Wirbelstrukturen im
4 - dimensionalen
gekrümmten Raum
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Relativitätstheorie
Teil B (1)


Mathematische Hilfsmittel für die Aufstellung allgemein kovarianter Gleichungen
Teil B (1)

Laut Einstein hat das vorher Betrachtete gezeigt, dass das allgemeine Relativi­täts­postulat zu der Forderung führt, dass die Gleichungs­systeme der Physik beliebigen Substitu­tionen der Koordi­naten x₁ ... x₄ gegen­über kovariant sein müssen. Aus diesem Grund müsste die Über­legung ange­stellt werden, wie der­artige all­gemein kovariante Gleichungen gewonnen werden können. Dieser rein mathe­matischen Aufgabe wandte sich Einstein im Nach­folgenden zu. Nach seinen Worten würde sich dabei zeigen, dass bei deren Lösung die in Gleichung (3) angegebene Invariante ds eine funda­mentale Rolle spielen wird, welche in Anlehnung an die Gaußsche Flächen­theorie als „Linien­element” bezeichnet wurde.

Der Grund­gedanke dieser all­gemeinen Kovarianten­theorie ist folgender: Es seien gewisse Sach­verhalte („Tensoren”) mit Bezug auf jedes Koordi­naten­system durch eine Anzahl Raum­funk­tionen definiert, welche die „Komponenten” des Tensors genannt werden. Es gibt dann gewisse Regeln, nach welchen diese Kompo­nenten für ein neues Koordinaten­system berech­net werden, wenn sie für das ursprüng­liche System bekannt sind. Außerdem muss die Trans­formation bekannt sein, die beide Systeme mit­einander ver­knüpft. Die nachher als „Tensoren” bezeichneten Sach­verhalte sind ferner dadurch gekenn­zeichnet, dass die Trans­formations­gleichungen für ihre Komponenten linear und homogen sind. Demnach würden sämt­liche Komponenten im neuen System ver­schwinden, wenn sie im ursprüng­lichen System gänzlich ver­schwinden. Wird also ein Natur­gesetz durch das Null­setzten aller Komponenten eines Tensors formuliert, so ist es allgemein kovariant. Indem man die Bildungs­gesetze der Tensoren unter­sucht, erhält man die Mittel zur Auf­stellung allgemein kovarianter Gesetze.

Hinweis: Man könnte auch sagen, das die Tensoren das Trans­formations­verhalten der Basis­vektoren beschreiben.





§ 5. Kontravarianter und kovarianter Vierervektor.


Kontravarianter Vierer­vektor. Das Linien­element ist definiert durch die vier Kompo­nenten dxν, deren Trans­forma­tions­gesetz durch folgende Gleichung ausge­drückt wird: (5)

Die dxσ' drücken sich linear und homogen durch die dxν aus. Man kann diese Koordi­naten­differentiale dxν daher als die Kompo­nenten eines Tensors ansehen, der speziell als „kontra­varianter Vierer­vektor” bezeichnet wird. Jeder Sach­verhalt, der bezüg­lich des Koordi­naten­systems durch vier Größen Aν definiert ist, und die sich nach folgen­dem Gesetz (5a)

transformieren, bezeichnen wir eben­falls als kontra­varianten Vierer­vektor. Aus (5a) folgt sogleich, dass die Summen (Aσ ± Bσ) eben­falls Kompo­nenten eines Vierer­vektors sind, wenn Aσ und Bσ es sind. Entspre­chend gilt für alle später als „Tensoren” einzu­führenden Systeme die Regel von der Addition und Subtraktion der Tensoren.

Kovarianter Vierer­vektor. Die vier Größen Aν werden als die Kompo­nenten eines „kovarianten Vierer­vektors” bezeichnet, wenn für jede beliebige Wahl des Kontra­varianten Vierer­vektors Bν gilt: (6)

Aus dieser Definition folgt das Trans­formations­gesetz des kovarianten Vierer­vektors. Ersetzt man nämlich auf der rechten Seite folgender Gleichung

das Bν durch den aus der Umkehrung der Gleichung (5a) folgenden Ausdruck

so erhält man

Hieraus folgt aber, weil in dieser Gleichung die Bσ' unabhängig von­einander frei wähl­bar sind, folgendes Trans­formations­gesetz: (7)


Bemerkung zur Vereinfachung der Schreibweise der Ausdrücke.


