Wirbelstrukturen im
4 - dimensionalen
gekrümmten Raum
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Relativitätstheorie
Teil C


Theorie des Gravitationsfeldes
Teil C

§ 13. Bewegungsgleichung des materiellen Punktes im Gravitationsfeld.
Ausdruck für die Feldkomponenten der Gravitation.


Ein frei beweglicher, äußeren Kräften nicht unter­worfener Körper, bewegt sich nach der Speziellen Relativi­täts­theorie gerad­linig und gleich­förmig. Dies gilt auch nach der Allgemeinen Relativi­täts­theorie für einen Teil des 4-dimen­sionalen Raumes, in welchem das Koordi­naten­system K₀ so wähl­bar und so gewählt ist, dass die gμν die in (4) gegebenen speziellen konstanten Werte haben.

Betrachtet man eben diese Bewegung von einem beliebig gewählten Koordi­naten­system K₁ aus, so bewegt er sich von K₁ aus, beurteilt nach den Über­legungen des §2 (Teil-A) in einem Gravi­tations­feld. Das Bewegungs­gesetz mit Bezug auf K₁ ergibt sich leicht aus folgender Über­legung. Mit Bezug auf K₀ ist das Bewegungs­gesetz eine 4-dimen­sionale Gerade, also eine geodätische Linie. Da nun die geodätische Linie abhängig vom Bezugs­system definiert ist, wird ihre Gleichung auch die Bewegungs­gleichung des materiellen Punktes in Bezug auf K₁ sein. Legt man fest: (45)

so lautet also die Gleichung der Punktbewegung in Bezug auf K₁: (46)

Es liegt nahe anzunehmen, dass dieses allgemein kovariante Gleichungs­system die Bewegung des Punktes im Gravi­tations­feld auch in dem Fall bestimmt, dass kein Bezugs­system K₀ existiert, bezüg­lich dessen in endlichen Räumen die Spezielle Relativi­täts­theorie gilt. Diese Annahme ist umso berechtigter, als (46) nur erste Ablei­tungen der gμν ent­hält, zwischen denen auch im Spezial­fall der Existenz von K₀ keine Bezie­hungen bestehen.

Einstein ergänzt hierzu, dass erst zwischen den zweiten (und ersten) Ablei­tungen gemäß § 12 die Bezie­hungen Bμϱστ = 0 bestehen.

Verschwinden die Γμτν, so bewegt sich der Punkt gerad­linig und gleich­förmig. Diese Größen rufen also die Abwei­chung der Bewegung von der Gleich­förmig­keit hervor. Sie sind die Kompo­nenten des Gravi­tations­feldes.


§ 14. Die Feldgleichungen der Gravitation bei Abwesenheit von Materie.


Man unterscheidet im Folgenden zwischen „Gravi­tations­feld” und „Materie”, in dem Sinne, dass alles außer dem Gravi­tations­feld als „Materie” bezeichnet wird, also nicht nur die „Materie” im üblichen Sinne, sondern auch das elektro­magne­tisches Feld.

Als Nächstes gilt es, die Feldg­leichungen der Gravi­tation bei Abwesen­heit von Materie zu unter­suchen. Dabei ver­wendet man wieder dieselbe Methode wie im vorigen Para­graphen bei der Auf­stellung der Bewegungs­gleichung des materiellen Punktes. Ein Spezial­fall, in welchem die gesuchten Feld­gleichungen jeden­falls erfüllt sein müssen, ist der der ursprüng­lichen Relativitäts­theorie, in dem die gμν gewisse konstante Werte haben. Dies sei der Fall in einem gewissen end­lichen Gebiet in Bezug auf ein bestimmtes Koordi­naten­system K₀. In Bezug auf dieses System ver­schwinden sämt­liche Kompo­nenten Bμϱστ des Riemannschen Tensors [Gleichung (34)]. Diese ver­schwinden dann für das betrach­tete Gebiet auch bezüg­lich jedes anderen Koordi­naten­systems.

