiligen Ladungen
sind die Ortvektoren der jeweiligen Ladungen
(a)
ist die äußere Feldstärke
Nach Umformung erhält man:
Für das Dipolmoment in einem homogenen elektrischen Feld gilt also:
e ist das elektrische Dipolmoment
Wenn der Vektor des elektrischen Dipolmoments und der Vektor der äußeren Feldstärke parallel zueinander sind, ist das Kreuzprodukt gleich Null, und dann liegt kein Dipolmoment vor.
Wie wir anschließend noch sehen werden, spielen Dipole auch bei isolierenden Stoffen eine wesentliche Rolle.
Wenn man zwischen die beiden Platten eines Plattenkondensators ein Dielektrikum einbringt, geht je nach Material des Dielektrikums die Spannung unterschiedlich zurück. Wie lässt sich das interpretieren?
Grundsätzlich wird weiterhin ein gewisser Anteil des elektrischen Feldes durch das Dialektrikum hindurchdringen. Auch in einem nichtleitenden Körper gibt es somit elektrische Felder.
Um die Unterschiede zu erkennen, werden wir jetzt verschiedene Anordnungen gegenüberstellen.
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Das elektrische Feld bzw. die elektrische Feldstärke zwischen den Platten im Vakuum nennen wir vac .
Wenn man sich um die positiv geladene Platte eine geschlossene Fläche denkt, dann ist laut Gauß'schem-Gesetz der gesamte elektrische Fluss aus der Fläche heraus definiert als:
Außerdem ergibt sich laut Definition, dass der elektrische Fluss in diesem Fall
Wenn man beide Beziehungen gleichsetzt, ergibt sich:
Da aber Q /A die Flächenladungsdichte σ (Ladung pro Flächeneinheit) ist, lässt das noch umformen:
Auch hierbei erkennt man, dass die elektrische Feldstärke nicht vom Abstand der Platten abhängt.
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Ein Dielektrikum besteht grundsätzlich aus Molekülen oder Atomen. Und diese Moleküle werden im Allgemeinen aufgrund ihrer Anordnung ein elektrisches Dipolmoment haben können. Somit werden sich diese, unter dem Einfluss des elektrischen Feldes zwischen den Platten, auch verdrehen können.
Die Moleküle im Dielektrikum werden sich, soweit es ihnen möglich ist, so ausrichten, dass sich die ungleichen Ladungen jeweils anziehen. Die Dipolmomente zeigen dann in die gleiche Richtung wie das elektrische Feld, nämlich von Plus nach Minus.
Man kann sich dieses Dielektrikum in verschiedene Bereiche zerlegt denken. An den Rändern des Dielektrikums gibt es zu den Platten hin Grenzschichten. Die eine Grenzschicht zeichnet sich durch einen negativen Bereich aus und die andere Grenzschicht entsprechend durch eine positive Ladungsverteilung. Im Innenraum des Dielektrikums ist alles ausgeglichen. In Summe ist der Innenraum demnach elektrisch neutral, weil sich die Ladungen alle kompensieren.
Die Grenzschichten nennt man auch Polarisationsschichten, sodass man in den Grenzschichten einerseits eine Ladung −Qpol hat, und anderseits eine Ladung +Qpol. Im Grunde bedeutet das, dass sich im Kondensator ein zweiter Kondensator befindet, bei dem die Grenzschichten ihrerseits wieder wie zwei Platten fungieren. Allerdings ist jetzt der innere Kondensator durch die Ladungsanordnung entgegengesetzt. Natürlich wird er nicht die gleichen Ladungen tragen, weil es ja kein leitendes Medium ist. Auf diese Weise entsteht ein Gegenfeld, das sich mit dem ursprünglichen Feld überlagert. Und dadurch wird sich letztlich eine verringerte Feldstärke ergeben.
Im Innern stellt sich diese elektrische Feldstärke dann als
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Wie schaut jetzt die Polarisation des Dielektrikums pro Volumeneinheit aus?
