Wenn man auf einer geschlossenen Fläche die Randbedingungen für die Lösungen der Poisson-Gleichung vorgibt, dann ist die Lösung der Poisson-Gleichung im Innenraum dieser geschlossenen Fläche eindeutig bestimmt. Hat man irgendeine Lösung gefunden, die dem genügt, hat man damit auch schon die Lösung erhalten.
Man kann das an einem Beispiel verdeutlichen. Hierzu betrachten wir eine geladene leitende Hohlkugel. Die Ladung sei Q und der Radius R. Jetzt ist es sinnvoll, die beiden Bereiche, sprich den Außenraum und den Innenraum, getrennt zu betrachten.
Die Ladung Q wird sich gleichmäßig über die ganze Kugelfläche verteilen. Wenn auch viele gleichnamige Elementarladungen vorhanden sind, die sich gegenseitig abstoßen, werden sich diese dennoch gleichmäßig auf der Außenseite der Hohlkugel verteilen.
Nun kann man außerhalb eine weitere konzentrische Kugelfläche K mit dem Radius r betrachten. Der Radius r wird also größer sein als der Radius R. Wie wird sich nun das elektrische Feld in der Umgebung der Kugelfläche darstellen? Hierbei lässt sich das Gauß'sche Gesetz anwenden.
Der elektrische Fluss durch die Kugelfläche K ist definiert als:
Da aufgrund der Kugelsymmetrie alle Vektoren radial angeordnet sind, liegen diese auch parallel zu den Flächenvektoren d. Insofern ist der Betrag des elektrischen Feldes überall der gleiche, und man muss nur die Kugelfläche mit diesem Betrag multiplizieren.
Da andererseits ΦE = Q /ε₀ entspricht, kann man jetzt beides gleichsetzen:
Und damit erhält man sofort den Betrag für die elektrische Feldstärke (Hohlkugel):
Man erkennt hier sofort, dass die elektrische Feldstärke im Außenraum dem einer Punktladung entspricht. Jetzt stellt sich die Frage, wie sieht es nun mit dem Potential aus?
Entsprechend der Definition ergibt sich:
Auch hier liegt der Bezugspunkt wieder im Unendlichen. Nach Integration erhält man:
Und damit gilt also für eine geladene Hohlkugel:
Wenn man eine leitende Oberfläche betrachtet, bei der das Potential konstant ist, also wenn r = R = const ist, dann entspricht diese Oberfläche einer Äquipotentialfläche.
Das wäre zum Beispiel dann der Fall, wenn man das Potential an die Erde anschließt:
In diesem Fall nimmt die Feldstärke
Jetzt werden wir die Poisson-Gleichung zur Berechnung des Innenfeldes zugrunde legen.
In diesem Fall ist
Daher ist das Potential im Innenraum konstant, und damit ist der grad ϕ auch Null. Insofern ist der Innenraum feldfrei.
Diagramm (wird später eingefügt)
Hinweis: Die elektrische Feldstärke in der Umgebung einer Punktladung geht
betragsmäßig mit
Die Hohlkugel schirmt den Innenraum gegen äußere Einflüsse ab. Und das ist das Prinzip des „Faraday-Käfigs”.
Alle Koaxialkabel sind quasi solche langen Hohlzylinder. Denn die Abschirmungen sind zylindrisch und bewirken, dass im Innenraum alles abgeschirmt ist.
Beim Zylinder gibt es jedoch eine andere Abhängigkeit des elektrischen Feldes vom Abstand.
Die Ladung des Zylinders nennen wir hier γ und den Radius R. Und wieder betrachten wir die beiden Bereiche, den Außenraum und den Innenraum.
Grafik (wird später eingefügt)
Die Ladung γ wird sich gleichmäßig über eine gewisse Länge l des Zylinders verteilen.
Man betrachtet außerhalb eine weitere konzentrische Zylinderoberfläche Z mit dem Radius r. Der Radius r ist wieder größer als der Radius R. Der elektrische Fluss durch die Zylinderoberfläche Z ist definiert als:
Andererseits gilt nach dem Gauß'chen Gesetz
γ ist die Ladung pro Längeneinheit
Und damit erhält man sofort den Betrag für die elektrische Feldstärke (Zylinder):
Jetzt stellt sich wieder die Frage, wie sieht es nun mit dem Potential aus?
Entsprechend der Definition ergibt sich:
Da 1/ r' · dr' der natürliche Logarithmus (ln) ist, lässt sich auch schreiben:
Hier liegt der Bezugspunkt allerdings nicht im Unendlichen, sondern bei
Abschließend werden wir ebenfalls die Poisson-Gleichung zur Berechnung des Innenfeldes hernehmen.
In diesem Fall ist
Somit ist das Potential im Innenraum konstant, und dann ist der grad ϕ auch Null. Und damit ist der Innenraum feldfrei.
Diagramm (wird später eingefügt)
Die Kurvenverläufe schauen sehr ähnlich aus. Nur dass die elektrische Feldstärke beim Hohlzylinder nicht mehr betragsmäßig mit 1 /r² zurückgeht, wie das bei der Hohlkugel der Fall ist.
Wenn man zum Beispiel eine Punktlichtquelle wie die Sonne betrachtet, nimmt die Intensität im Abstand mit 1/ r² ab.
Nun gehen wir der Frage auf den Grund, wie Ladungen getrennt werden können.
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