Die gesuchten Gleichungen des materie­freien Gravi­tations­feldes müssen also jeden­falls erfüllt sein, wenn alle Bμϱστ ver­schwinden. Allerdings ist diese Bedingung sehr weit­reichend. Denn es ist nach­vollziehbar, dass z.B. das von einem Massen­punkt in seiner Umgebung erzeugte Gravi­tations­feld ziemlich sicher durch keine Wahl des Koordi­naten­systems „wegtransformiert”, das heißt auf den Fall konstanter gμν trans­formiert werden kann.

Deshalb liegt es nahe, für das materie­freie Gravi­tations­feld das Ver­schwinden des aus dem Tensor Bμϱστ abgeleiteten symmetrischen Tensors Bμν zu ver­langen. Man erhält so 10 Gleichungen für die 10 Größen gμν, welche im Speziellen erfüllt sind, wenn sämtliche Bμϱστ ver­schwinden. Diese Gleichungen lauten mit Rück­sicht auf (44) bei der von uns getroffenen Wahl für das Koordi­naten­system für das materie­freie Feld: (47)

Nach Einsteins Worten muss darauf hingewiesen werden, dass der Wahl dieser Gleichungen ein Minimum von Willkür anhaftet. Denn es gibt außer Bμν keinen Tensor zweiten Ranges, der aus den gμν und deren Ablei­tungen gebildet ist, keine höheren als zweite Ablei­tungen ent­hält, und in letzteren linear ist.

Einstein ergänzt hierzu, dass sich dies eigent­lich nur von dem Tensor Bμν + λgμν (gαβ Bαβ) behaupten lässt, wobei λ ein Konstante ist. Setzt man jedoch diesen = 0, so kommt man wieder zu den Glei­chungen Bμν = 0.

Dass diese Gleichungen sich aus der Forderung der allge­meinen Relativi­tät auf rein mathe­matischem Weg in Verbin­dung mit den Bewegungs­gleichungen (46) ergeben, und zwar in erster Nähe­rung das Newtonsche Attrak­tions­gesetz, sowie in zweiter Nähe­rung die Erklä­rung der von Le Verrier ent­deckten Perihel­bewegung des Merkur liefern, über­zeugten Einstein von der physika­lischen Richtig­keit der Theorie.


§ 15. Hamiltonsche Funktion für das Gravitationsfeld, Impulsenergiesatz.


Um zu zeigen, dass die Feld­gleichungen dem Impuls­energie­satz entsprechen, ist es am bequemsten, sie in folgender Hamiltonscher Form zu schreiben: (47a)

Dabei verschwinden die Varia­tionen an den Grenzen des betrach­teten begrenzten 4-dimen­sionalen Integrations­raumes.

Einstein zeigte zunächst, dass die Form (47a) mit den Gleichungen (47) äquivalent ist. Zu diesem Zweck betrachtet man H als Funktion der gμν und der

Dann ist zunächst

Nun ist aber

Die aus den beiden letzten Termen der runden Klammer hervor­gehenden Terme sind von verschie­denem Vor­zeichen und gehen aus­einander (da die Benennung der Summations­indizes belang­los ist) durch Ver­tauschung der Indizes μ und β hervor. Sie heben einander im Ausdruck für δH weg, weil sie mit der bezüg­lich der Indizes μ und β symmetrischen Größe Γμαβ multi­pliziert werden. Es muss also nur das erste Glied der runden Klammer berück­sichtigt werden, so dass man mit Rück­sicht auf (31) erhält:

Daraus folgt demnach: (48)

Die Ausführung der Variation in (47a) ergibt zunächst folgendes Gleichungs­system: (47b)

welches wegen (48) mit (47) über­einstimmt, was nach Einsteins Worten zu beweisen war. Multi­pliziert man (47b) mit gσμν, so erhält man, weil

und folglich

folgende Gleichung:

Oder: (49)

bzw. wegen (48), der zweiten Gleichung (47) und (34): (50)

