Die wissenschaftlichen Vorbereitungen für die Forschungsanlage
Abb. 1: Blick in die Experimenthalle auf
Foto: MPI für Plasmaphysik, Torsten Bräuer
10. September 2024 Nach einer einjährigen Wartungsphase nimmt
Abb. 1: Torushalle Wendelstein 7-X, 2021 Nachdem Wendelstein 7-X im Februar 2023 ein Rekordplasma erzeugt hatte (8 Minuten Dauer
bei 1,3 Gigajoule Energieabfuhr), wurde der Stellarator am Max-Planck-Institut für
Plasmaphysik (IPP) in Greifswald planmäßig heruntergefahren. Seitdem hat
das Wendelstein 7-X startete am 10. September 2024 deutlich optimiert in die neue
Experimentphase OP2.2. Es wurden zahllose Erweiterungen, Verbesserungen und Reparaturen am
Zwei der wichtigsten Erweiterungen: Im umfangreichen wissenschaftlichen Programm der neuen Messphasen OP2.2 und OP2.3 geht es
vorrangig darum, die Leistungsparameter für die erzeugten Plasmen schrittweise zu
erhöhen. In der letzten Messphase OP2.1 gelang es, die Ionen im Plasma kurzzeitig auf etwa
35 Millionen Grad Celsius zu heizen (Plasmaphysiker drücken es in der Größe
3 Kiloelektronenvolt aus) und die Wärmeenergie sowie die Teilchen
kontrolliert über den Divertor (das hitzebeständigste Bauteil) abzuführen.
Künftig soll das über Zeiträume von mehreren Minuten bei höheren
Plasmatemperaturen möglich sein. „Wir nähern uns Schritt für Schritt
höheren Heizleistungen an”, sagt IPP-Direktor Prof. Thomas Klinger.
„Einerseits geht es darum, die Belastungsgrenzen von Wärmelasten auf die
Graphitwände von Anders als in der letzten Experimentphase strebt das OP2.2: September 2024 – Dezember 2024 OP2.3: Februar 2025 – Mai 2025 Wartung: Juni 2025 – August 2026 OP2.4: August 2026 – Dezember 2026 OP2.5: Februar 2027 – Mai 2027Nach einer einjährigen Wartungsphase nimmt der weltweit größte und
leistungsfähigste Stellarator den Experimentbetrieb deutlich verbessert wieder auf.
Eines der Ziele: Die Plasmatemperatur soll Schritt für Schritt gesteigert werden.
Foto: MPI für Plasmaphysik, Jan Hosan
Ziele der neuen Experimentkampagne
Der derzeitige Zeitplan für die nächsten Experimentphasen von
15. Februar 2023 Erstmals kann ein Plasma über 8 Minuten aufrecht erhalten werden – bei einem Energieumsatz von 1,3 Gigajoule.
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2023 sollte ein Energieumsatz von 1 Gigajoule erreicht werden. Jetzt schafften
die Forschenden sogar 1,3 Gigajoule – und einen neuen Bestwert für die
Entladungszeit bei Wendelstein 7-X : Das heiße Plasma konnte
8 Minuten lang aufrechterhalten werden.
Abb. 1: Experimenthalle mit Wendelstein 7-X in Greifswald. Die Fusionsanlage ist der
modernste und größte Stellarator der Welt.
Foto: MPI für Plasmaphysik, Jan Hosan
Bei den dreijährigen Umbauarbeiten, die im Sommer 2023 endeten, wurde
Am 15. Februar 2023 erreichten die Forschenden dabei einen neuen Meilenstein: Erstmals
konnten sie in dieser Anlage einen Energieumsatz von 1,3 Gigajoule erreichen. Damit
steigerten sie den Bestwert aus der Zeit vor dem Umbau (75 Megajoule) gleich um das
Die Plasmaentladung dauerte 8 Minuten
Die größten Wärmeflüsse führen bei
Innerhalb weniger Jahre, so der Plan, soll der Energieumsatz bei
27. September 2022 Start der dritten großen Experimentphase mit wassergekühltem Divertor im Plasmagefäß, um- und ausgebauten Heizungen sowie neuen und verbesserten Messgeräten.
