Bisher haben wir immer über Gleichgewichtszustände gesprochen. Jetzt wollen wir diese Gleichgewichtszustände verlassen, und eine räumliche Inhomogenität der entsprechenden Systeme in Betracht ziehen.
Wenn es um Nichtgleichgewichtszustände geht, spricht man insbesondere von drei Vorgängen. Das sind einmal der Impulstransport, der Massetransport und der Energietransport (Wärmemenge).
Beim „Impulstransport” geht es um einen Vorgang, den wir bereits in der Hydrodynamik schon besprochen haben. Der Impulstransport führt nämlich zu einer Wechselwirkung zwischen den Flüssigkeitsschichten, die mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten aneinander abgleiten.
Zusätzlich zu den verschiedenen Geschwindigkeitsvektoren gibt es einen Impulstransport-Vektor p, ähnlich wie bei einer bewegten Platte zu einer ruhenden Platte. Diese Impulstransportdichte pro Flächeneinheit, vermittelt dann die Kraftwirkung zwischen den beiden Platten. Und das ist auch letztlich das, was man unter der Viskosität versteht. Der Impulstransport führt nämlich zu der entsprechenden Kraftwirkung. Deshalb muss die obere Platte mit einer gewissen Kraft gezogen werden, um die Zähigkeit überwinden zu können.
Diese Kraft haben wir in der Hydrodynamik schon aufgeschrieben als:
Wenn man das jetzt auf die Flächeneinheit der zwei Platten bezieht, ergibt sich:
Es ist hierbei nur wichtig zu erkennen, dass es sich um einen Transport des Impulses der Teilchen von der bewegten Zone hinunter in die ruhigere Zone handelt. Und das dieser Impulstransportvektor einfach nur Kraft pro Fläche ist.
Beim „Massetransport” gibt es eine sehr einfache Gesetzmäßigkeit. Hierzu könnte man sich wieder einen durchgängigen Zylinder vorstellen, wo in einem Bereich viele Moleküle vorhanden sind, dagegen in dem anderen Bereich nur wenige. Wenn man von Konvektionsbewegungen absieht, werden sich diese Moleküle auf eine gemeinsame Konzentration ausgleichen. Und hier ist jetzt die Abweichung der beiden Ausgangsdichten ausschlaggebend. Wenn die Dichte in beiden Bereichen jeweils gleich ist, wird sich maßgeblich nichts tun. Wenn die Dichte aber jeweils sehr unterschiedlich ist, kommt es zu einem Transport vom Bereich hoher Dichte zum Bereich niedrigerer Dichte. Und der Masseflussvektor pro Querschnittsflächeneinheit, der zu dieser Diffusion beiträgt, lässt sich wie folgt beschreiben:
Das ist auch das Ficksche Gesetz.
D ist der Diffusionskoeffizient
n ist die Molekülanzahldichte
Je stärker der Gradient in dem Bereich mit der höheren Dichte ist, desto größer wird der Massefluss sein. Der Gradienten-Vektor zeigt immer in Richtung der höheren Parameter (Dichte), daher auch der negative Wert (minus). Denn das System diffundiert immer in Richtung kleiner Dichten.
Der Diffusionskoeffizient ist eine Proportionalitätskonstante, und ist nichts anderes als eine Größe, die charakteristisch für verschiedene Gase ist. Je nach Molekülgröße, Querschnitt usw. werden die Bereiche schneller oder weniger schnell diffundieren. Und alles lässt sich empirisch ermitteln und wird letztlich durch den Diffusionskoeffizienten entsprechend berücksichtigt. Auf diese Wiese kann man den Massetransport durch Diffusion bestimmen.
Der „Energietransport” kann auf dreierlei Weise stattfinden.
Einerseits durch Wärmeleitung. Hierbei geht es um ein ruhendes System, bei dem die Energie durch einen Stahlstab von einem heißen Ende zum kalten Ende transportiert wird. Als zweites durch Konvektion. Hierbei wird Materie durch ein strömendes Fluid, wie zum Beispiel ein heißes Gas, mitgeführt. Und letztlich sogar ohne Anwesenheit von materiellen Körpern durch Strahlung. Die Energie, die uns beispielsweise die Sonne liefert, gelangt weder durch Wärmeleitung noch durch Konvektion zu uns, sondern nur durch Wärmestrahlung. Und wie wir heute wissen, ist das nichts anderes, als eine elektromagnetische Welle, die eine derartige Strahlung bewirkt.
Die „Wärmeleitung” kann man sich ähnlich vorstellen, wie es beim Massetransport beschrieben wurde. Aber statt der unterschiedlichen Moleküldichten, herrscht jetzt auf der einen Seite eine hohe Temperatur und auf der anderen Seite eine niedrigere. Die Moleküle auf der einen Seite zittern stark und die auf der anderen Seite weniger stark. Und dieses Zittern breitet sich dann langsam auf den ganzen Körper aus. Und in entsprechender Weise erhält man auch hier eine Gesetzmäßigkeit. In diesem Fall spricht man von einer Wärmeflussdichte :
K ist die Wärmeleitfähigkeit
Die „Konvektion” ist ein hydrodynamischer Vorgang, bei dem eine gewisse Masse eines Gases oder einer Flüssigkeit durch die Strömung mitgeführt wird. Und mit dieser Masse oder Materie wird ein Wärmeinhalt transportiert. Dann spricht man von einem Energietransport durch Konvektion.
Die thermische Strahlung oder Wärmestrahlung ist ein sehr wichtiger Prozess. Vor mehr als hundert Jahren hat Max Planck durch Analyse der Experimente zur Wärmestrahlung eines schwarzen Körpers erkannt, dass die Quantenmechanik eine wesentliche Rolle bei der Beschreibung dieses Effekts spielt. Er hat erstmals in diesem Zusammenhang eine sogenannte Hilfskonstante ℏ eingeführt. Diese Hilfskonstante hat sich in weiterer Folge als das Plancksche Wirkungsquantum herausgestellt, und damit den Ausgangspunkt der Quantenphysik markiert.
Die „Wärmestrahlung” lässt sich besonders einfach mithilfe des Stefan-Boltzmann-Gesetzes (nicht Ludwig Boltzmann) beschreiben.
Dieses Gesetz besagt, wie groß der Wärmestrahlungsfluss von einer heißen Oberfläche weg in die Umgebung ist. Beispielsweise weg von der Sonnenoberfläche oder von einer rotglühenden Metalloberfläche bzw. von einer ganz normalen Oberfläche. Dieser Strahlungsfluss Φ ist im wesentlichen Energie pro Zeiteinheit, die von einer heißen Fläche aus auftritt. Der Strahlungsfluss kann beschrieben werden als:
ε ist der Emissionsgrad
σ ist die Stefan-Boltzmann Konstante
Der Emissionsgrad ist aus gewissen Gleichgewichtsgründen das gleiche, wie der Absorptionsgrad. Der Wert liegt nahe bei 1, denn schwarze Körper absorbieren gut und emittieren auch gut.
Die Wärmestrahlung von einer heißen Oberfläche in die Umgebung, definiert als Energie pro Zeiteinheit, ist proportional zur Größe der Oberfläche und auch proportional zu einem Theoriefaktor, nämlich dieser Stefan-Boltzmann Konstante.
⇦ Kapitel Kapitel ⇨