Ein Blick auf die Gleichungen dieses Paragraphen zeigt, dass über Indizes, die zweimal unter einem Summen­zeichen auf­treten [z.B. der Index ν in (5)], stets summiert wird, und zwar nur über zweimal auf­tretende Indizes. Es ist deshalb mög­lich, ohne die Klar­heit zu beeinträch­tigen, die Summen­zeichen wegzu­lassen. Dafür führte Einstein folgende Vorschrift ein: Tritt ein Index in einem Term eines Ausdrucks zweimal auf, so ist über ihn stets zu summieren, wenn nicht ausdrück­lich das Gegen­teil bemerkt ist.

Der Unterschied zwischen dem kovarianten und kontra­varianten Vierer­vektor liegt in dem Trans­formations­gesetz (7) bzw. (5). Beide Gebilde sind Tensoren im Sinne der obigen all­gemeinen Bemerkung. Hierin liegt laut Einstein ihre Bedeutung. In Anleh­nung an Ricci und Levi-Civita wird der kontra­variante Charakter durch „oberen”, der kovariante durch „unteren” Index bezeichnet.





§ 6. Tensoren zweiten und höheren Ranges


Kontravarianter Tensor. Bildet man sämtliche 16 Produkte Aμν der Kompo­nenten Aμ und Bν zweier kontra­varianten Vierer­vektoren wie folgt: (8)

so erfüllt Aμν gemäß (8) und (5a) folgendes Trans­formations­gesetz: (9)

Man nennt einen Sach­verhalt, der bezüg­lich eines jeden Bezugs­systems durch 16 Größen (Funktionen) beschrieben wird, die das Trans­formations­gesetz (9) erfüllen, einen kontra­varianten Tensor „zweiten Ranges”. Nicht jeder solcher Tensor lässt sich gemäß (8) aus zwei Vierer­vektoren bilden. Aber es sei nach Einsteins Ansicht leicht zu beweisen, dass sich 16 beliebig gegebene Aμν dar­stellen lassen als die Summe der Aμ Bν von vier geeignet gewählten Paaren von Vierer­vektoren. Deshalb könnte man beinahe alle Sätze, die für den durch (9) definierten Tensor zweiten Ranges gelten, am ein­fachsten dadurch beweisen, dass man sie für spezielle Tensoren vom Typus (8) darstellt.

Kontravarianter Tensor beliebigen Ranges. Nach Einsteins Worten sei es klar, dass man entspre­chend (8) und (9) auch kontra­variante Tensoren dritten und höheren Ranges definieren kann mit usw. Kompo­nenten. Ebenso ersicht­lich sei aus (8) und (9), dass man in diesem Sinne den kontra­varianten Vierer­vektor als kontra­varianten Tensor ersten Ranges auf­fassen kann.

Kovarianter Tensor. Bildet man anderer­seits die 16 Produkte Aμν der Kompo­nenten zweier kovarianter Vierer­vektoren Aμ und Bν: (10)

so gilt für diese folgendes Trans­formations­gesetz: (11)

Durch dieses Trans­formations­gesetz wird der kovariante Tensor zweiten Ranges definiert. Alle Bemer­kungen, die zuvor über die kontra­varianten Tensoren gemacht wurden, gelten auch für die kovarianten Tensoren.

Bemerkung: Es sei laut Einstein bequem, den Skalar (Invariante) sowohl als kontra­varianten wie als kovarianten Tensor vom Range Null zu behandeln.

Gemischter Tensor. Man kann auch einen Tensor zweiten Ranges vom Typus (12)

definieren, der bezüg­lich des Index μ kovariant, aber bezüg­lich des Index ν kontra­variant ist. Dessen Trans­formations­gesetz lautet: (13)

Natürlich gibt es gemischte Tensoren mit beliebig vielen Indizes kovarianten und beliebig vielen Indizes kontra­varianten Charakters. In diesem Fall können der kovariante und der kontra­variante Tensor als spezielle Fälle des gemischten angesehen werden.