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Die deutlich verbesserte Ausstattung der Fusionsanlage soll in wenigen Jahren einen Plasmabetrieb von bis zu 30 Minuten ermöglichen.
Abb. 1: Experimenthalle mit Wendelstein 7-X in Greifswald.
Foto: MPI für Plasmaphysik, Jan Hosan
Drei Jahre lang hatten bei
Die künftig möglichen höheren Plasmaenergien erzeugen die 3 Heizsysteme mit insgesamt mehr als verdoppelter Leistung:
- Die neue Ionenheizung mit Radiowellen kann maximal 1,5 Megawatt Leistung einspeisen,
- die Heizleistung der Neutralteilcheninjektion wurde auf 7 Megawatt verdoppelt und
- die Elektronenheizung mit Mikrowellen wurde auf 10 Megawatt erweitert.
60 Kilometer Kabel und Schläuche wurden installiert – zusätzlich zu den bereits vorhandenen 280 Kilometern. Zusätzlich wurden 40 Diagnostiken erweitert oder neu installiert, um das Plasma genauer und umfangreicher vermessen zu können.
Vom Herbst 2022 an waren Wissenschaftler:innen in einem international zusammengesetzten
Team bestrebt,
„Eine wichtige Aufgabe wird darin bestehen, zu lernen, wie wir die im Plasma ankommende Heizenergie und damit die Plasmatemperaturen steigern können”, sagt Prof. Klinger. Bis zu einem Gigajoule Energieumsatz ist in dieser Phase geplant (der Energieumsatz ist die eingekoppelte Heizleistung multipliziert mit der Dauer der Entladung). Vor dem Umbau lag der Bestwert bei 75 Megajoule. Der Energiegehalt, also die Bewegungsenergie aller Plasmateilchen, konnte damals auf bis zu 1 Megajoule gesteigert werden – das ist der bis heute geltende Weltrekord für Stellaratoren. Es gelangen zudem langlebige Plasmen von 100 Sekunden Dauer bei guten Plasmakenngräßen.
In früheren Experimenten hatte sich gezeigt, dass zwar das Aufheizen der Elektronen im Plasma sehr erfolgreich war. Sie sollen ihre Energie anschließend an die Ionen weitergeben. Die Ionen erreichten jedoch noch nicht die erwarteten Temperaturen. Im Zusammenhang damit wird die Erforschung von Turbulenzen, die im Plasma auftreten, wichtig sein. Sie haben in Stellaratoren einerseits eine wichtige Funktion, weil sie Verunreinigungen im Plasma entfernen. Andererseits behindern sie den Energietransport. Und den wollen die Forschenden in Greifswald in den bevorstehenden Experimenten deutlich besser verstehen und kontrollieren.
18. Juni 2021 Die letzte der 120 wassergekühlten Divertor-Platten ist im Plasmagefäß eingebaut. Die Montage der restlichen Gefäßeinbauten wird voraussichtlich im Dezember abgeschlossen.
März 2020 Einbauvorbereitungen für wassergekühlte Gefäßverkleidung beendet.
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Die nächste Runde des schrittweisen Ausbaus der Fusionsanlage Wendelstein 7-X
im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald ist in vollem Gange. Eine
wassergekühlte Innenverkleidung des Plasmagefäßes wird die Anlage
tauglich machen für höhere Heizleistung und längere Plasmapulse. Die Fertigung
des Herzstücks der neuen Verkleidung, des sogenannten Divertors, hatte der Garchinger
Institutsteil des IPP übernommen. Die letzte Lieferung nach Greifswald steht kurz bevor.
Ende 2018 wurden die Experimente an
Herzstück der neuen Wandverkleidung ist der sogenannte Divertor, die am höchsten beanspruchte Komponente im Plasmagefäß. In 10 breiten Doppel-Streifen an der inneren Wand des Gefäßes folgen die Divertor-Platten der geschwungenen Kontur des Plasmarandes. Sie schützen genau die Wandbereiche, auf die Teilchen aus dem Rand des Plasmas magnetisch hingelenkt werden. Hinter einem Spalt in der Mitte jedes Doppelstreifens liegt eine Pumpe, die die auftreffenden Plasma- und Verunreinigungsteilchen entfernt. Auf diese Weise lässt sich mit dem Divertor die Reinheit und Dichte des Plasmas regeln.
