Bei elektrischen Ladungen kommt es bedingt durch deren Ladungszustand, hervorgerufen durch die Einwirkung eines elektrischen Feldes, oft zu Ladungsverschiebungen. Man spricht dann von „Influenz”.
Bei einem Leiter werden die beweglichen Ladungen, dabei handelt es sich fast immer um Elektronen, auf der Oberfläche verschoben und ändern ihren Platz. Das führt zu ortsabhängigen Ladungsdichten. Die festsitzenden Atome werden davon nicht beeinflusst. Die Verschiebung erfolgt meist so lange, bis auf die freibeweglichen Ladungsträger keine Kraft mehr einwirkt. Mit anderen Worten, das geschieht so lange, bis das ursprüngliche elektrische Feld durch das elektrische Feld der verschobenen Ladungen vollständig kompensiert wurde und der Innenraum feldfrei ist. In und auf einem Nichtleiter können keine Ladungen verschoben werden, es werden aber die vorhandenen Atome bzw. Moleküle polarisiert. Doch dazu später mehr.
Wie wir gesehen haben, stoßen sich Gleichnamige elektrische Ladungen gegenseitig ab, wogegen sich ungleichnamige anziehen. Bringt man einen Körper mit leitfähiger Oberfläche in ein elektrisches Feld, so verändert sich auf ihm die Ladungsdichte. Dies geschieht, weil negative und positive Ladungen durch die Wirkung dieses elektrischen Feldes in andere Richtungen streben. Auf gewissen Flächen gibt es dann mehr Ladungsträger als auf anderen. Es kommt zu einer unterschiedlichen Ladungsdichte. Aber die Gesamtladung des Körpers bleibt konstant.
Die Poisson-Gleichung hat die wichtige mathematische Eigenschaft, dass man bei den Lösungen
die Randbedingungen längs einer geschlossenen Fläche vorgibt. Damit ist die
Lösung der Gleichung für den Innenraum einer geschlossenen Fläche eindeutig.
Vor allem, wenn die Oberfläche des Körpers leitend ist und sich zudem die elektrische
Ladung im Gleichgewicht befindet, während der Innenraum ladungsfrei ist. In
einem solchen Fall bezeichnet man die Oberfläche als Äquipotentialfläche.
Und wenn man ein konstantes Potential voraussetzt, wird die Laplace-Gleichung
Wenn man zum Beispiel eine geschlossene leitende Oberfläche betrachtet, deren Ladung sich im Gleichgewicht befindet, dann wird längs der ganzen Oberfläche eines Hohlkörpers das Potential konstant sein. Wäre das nicht der Fall, gäbe es elektrische Felder und dann würde es zu Ladungsverschiebungen kommen. Und zwar solange bis sich die Ladungen wieder im Gleichgewicht befinden.
Nun könnte man einen Hohlkörper einem äußeren elektrischen Feld aussetzen, indem geladene Körper in dessen Nähe gebracht werden. Oder man bringt diesen Körper in ein Feld zwischen den Platten eines Kondensators. In einem solchen Fall würden die äußeren elektrischen Felder den Hohlkörper durchsetzen. Wobei der Innenraum feldfrei bleibt. Warum ist das so?
Die beweglichen Ladungen in dem leitenden Hohlkörper beginnen sich durch die Einwirkung des äußeren Feldes so zu verschieben und entsprechend anzuordnen, dass sie selbst ein Feld erzeugen, welches im Innenraum das äußere Feld nahezu kompensiert. Dadurch kommt es, wie bereits erwähnt, zu Ladungsverschiebungen oder Influenz.
Wenn man bei einem Versuchsaufbau ausreichend gleichnamige Ladungen „gelöffelt” hat, wird es immer schwieriger weitere Ladungen zu übertragen. Denn die Ladungen beginnen sich jenseits eines bestimmten Punktes gegenseitig abzustoßen. Insofern führt das „Becher-Elektrometer” zu einer wesentlich effizienteren Ladungsübertragung gegenüber einem flachen Elektrometer. Hinzu sei noch erwähnt, dass die Ladungsübertragung immer in das „Innere” des Bechers erfolgen muss.
Positive und negative Ladungen wandern zu den entsprechenden Polen, sprich die Ladungsträger beginnen sich zu verschieben. Ähnliches kann man bei einem Kondensator beobachten.