Symmetrische Tensoren. Ein kontra­varianter bzw. kovarianter Tensor zweiten oder höheren Ranges heißt „symmetrisch”, wenn zwei Kompo­nenten, die durch Ver­tauschung irgend­welcher zweier Indizes aus­einander hervor­gehen, gleich sind. Der Tensor Aμν bzw. Aμν ist also symmetrisch, wenn für jede Kombi­nation der Indizes: (14)

bzw.: (14a)

ist.

Laut Einstein müsste bewiesen werden, dass die so definierte Symmetrie eine vom Bezugs­system unab­hängige Eigen­schaft ist. Aus (9) folgt in der Tat mit Rück­sicht auf (14):

Die vorletzte Gleichung beruht auf der Ver­tauschung der Summen­indizes μ und ν (das heißt lediglich auf Änderung der Bezeichnungs­weise).

Antisymmetrische Tensoren. Ein kontra­varianter bzw. kovarianter Tensor zweiten, dritten und vierten Ranges heißt anti­symmetrisch, wenn zwei Kompo­nenten, die durch Ver­tauschung irgend­welcher zweier Indizes aus­einander hervor­gehen, entgegen­gesetzt gleich sind. Der Tensor Aμν bzw. Aμν ist also anti­symmetrisch, wenn stets: (15)

bzw.: (15a)

ist.

Von den 16 Komponenten Aμν ver­schwinden die vier Kompo­nenten Aμμ. Die übrigen sind paar­weise entgegen­gesetzt gleich, so dass nur 6 numerisch verschie­dene Kompo­nenten vor­handen sind (Sechservektor). Ebenso sieht man, dass der anti­symmetrische Tensor Aμνσ (dritten Ranges) nur vier numerisch ver­schiedene Kompo­nenten hat, dagegen der anti­symmetrische Tensor Aμνστ nur eine einzige. Symmetrische Tensoren höheren als den des vierten Ranges gibt es in einem Kontinuum von vier Dimensionen nicht.





§ 7. Multiplikation der Tensoren.


Äußere Multi­plikation der Tensoren. Man erhält aus den Kompo­nenten eines Tensors vom Range z und eines solchen vom Range z' die Kompo­nenten eines Tensors vom Range z + z', indem man alle Kompo­nenten des ersten mit allen Kompo­nenten des zweiten paar­weise multi­pliziert. So entstehen beispiels­weise die Tensoren T aus den Tensoren A und B verschie­dener Art.

Der Beweis des Tensor­charakters der Tensoren T ergibt sich unmittel­bar aus den Dar­stellungen (8), (10), (12) oder aus den Trans­formations­regeln (9), (11), (13). Die Gleichungen (8), (10), (12) sind selbst Beispiele äußerer Multi­plikation (von Tensoren ersten Ranges).

„Verjüngung” eines gemischten Tensors. Aus jedem gemisch­ten Tensor kann ein Tensor von einem um zwei kleineren Range gebildet werden, indem man einen Index kovarianten und einen Index kontra­varianten Charakters gleich­setzt und nach diesem Index summiert („Verjüngung”). Man gewinnt so z.B. aus dem gemischten Tensor vierten Ranges Aαγβδ den gemischten Tensor zweiten Ranges:

Und aus diesem, durch noch­malige Verjüngung, den Tensor nullten Ranges:

Der Beweis dafür, dass das Ergebnis der Verjüngung wirklich Tensor­charakter besitzt, ergibt sich entweder aus der Tensor­darstellung gemäß der Verall­gemeinerung von (12) in Ver­bindung mit (6) oder aus der Verall­gemeinerung von (13).

Innere und gemischte Multi­plikation der Tensoren. Diese bestehen in der Kombi­nation der äußeren Multi­plikation mit der Verjüngung.