Abb. 1: Arbeiten im Plasmagefäß: Die bisherige Verkleidung mit
Kohlenstoff-Kacheln ist entfernt; das Gefäß ist bereit für den Einbau des neuen
wassergekühlten Wandschutzes.
Anspruchsvolle Fertigung
Die neuen wassergekühlten Divertor-Platten, die die bisherigen ungekühlten Platten ersetzen, sollen bei den späteren Hochleistungsexperimenten einer Belastung bis zu 10 Megawatt pro Quadratmeter standhalten – ähnlich dem Space-Shuttle beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Ohne Wasserkühlung könnten die an sich hitzebeständigen Ziegel aus kohlefaserverstärktem Kohlenstoff dieser Belastung für die geplanten, 30 Minuten langen Plasmapulse jedoch nicht standhalten. Deshalb sind sie auf wassergekühlte Platten aus einer Kupfer-Chrom-Zirkon-Legierung aufgeschweißt. Das von stählernen Röhrchen zugeführte Kühlmittel sorgt für den Abtransport der Wärmeenergie.
Jeder der 10 gebogenen Divertor-Streifen besteht aus zwölf dieser Platten, die sich wiederum aus Einzelelementen zusammensetzen. Insgesamt bestehen diese 890 Elemente aus fast einer halben Million Einzelteilen, von den hitzebeständigen Oberflächen bis zu den Spezialschrauben.
Die Hochleistungsbauteile stehen am Ende einer langen Entwicklungs-, Fertigungs- und
Prüfarbeit des Integrierten Technikzentrums (ITZ) und der Arbeitsgruppe
„Komponenten im Plasmagefäß” im IPP in Garching in Zusammenarbeit
mit Industriebetrieben. „Besonders herausfordernd war die komplexe Geometrie
der Bauteile bei der verlangten hohen Genauigkeit und Zuverlässigkeit”, erklärt
IPP-Ingenieur Dr. Jean Boscary, der die Herstellung und das Zusammenfügen des
„großen Puzzles” leitete: „Ein Wasserleck sollte es später in
Entsprechend umfangreich waren bereits die Vorarbeiten: 2003 wurde der Entwicklungs- und Fertigungsvertrag für die Divertor-Elemente mit einem Industriebetrieb geschlossen. Nach vier Vorserien und mehr als 60 Prototypen konnte 2009 die fünfjährige Serienproduktion beginnen.
Bis zu einem fertigen Divertor-Element waren 82 Herstellungsschritte und
44 Tests zu durchlaufen. So wurde die Oberfläche jedes einzelnen der 16.000
Kohlenstoff-Ziegel dreidimensional in Form gefräst – bei Toleranzen von teilweise
nur 0,1 Millimeter, damit später keine hervorstehenden Kanten überhitzen
können. Die Verbindungstechnik zwischen Kohlenstoff und Kupferlegierung
wurde eigens für
Im IPP in Garching wurden die Divertor-Elemente dann auf stählernen Rahmen zu Platten zusammengefügt. Kühlrohre und Kühlwasserverteiler wurden mit einer speziellen, im ITZ entwickelten Schweißtechnik verbunden: „Unter den 2000 Schweißnähten konnten die anschließenden Tests gerade mal zwei undichte Nähte entdecken”, sagt Dr. Boscary. Auch sonst lagen zwischen den einzelnen Arbeitsschritten immer wieder qualitätssichernde Prüfungen. Zur Produktionskontrolle wurde zum Beispiel die Belastungsfähigkeit der Teile im Garchinger Hitzeteststand GLADIS untersucht. Die bei diesem „bislang größten Hitzeschutzprojekt der Fusionsforschung” gewonnene Erfahrung ist denn auch bis jetzt weltweit einmalig, betont Jean Boscary. Inzwischen sind alle 10 Divertor-Streifen fertiggestellt. Ein großer Teil ist bereits ausgeliefert; der letzte Transport nach Greifswald steht kurz bevor.