Das ist einfach die Summe aller Dipolmomente pro Volumeneinheit:
V ist das Volumen des Dielektrikums
Wenn man ein einheitliches Material für das Dielektrikum betrachtet, dann werden die
elektrischen Dipolmomente
N ist die Anzahl aller Moleküle im Dielektrikum
Aber letztlich ist es das Ziel, das elektrische Feld zu berechnen. Dabei spielt die Flächen-Ladungsdichte in den Grenzschichten eine wesentliche Rolle. Bei der Größenordnung der Grenzschichten betrachtet man nur eine Moleküldicke. Die Schichtdicke wird hierbei etwa d entsprechen, also dem Abstand zwischen der positiven und der negativen Ladung.
Für die Polarisationsladung in der Grenzschicht erhält man:
A · d ist das Volumen der Grenzschicht
Die Polarisationsflächenladungsdichte ist somit definiert als:
Und damit lässt sich jetzt auch das elektrische Feld im Inneren des Dielektrikums ermitteln. Die Polarisationsfeldstärke entspricht ja der Flächenladungsdichte dividiert durch ε₀.
Es ergibt sich für die Polarisationsfeldstärke (analog zum Vakuumkondensator):
Aufgrund dessen ließe sich das Ganze auch als Vektorgleichung darstellen.
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Die Vektoren der Polarisationsfeldstärke pol sind entgegengerichtet der Dipolmomente pro Volumeneinheit. Dadurch kommt es zu einer Abschwächung des Feldes, weil es an der Struktur der Dipole liegt. Denn die elektrischen Dipole können als Anordnung zweier entgegengesetzter Ladungen aufgefasst werden.
Hinweis: Bei den magnetischen Phänomenen und bei der Beeinflussung von Magnetfeldern durch Magnetika, insbesondere durch Feromagnetika, gibt es einen entscheidenden Unterschied. Bei den Magnetfeldern ist die Polarisationsflussdichte gleichgerichtet mit dem Polarisationsvektor. Dort kommt es zu einer Verstärkung des magnetischen Feldes.
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Wir konnten also erkennen, dass der durch +Qpol und −Qpol gegebene innere Kondensator eine Feld erzeugt, welches dem durch +Q und −Q erzeugten äußeren Feld entgegengerichtet ist.
Möchte man jetzt entsprechend zu einer Vektorgleichung übergehen, muss man aufgrund der Anordnung der Vektoren ein Minus hinzufügen:
Und damit ergibt sich für die elektrische Feldstärke im Dielektrikum:
Aber um das konkret zu berechnen, benötigen wir natürlich noch den Polarisationsvektor . Auf den werden wir jetzt kurz Bezug nehmen.
So ein Dielektrikum kann auf zweierlei Weise polarisiert werden. Einerseits in Form einer Orientierungspolarisation. Quasi so wie oben behandelt, indem sich vorhandene Dipole orientieren und entsprechend ausrichten. Dadurch kommt es zu permanenten Dipolen.
In vielen Fällen aber tritt eine Verschiebungspolarisation auf. In einem solchen Fall ist ein Molekül von einer Elektronenhülle umgeben. Und wenn man ein solches Molekül in ein äußeres elektrisches Feld bringt, wird sich der positive Atomkern auf die eine Seite verschieben wollen, und die Elektronenhülle auf die andere Seite. Dadurch wird letztlich ein Dipol induziert.
Das dadurch entstehende Dipolmoment lässt sich definieren als:
α ist die Polarisierbarkeit als Proportionalitätsfaktor
Χe ist die dielektrische Suszeptibilität des Dielektrikums
Diese „Suszeptibilität” ist eine Materialeigenschaft, welche die Fähigkeit zur elektrischen Polarisierung in einem eingeprägten elektrischen Feld angibt. Der Wert kann von einer Vielzahl von Parametern abhängen. Dazu zählen die Frequenz und Ausrichtung des betrachteten elektrischen Feldes oder eine Polarisation des Materials durch elektrische Ströme.
Daraus ergibt sich jetzt für die elektrische Feldstärke im Dielektrikum:
Daraus folgt wiederum:
εr ist die relative Dielektrizitätskonstante
Diese „relative Dielektrizitätskonstante” ist der Faktor, um den das Feld im Dielektrikum kleiner ist, als die Feldstärke im Vakuum. Mit anderen Worten, die elektrische Feldstärke im Dielektrikum ist um den Faktor 1 /εr kleiner, als die elektrische Feldstärke im Vakuum.
Was bedeutet das aber für die freien, ungebundenen Ladungen im Dielektrikum? Auf diese Frage gehen wir im nächsten Kapitel ein.
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