Beispiele:

Aus dem kovarianten Tensor zweiten Ranges Aμν und dem kontra­varianten Tensor ersten Ranges Bσ bildet man durch äußere Multi­plikation den gemischten Tensor

Durch Verjüngung nach den Indizes ν, σ entsteht der kovariante Vierer­vektor

Diesen bezeichnet man auch als inneres Produkt der Tensoren Aμν und Bσ. Analog bildet man aus den Tensoren Aμν und Bστ durch äußere Multi­plikation und zweimalige Verjüngung das innere Produkt Aμν Bμν. Durch äußere Produkt­bildung und einmalige Verjüngung erhält man aus Aμν und Bστ den gemischten Tensor zweiten Ranges

Man kann diese Operation treffend als eine gemischte bezeich­nen. Denn sie ist eine äußere Produkt­bildung bezüg­lich der Indizes ν und σ.

Einstein beabsichtigte nun einen Satz zu beweisen, der zum Nachweis des Tensor­charakters oft verwendbar ist. Nach dem zuvor Dar­gelegten ist Aμν Bμν ein Skalar, wenn Aμν und Bστ Tensoren sind. Einstein behauptete auch folgendes: Wenn Aμν Bμν für jede Wahl des Tensors Bμν eine Invariante ist, so hat Aμν Tensor­charakter.

Beweis: Es ergibt sich nach Voraus­setzung für eine beliebige Substitution:

Nach der Umkehrung von (9) ist aber

Wird dies in obige Gleichung ein­gesetzt, folgt daraus:

Dies kann bei beliebiger Wahl von Bστ' nur dann erfüllt sein, wenn die Klammer ver­schwindet, woraus mit Rück­sicht auf (11) obige Behauptung folgt.

Dieser Satz gilt entspre­chend für Tensoren beliebigen Ranges und Charakters. Der Beweis ist stets analog zu führen.

Der Satz lässt sich ebenso beweisen in der Form: Sind Bμ und Cν beliebige Vektoren, und ist bei jeder Wahl derselben das innere Produkt

ein Skalar, so ist Aμν ein kovarianter Tensor. Dieser letzte Satz gilt auch dann noch, wenn nur die spezielle Aussage zutrifft, dass bei beliebiger Wahl des Vierer­vektors Bμ das skalare Produkt

ein Skalar ist, falls zudem bekannt ist, dass Aμν der Symmetrie­bedingung Aμν = Aνμ genügt. Denn auf zuvor beschrie­bene Weise beweist man den Tensor­charakter von (Aμν + Aνμ ), woraus dann wegen der Symmetrie­eigenschaft der Tensor­charakter von Aμν selbst folgt. Auch dieser Satz lässt sich leicht verall­gemeinern auf den Fall kovarianter und kontra­varianter Tensoren beliebigen Ranges.

Nach Einsteins Worten folgt endlich aus dem Bewiesenen der ebenfalls auf beliebige Tensoren zu verall­gemeinernde Satz: Wenn die Größen Aμν Bν bei beliebiger Wahl des Vierer­vektors Bν einen Tensor ersten Ranges bilden, so ist Aμν ein Tensor zweiten Ranges. Ist nämlich Cμ ein beliebiger Vierer­vektor, so ist wegen des Tensor­charakters Aμν Bν das innere Produkt Aμν Cμ Bν bei beliebiger Wahl der beiden Vierer­vektoren Cμ und Bν ein Skalar, woraus vorherige Behauptung folgt.





§ 8. Einiges über den Fundamental­tensor der gμν


Der kovariante Fundamental­tensor. In dem invarianten Ausdruck des Quadrats des Linienelements

spielt dxμ die Rolle eines beliebig wähl­baren kontra­varianten Vektors. Da ferner gμν = gνμ ent­spricht, folgt daraus nach den Betrach­tungen des letzten Paragraphen, dass gμν ein kovarianter Tensor zweiten Ranges ist. Er wird bezeichnet als „Fundamental­tensor”. Im Folgenden beabsichtigte Einstein einige Eigen­schaften dieses Tensors abzu­leiten, die zwar auf jeden Tensor zweiten Ranges zutreffen. Aber die besondere Rolle des Fundamental­tensors bei der Relativi­täts­theorie bringt es mit sich, dass die zu ent­wickelnden Relationen nur bei dem Fundamental­tensor von Bedeutung sind. Einstein schreibt ihren physika­lischen Grund der Besonder­heit der Gravitations­wirkungen zu.