Herausfordernde Montage
In Greifswald ist für den Einbau der Hochleistungsbauteile alles vorbereitet: Insbesondere sind die Rohrverbindungen in das Plasmagefäß montiert, insgesamt 4,5 Kilometer. „Inzwischen haben wir damit begonnen, die komplex geformten Wasserleitungen zu legen, die die letzten 40 Zentimeter zwischen der Gefäßwand und den Divertor-Platten überbrücken”, erklärt Montageleiter Dr. Lutz Wegener. Auf deren Anschlüsse müssen die Platten später genau passen. Obwohl die extrem kniffligen Arbeiten zuvor im Eins-zu-Eins-Modell geübt wurden – „quasi eine doppelte Montage”, so Dr. Wegener – gibt es beim Einbau der 240 Passrohre immer wieder Überraschungen. Die große Enge zwischen den Bauteilen macht das Schweißen, für das ohnehin eine spezielle Präzisionstechnik anzuwenden ist, zu einer Herausforderung. Nicht selten wurden nachträglich Neukonstruktionen und Neufertigungen nötig. Auch viele Schrauben sind in dem engen Raum für Werkzeuge schwer zugänglich und von Fall zu Fall ist eine Lösung zu finden: „Geschweißt oder geschraubt – die Anschlüsse sollten für die nächsten 20 Jahre dicht bleiben”.
Abb. 2: In 10 geschwungenen Doppelstreifen folgen die Divertor-Platten dem verwundenen Plasma. Grafik: IPP
Im Vergleich zu diesen Aufgaben sollte das anschließende Einbauen der Divertor-Teile einfacher sein. „Hierfür haben wir bereits Spezialwerkzeuge – zum Beispiel zum Heben und Bewegen der 70 Kilogramm schweren Platten – entwickelt”, sagt Lutz Wegener. Selbst der Trittschutz, auf dem die Monteure im Gefäß über die empfindlichen Divertor- und Wandschutzkacheln laufen, war ein eigenes Entwicklungsprojekt: Er muss auf engstem Raum sicheren Stand garantieren und an die ungewöhnliche Form des Plasmagefäßes angepasst sein. Andererseits darf er die Wandstrukturen nicht beschädigen und zu keinen Verunreinigungen führen, die später das Plasma stören könnten.
Voraussichtlich Ende 2021 kann der Plasmabetrieb wieder starten. Geplant ist, zunächst
mit geringer Wasserkühlung, kleiner Heizleistung und kurzen Plasmapulsen zu
beginnen, um nach der langen Experimentierpause alle Einbauten im Betrieb testen zu
können. Mit voller Kühlung sollten danach längere Pulse mit Plasmaenergien
bis zu 1 Gigajoule möglich werden – ein Wert, an den man sich langsam
heranarbeiten wird. Anstelle der bisher maximal 100 Sekunden langen Pulse mit
Heizleistungen von 2 Megawatt und Plasmaenergien von 200 Megajoule soll der
gekühlte Hochleistungsdivertor später bei voller Heizleistung bis zu
30 Minuten lange Pulse erlauben. Damit kann
19. Juli 2019 Jubiläum: 25 Jahre IPP Greifswald
November 2018 Die nächste Ausbaurunde an
19. Oktober 2018 Ende der zweiten Experimentierkampagne.
Dezember 2017
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Höhere Temperaturen und Dichten des Plasmas, längere Pulse und den weltweiten
Stellarator-Rekord für das Fusionsprodukt hat Wendelstein 7-X in der
zurückliegenden Experimentierrunde erreicht. Zudem fand man erste Bestätigungen
für das Wendelstein 7-X zugrundeliegende Optimierungskonzept.