Es ist zu beachten, dass tσα kein Tensor ist. Dagegen gilt (49) für alle Koordinaten­systeme, für welche √−g = 1 ist. Diese Gleichung drückt den Erhaltungs­satz des Impulses und der Energie für das Gravi­tations­feld aus. Tatsäch­lich liefert die Integration dieser Gleichung über ein 3-dimen­sionales Volumen V die vier Gleichungen: (49a)

Wobei α₁, α₂, α₃ der Richtungs­kosinus der nach innen gerich­teten Normale eines Flächen­elementes der Begrenzung von der Größe dS (im Sinne der euklidischen Geometrie) bedeuten. Man erkennt hierin den Ausdruck der Erhaltungs­sätze in üblicher Fassung. Die Größen tσα bezeichnet man als die „Energie­komponenten” des Gravi­tations­feldes.

Einstein gab die Gleichungen (47) noch in einer dritten Form an, die für den Sachverhalt besonders dienlich wäre. Durch Multi­plikation der Feld­gleichungen (47) mit gνσ ergeben sich diese in der „gemischten” Form. Beachtet man, dass

welche Größe wegen (34) gleich

oder (nach geänderter Benennung der Summations­indizes) gleich ist

Das dritte Glied dieses Ausdrucks hebt sich weg gegen das aus dem zweiten Glied der Feld­gleichungen (47) entstehende. An Stelle des zweiten Gliedes dieses Ausdrucks lässt sich nach Beziehung: (50)

setzen (t = tαα). Man erhält also an Stelle der Gleichungen (47): (51)


§ 16. Allgemeine Fassung der Feldgleichungen der Gravitation.


Die im vorigen Para­graphen aufge­stellten Feld­gleichungen für materie­freie Räume sind mit der Feld­gleichung

der Newtonschen Theorie zu vergleichen. Es muss die Gleichung heraus­gestellt werden, welche der Poisson-Gleichung

entspricht, wobei ϱ die Dichte der Materie bedeutet.

Die Spezielle Relativi­täts­theorie hat zu dem Ergebnis geführt, dass die träge Masse nichts anderes ist als Energie, welche ihren voll­ständigen mathe­matischen Ausdruck in einem symmetrischen Tensor zweiten Ranges, dem Energie­tensor, findet. Einstein führte daher auch in der Allgemeinen Relativi­täts­theorie einen Energie­tensor der Materie Tσα ein, der wie die Energie­kompo­nenten tσα1 [Gleichungen (49) und (59)] des Gravi­tations­feldes gemischten Charakter hat, aber zu einem symmetrischen kovarianten Tensor gehören wird.

Wie dieser Energie­tensor (entspre­chend der Dichte ϱ in der Poisson-Gleichung) in die Feld­gleichungen der Gravi­tation einzu­führen ist, beschreibt das Gleichungs­system (51). Betrachtet man nämlich ein voll­ständiges System (z.B. das Sonnen­system), so wird die Gesamt­masse des Systems, also auch seine gesamte gravitierende Wirkung, von der Gesamt­energie des Systems, also von der ponderablen und Gravi­tations­energie zusammen, abhängen. Dies wird sich dadurch aus­drücken lassen, dass man in (51) an Stelle der Energie­komponenten tμσ des Gravi­tations­feldes allein die Summen tμσ + Tμσ der Energie­kompo­nenten von Materie und Gravi­tations­feld ein­führt. Man erhält so statt (51) folgende Tensor­gleichung: (52)

Wobei T = Tμμ gesetzt ist (Lauescher Skalar). Dies sind die gesuchten all­gemeinen Feld­gleichungen der Gravi­tation in gemischter Form. An Stelle von (47) ergibt sich daraus rück­wärts folgendes System: (53)

Einstein machte die Einschrän­kung, dass diese Einfüh­rung des Energie­tensors der Materie durch das Relativi­täts­postulat allein nicht gerecht­fertigt wird. Deshalb wurde sie weiter oben aus der Forderung abge­leitet, dass die Energie des Gravi­tations­feldes in gleicher Weise gravi­tierend wirken soll, wie jegliche anders geartete Energie. Der über­zeugendste Grund für die Wahl der vor­stehenden Gleichungen liegt aber darin, dass sie zur Folge haben, dass für die Kompo­nenten der Total­energie Erhaltungs­gleichungen (des Impulses und der Energie) gelten, welche den Gleichungen (49) und (49a) genau ent­sprechen. Dies soll im Folgenden dargelegt werden.