Der kontravariante Fundamental­tensor. Bildet man in dem Deter­minanten­schema der gμν zu jedem gμν die Unter­deter­minante und dividiert diese durch die Deter­minante g = |gμν| der gμν, so erhält man gewisse Größen gμν (= gνμ), von denen Einstein beweisen wollte, dass sie einen kontra­varianten Tensor bilden.

Nach einem bekannten Deter­minanten­satz lautet: (16)

Wobei das Zeichen δμν ent­weder 1 oder 0 bedeutet, je nach­dem ob μ = ν oder μ ν ent­spricht. Statt des obigen Aus­drucks für ds² kann man auch schreiben:

oder nach (16):

Nun bilden aber nach den Multi­plika­tions­regeln des vorigen Para­graphen die Größen

einen kovarianten Vierer­vektor, und zwar (wegen der will­kürlichen Wähl­bar­keit der dxμ) einen beliebig wähl­baren Vierer­vektor. Indem man ihn in obigen Aus­druck des Quadrats ein­führt, erhält man:

Da dies bei beliebiger Wahl des Vektors σ ein Skalar ist, und gστ nach seiner Definition in den Indizes σ und τ symmetrisch ist, folgt aus den Ergeb­nissen des vor­herigen Para­graphen, dass gστ ein kontra­varianter Tensor ist. Aus (16) folgt anderer­seits, dass auch δμν ein Tensor ist, der sich als gemischter Fundamental­tensor bezeichnen lässt.

Determinante des Fundamental­tensors. Nach dem Multi­plikations­satz der Deter­minanten ist

Anderseits ist

Also folgt: (17)

Invariante des Volumens. Zuerst wird das Trans­formations­gesetz der Deter­minante g = |gμν| gesucht. Gemäß (11) ergibt sich:

Hieraus folgt durch zweimalige Anwendung des Multi­plikations­satzes der Deter­mination:

oder

Andererseits lautet das Gesetz der Trans­formation des Volumen­elements:

Bzw. nach dem bekannten Jakobischen Satz:

Durch Multiplikation der beiden letzten Gleichungen erhält man: (18)

Statt g wird im Folgenden die Größe −g ein­geführt, welche wegen des hyper­bolischen Charakters des raum­zeit­lichen Konti­nuums stets einen reellen Wert hat. Die Invariante (−g) · ist gleich der Größe des im „örtlichen Bezugs­system” mit starren Maßstäben und Uhren im Sinne der Speziellen Relativi­täts­theorie gemessenen 4-dimen­sionalen Volumen­elements.

Bemerkung über den Charakter des raum­zeitlichen Kontinuums. Die Voraus­setzung, dass im unendlich Kleinen stets die Spezielle Relativi­täts­theorie gilt, bringt es mit sich, dass sich ds² immer gemäß (1) durch die reellen Größen dX₁ ... dX₄ ausdrücken lässt. Bezeichnet man 0 das „natürliche” Volumen­element dX₁ dX₂ dX₃ dX₄, so ist also: (18a)

Soll an einer Stelle des 4-dimen­sionalen Kontinuums −g ver­schwinden, so bedeutet dies, dass hier einem endlichen Koordi­naten­volumen ein unendlich kleines „natürliches” Volumen entsprechen würde. Dies möge nach Einsteins Ansicht nirgends der Fall sein. Dann kann g sein Vorzeichen nicht ändern. Einstein setzte im Sinne der Speziellen Relativi­täts­theorie voraus, dass g stets einen endlichen negativen Wert habe. Es sei dies eine Hypothese über die physika­lische Natur des betrach­teten Kontinuums und gleich­zeitig eine Fest­setzung über die Koordinaten­wahl.

Ist aber −g stets positiv und endlich, so liegt es nahe, die Koordinaten­wahl a posteriori bzw. auf Basis der Erfahrung so zu treffen, dass diese Größe gleich 1 wird. Nach Einsteins Worten würde sich später zeigen, dass durch eine solche Beschrän­kung der Koordi­naten­wahl eine bedeutende Verein­fachung der Natur­gesetze erzielt werden kann. An Stelle von (18) tritt dann einfach:

Woraus mit Rücksicht auf den Jakobischen Satz folgt: (19)

Bei dieser Koordinaten­wahl sind also nur Substitu­tionen der Koordinaten von der Deter­minante 1 zulässig.