Im Unterschied zur ersten Experimentierrunde 2015/16 ist das Plasmagefäß von
Abb. 1: Blick in das Plasmagefäß der Fusionsanlage Wendelstein 7-X
Foto: MPI für Plasmaphysik, Jan Michael Hosan
„Die ersten Erfahrungen mit den neuen Wandelementen sind ausgesprochen positiv”, sagt Prof. Dr. Thomas Sunn Pedersen. Waren am Ende der ersten Kampagne Pulsdauern von 6 Sekunden zu erreichen, sind nun bis zu 26 Sekunden lange Plasmen möglich. Dabei konnten bis zu 75 Megajoule Heizenergie in das Plasma eingespeist werden – 18 Mal mehr als in der ersten Betriebsrunde ohne Divertor. Auch die Heizleistung konnte erhöht werden – eine Voraussetzung für hohe Plasmadichte.
Auf diese Weise wurde ein Rekordwert für das „Fusionsprodukt” erreicht.
Dieses Produkt aus Ionentemperatur, Plasmadichte und Energieeinschlusszeit gibt
an, wie nahe man den Reaktorwerten für ein brennendes Plasma kommt. Bei rund
40 Millionen Grad Ionentemperatur und einer Dichte von 0,8 x 1020 Teilchen
pro Kubikmeter hat
Dass die Optimierung nicht nur bezüglich der Wärmeisolation Wirkung zeigt, erweist die jetzt abgeschlossene Auswertung von Messdaten aus der ersten Experimentierkampagne von Dezember 2015 bis März 2016, die gerade in der Fachzeitschrift Nature Physics erschienen ist (s. u.). Sie zeigt, dass sich auch der sogenannte „Bootstrap-Strom” wie gewünscht verhält. Dieser elektrische Strom wird von Druckunterschieden im Plasma hervorgerufen und könnte das maßgeschneiderte Magnetfeld verformen. Teilchen aus dem Plasmarand träfen dann nicht mehr an den richtigen Stellen auf den Divertor auf. Der Bootstrap-Strom sollte in Stellaratoren daher so klein wie möglich sein. Dass dies in der optimierten Feldgeometrie tatsächlich gelungen ist, hat die Analyse nun bestätigt. „Damit konnte bereits die erste Experimentkampagne wichtige Aspekte der Optimierung verifizieren”, sagt Erstautor Dr. Andreas Dinklage: „Eine genauere und systematische Evaluierung wird in künftigen Experimenten bei deutlich höherer Heizleistung und höherem Plasmadruck folgen”.
Seit Ende 2017 liefen an
7. September 2017 Die zweite Experimentierkampagne beginnt.
Juli 2017 Magnetspulen auf Supraleitungstemperatur abgekühlt, Plasmaexperimente geplant ab Herbst.
Mai 2017 Montagearbeiten im Plasmagefäß beendet, Gefäß geschlossen.
April 2016 Ausbauten im Plasmagefäß sowie bei Heizung und Diagnostik laufen.
10. März 2016 Die erste Experimentierkampagne wurde planmäßig und erfolgreich beendet
3. Februar 2016 Mit dem ersten Wasserstoff-Plasma beginnt der wissenschaftliche Experimentierbetrieb.
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Am 3. Februar 2016 wurde in der Fusionsanlage Wendelstein 7-X im
Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald das erste Wasserstoff-Plasma
erzeugt. Damit hat – nach dem Start der Anlage mit einem Helium-Plasma Anfang Dezember
2015 – der wissenschaftliche Experimentierbetrieb begonnen.
Seit dem Betriebsstart am 10. Dezember 2015 hat
Das erste Wasserstoff-Plasma – eingeschaltet am 3. Februar 2016 im Rahmen eines
Festakts mit zahlreichen Gästen aus Wissenschaft und Politik – markiert den Beginn
des wissenschaftlichen Experimentierbetriebs an
Die jetzt begonnene Experimentierphase wird bis Mitte März 2016 dauern. Danach wird
das Plasmagefäß geöffnet, um Kohlenstoffkacheln zum Schutz der
Gefäßwände zu montieren und einen sogenannten „Divertor” zum
Abführen von Verunreinigungen: „So ausgerüstet, werden höhere Heizleistungen,
höhere Temperaturen und längere Entladungen bis zu 10 Sekunden möglich”,
erläutert Prof. Klinger. Stufenweise sind weitere Ausbauten geplant, bis in
etwa 4 Jahren 30 Minuten lange Entladungen erzeugt werden können und bei voller
Heizleistung von 10 Megawatt überprüft werden kann, ob
10. Dezember 2015 Betriebsbeginn: Das erste Helium-Plasma wird erzeugt.
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Am 10. Dezember 2015 wurde in der Fusionsanlage Wendelstein 7-X im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald das erste Helium-Plasma erzeugt. Damit hat nach gut einem Jahr technischer Vorbereitungen und Tests der Experimentierbetrieb planmäßig begonnen.