§ 17. Die Erhaltungssätze im allgemeinen Falle.


Die Gleichung (52) lässt sich leicht so umzuformen, dass auf der rechten Seite das zweite Glied weg­fällt. Man verjünge (52) nach den Indizes μ und σ und subtrahiere die so erhaltene Gleichung, mit 1/2 δμσ multi­plizierte Gleichung von (52). Es ergibt sich daraus: (52a)

An dieser Gleichung wird die Operation ∂/∂x₀ gebildet. Folglich ist:

Das erste und das dritte Glied der runden Klammer liefern Beträge, die einander weg­heben, wie man erkennt, wenn im Betrag des dritten Gliedes die Summations­indizes α und σ einer­seits, sowie β und λ anderer­seits ver­tauscht. Das zweite Glied lässt sich nach (31) umformen, so dass man erhält: (54)

Das zweite Glied der linken Seite von (52a) liefert zunächst

oder

Das vom letzten Glied der runden Klammer herrührende Glied ver­schwindet wegen (29) bei der von uns getroffenen Koordinaten­wahl. Die beiden anderen lassen sich zusammen­fassen und liefern wegen (31) zusammen

so dass mit Rück­sicht auf (54) folgende Identität besteht: (55)

Aus (55) und (52a) folgt: (56)

Aus den erhaltenen Feld­gleichungen der Gravi­tation geht also hervor, dass den Erhaltungs­sätzen des Impulses und der Energie Genüge geleistet ist. Man erkennt diese am ehesten in Ver­bindung mit der Betrach­tung, die zur Gleichung (49a) führt. Nur hat man hier an Stelle der Energie­kompo­nenten tμσ des Gravi­tations­feldes die Gesamt­energie­kompo­nenten von Materie und Gravi­tations­feld einzu­führen.


§ 18. Der Impuls­energie­satz für die Materie als Folge der Feld­gleichungen.


Multipliziert man (53) mit gμν/∂x₀, so erhält man gemäß dem in §15 eingeschla­genen Weg mit Rück­sicht auf das Ver­schwinden von

die Gleichung

oder mit Rücksicht auf (56): (57)

Ein Vergleich mit (41b) zeigt, dass diese Gleichung bei der getroffenen Wahl für das Koordi­naten­system nichts anderes aussagt, als das Ver­schwinden der Divergenz des Tensors der Energie­kompo­nenten der Materie. Physika­lisch zeigt das Auftreten des zweiten Gliedes der linken Seite, das für die Materie allein Erhaltungs­sätze des Impulses und der Energie im eigent­lichen Sinne nicht, bzw. nur dann gelten, wenn die gμν konstant sind, das heißt wenn die Feld­stärken der Gravi­tation ver­schwinden. Dieses zweite Glied ist ein Ausdruck für Impuls und Energie, welche pro Volumen und Zeit­einheit vom Gravi­tations­feld auf die Materie über­tragen werden. Dies tritt noch klarer hervor, wenn man statt (57) im Sinne von (41) wie folgt schreibt: (57a)

Die rechte Seite drückt die energetische Einwirkung des Gravitationsfeldes auf die Materie aus.

Die Feldgleichungen der Gravi­tation enthalten also gleich­zeitig vier Bedingungen, welchen der materielle Vorgang zu genügen hat. Sie liefern die Gleichungen des materiellen Vorgangs voll­ständig, wenn letzterer durch vier von­einander unab­hängige Differen­tial­gleichungen charakte­risierbar ist.

Was es im Detail mit den „materiellen” Vorgängen auf sich hat, schließt sich im nächsten Teil an.





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