Es wäre aber irrtümlich, zu glauben, dass dieser Schritt einen partiellen Verzicht auf das all­gemeine Relativi­täts­postulat bedeuten würde. Es stellt sich nicht die Frage: „Wie heißen die Natur­gesetze, welche gegen­über allen Trans­forma­tionen von der Deter­minante 1 kovariant sind?” Sondern es erhebt sich die Frage: „Wie heißen die all­gemein kovarianten Natur­gesetze?” Erst nach­dem Einstein diese auf­gestellt hätte, wollte er ihren Ausdruck durch eine besondere Wahl des Bezugs­systems verein­fachen.

Bildung neuer Tensoren mithilfe des Fundamental­tensors. Durch innere, äußere und gemischte Multi­plikation eines Tensors mit dem Fundamental­tensor entstehen Tensoren anderen Charakters und Ranges.

Beispiele:

Besonders sei auf folgende Bildungen hingewiesen:

(„Ergänzung” des kovarianten bzw. kontravarianten Tensors) und

Man bezeichnet Bμν den zu Aμν gehörigen reduzierten Tensor. Analog:

Es sei bemerkt, dass gμν nichts anderes ist, als die Ergänzung von gμν. Denn man hat





§ 9. Gleichung der geodätischen Linie (bzw. der Punktbewegung).


Hinweis: In der Mathematik verwendet man den Begriff „geodätisch” für die theoretisch kürzeste Ver­bindung zwischen zwei Punkten auf gekrümmten Flächen − die geodätische Linie, welche auf der Erd­kugel einer Orthodrome entspricht.

Da das „Linien­element” ds eine unabhängig vom Koordi­naten­system definierte Größe ist, hat auch die zwischen zwei Punkten P₁ und P₂ des 4-dimen­sionalen Kontinuums gezogene Linie, für welche ∫ ds ein Extremum ist (geodätische Linie), eine von der Koordi­naten­wahl unabhängige Bedeutung. Ihre Gleichung lautet: (20)

Aus dieser Gleichung findet man in bekannter Weise durch Aus­führung der Variation vier absolute Differential­gleichungen, welche diese geodätische Linie bestimmen. Diese Ableitung führte Einstein der Voll­ständigkeit hier mit auf. Es sei λ eine Funktion der Koordinaten xν. Diese definiert eine Schar von Flächen, welche die gesuchte geodätische Linie sowie alle ihr unendlich benach­barten, durch die Punkte P₁ und P₂ gezo­genen Linien schneiden. Jede solche Kurve kann dann dadurch gegeben werden, dass ihre Koordinaten xν in Funktion von λ ausge­drückt werden. Das Zeichen δ soll dabei dem Über­gang von einem Punkt der gesuchten geodätischen Linie zu dem­jenigen Punkt einer benach­barten Kurve entsprechen, welcher zu dem erwähnten λ gehört. Dann lässt sich (20) ersetzen durch: (20a)

Da aber

so erhält man nach Einsetzen von δ ω in (20a) mit Rück­sicht darauf, dass

wobei sich nach partieller Integration ergibt: (20b)

Hieraus folgt wegen der freien Wähl­bar­keit der δx σ das Ver­schwinden der ϰσ. Also sind: (20c)

die Gleichungen der geodätischen Linie. Ist auf der betrach­teten geodätischen Linie nicht ds = 0, so können wir als Parameter λ die auf der geodätischen Linie gemessene Bogen­länge s wählen. Dann wird ω = 1, und man erhält an Stelle von (20c):

oder durch bloße Änderung der Bezeichnungs­weise ergibt sich: (20d)

Wobei nach Christoffel festgelegt ist: (21)

Multipliziert man schließlich (20d) mit gστ (äußere Multi­plika­tion bezüglich τ, innere bezüglich σ, so erhält man schließlich als endgütige Form der Gleichung der geodätischen Linie: (22)

Hierbei ist nach Christoffel fest­gelegt: (23)





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