Die eine Platte (2) ist geerdet. An die andere Platte (1) wird eine Hochspannung angelegt. Die Platte (1) wird sich positiv aufladen. Die Platte (2) wird sich entsprechend durch Influenz negativ aufladen, weil von der Erde Ladungsträger zur geerdeten Platte wandern. Im Innenraum wird sich ein weitgehend homogenes elektrisches Feld ausbilden.
Grafik (wird später eingefügt)
Wenn man nun zwei leitende Körper in den Innenraum des Kondensators einführt, ohne die Kondensatorplatten zu berühren, werden sich an beiden Körpern entsprechend negative Ladungen in Richtung der positiven Kondensatorplatte ansammeln und negative Ladungen in Richtung der negativen Kondensatorplatte. Im Innern der beiden Körper herrscht wieder Feldfreiheit.
Demzufolge ist gleich viel negativer Ladungsüberschuss auf der einen Seite, und gleich viel positiver Ladungsüberschuss auf der anderen Seite.
Grafik (wird später eingefügt)
Kondensatoren sind eine wichtige Anwendung in der Elektrostatik. Bei Kondensatoren geht es darum, Instrumente herzustellen, die in einem gewissen Raumbereich erhebliche Ladungen speichern können, ohne dass dabei nennenswerte elektrische Felder in deren Umgebung entstehen. Es gibt verschiedene Ausführungen von Kondensatoren. Aber in jedem Fall ist es so, dass zwei entgegengesetzt geladene Leiterflächen angeordnet sind, sprich zwei Elektroden.
Eine dieser Elektroden hat +Q, die andere −Q. Die konkrete Anordnung der Elektroden kann sehr unterschiedlich sein. Die einfachste Gestaltung ist der Plattenkondensator. Er hat den Vorteil, dass zwischen den beiden Platten ein homogenes elektrisches Feld entsteht. Bei technischen Anwendungen hat man dagegen oft Zylinderkondensatoren. Aber wie bringt man die Ladung auf die Elektroden?
Grafik (wird später eingefügt)
Zunächst ist der Kondensator ungeladen. Dann wird an einer der beiden Platten eine Spannung angelegt, wobei die zweite Platte geerdet ist. Durch die Spannung kommt die Platte auf ein erhöhtes Potential. Insofern wird sich eine positive Ladung ansammeln. Nach beiden Richtungen wird sich ein elektrisches Feld ausbilden. Bei der zweiten Platte wird es dann so sein, dass diese im Innenraum kein Feld zulassen möchte, und sich an dieser Platte deshalb negative Ladungen ansammeln. Außen bleiben die positiven Ladungen erhalten. Doch in Summe bleibt die zweite Platte ungeladen, was wieder einer Influenzerscheinung gleicht. Die geerdete Platte hat also die negative Ladung vom Erdpotential hochgehoben.
Die positive Platte hat nach beiden Seiten hin ein elektrisches Feld, bei dem die Feldlinien von der Platte weg zeigen. Aber bei der negativen Platte zeigen die Feldlinien von beiden Seiten zur Platte hin. Das heißt, außerhalb des Kondensators kompensieren sich die Feldlinien gegenseitig weg. Im Innenraum dagegen verstärken sie sich. Und damit ist eine Situation erreicht, wo positive und negative Ladungen getrennt gespeichert werden können. Da außerhalb des Kondensators kein elektrisches Feld entsteht, sitzen die Ladungen nur auf den inneren Flächen des Kondensators.
Auf diese Weise lassen sich sehr hohe Ladungen in einem Kondensator speichern. Es zeigt sich, dass die Ladung auf dem Kondensator proportional ist zur gesamten elektrischen Feldstärke und proportional zur Spannung: Q ∝ || ∝ U₀. Das bedeutet, dass es eine Beziehung geben muss, nämlich dass die Ladung über einen Proportionalitätsfaktor mit der Spannung verbunden ist:
Daraus folgt eine fundamentale Beziehung:
C ist die Kapazität des Kondensators
Auf den Elektroden befindet sich eine Äquipotentialfläche, denn nur so ist sichergestellt, dass das System statisch ist. Die Spannung ist eine wohldefinierte Größe zwischen den beiden Elektronen. Wenn daher ein Kondensator eine hohe Kapazität hat, kann er entsprechend viele Ladungen speichern, wobei gleichzeitig die Spannung zwischen den Elektroden klein ist.
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