Nach 9 Jahren Bauzeit und über einer Million Montagestunden wurde im April 2014
die Hauptmontage von
Das erste Plasma in der Maschine dauerte eine Zehntel-Sekunde und erreichte eine Temperatur
von rund einer Million Grad. „Wir sind sehr zufrieden”, fasst Dr. Hans-Stephan
Bosch, dessen Bereich für den Betrieb von
Juli 2015 Der Test aller siebzig Magnetspulen ist abgeschlossen, das Ausmessen der Flussflächen beginnt.
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Mit dem erfolgreich abgeschlossenen Test aller 70 Magnetspulen ist jetzt die
Funktion der technologischen Schlüsselkomponente für das Fusionsexperiment
Wendelstein 7-X sichergestellt. Die übermannsgroßen
supraleitenden Spulen werden den magnetischen Käfig erzeugen, der das viele Millionen
Grad heiße Fusionsplasma einschließt.
Ein Ring aus 50 supraleitenden, etwa 3,5 Meter hohen Magnetspulen ist das Kernstück der Anlage. Mit flüssigem Helium auf Supraleitungstemperatur nahe dem absoluten Nullpunkt abgekühlt, verbrauchen sie nach dem Einschalten kaum Energie. Ihre speziellen Formen sind das Ergebnis ausgefeilter Optimierungsrechnungen: Sie sollen einen besonders wärmeisolierenden magnetischen Käfig für das Plasma erzeugen. Um das Magnetfeld verändern zu können, ist den Stellarator-Spulen ein zweiter Satz von 20 flachen, ebenfalls supraleitenden Spulen überlagert.
Abb. 1: Das supraleitende Magnetsystem von
Seit gut einem Jahr laufen an
Während der Betriebsvorbereitung ging es nun um das Verhalten der Magnetspulen
im montierten Verbund: Die supraleitenden Elektromagnete wurden zunächst
gruppenweise unter Strom getestet. Begonnen wurde mit den flachen Spulen vom Typ A, es
folgten Typ B und dann – ab Mai 2015 – nacheinander die fünf
unterschiedlichen Typen der gewundenen Stellarator-Spulen: Abgekühlt auf 4 Kelvin,
d. h. minus 269 Grad Celsius, wurden die einzelnen Spulen-Kreise zunächst bei
niedriger Stromstärke von 500 Ampere untersucht und das Quench-Detektions-System
eingestellt. Dann erhöhte man die Stromstärke stufenweise, je nach Spulentyp bis auf
12,8 Kiloampere. In den bis zu vierstündigen Pulsen wurde auch das Kryosystem getestet
und die zahlreichen Ventile justiert, die das Kühlmittel in die unterschiedlichen
Kühlkreisläufe lenken. Auch die sensiblen Stromzuführungen, die warme und
tiefkalte Bereiche miteinander verbinden, wurden geprüft und eingestellt. Die Spulen mussten
zudem einen simulierten Quench durchlaufen, um zu testen, ob das automatische Detektions-System
anspringt. Zu registrieren und mit den Planwerten zu vergleichen waren auch die Formänderungen
der Spulen und die mechanischen Spannungen in den Gehäusen, die von den
Magnetkräften der Spulen hervorgerufen werden. „Alles stimmt gut mit den
Berechnungen überein”, konnte Dr. Hans-Stephan Bosch, der Leiter des Bereichs
„
Nach der erfolgreichen Prüfung in einzelnen Gruppen folgte – mit gleicher Prozedur –
der Test des kompletten Spulenkranzes. Beim Einschalten des Stromes wirken nun alle
70 Spulen mit ihren magnetischen Kräften aufeinander ein. Erst jetzt wurden alle
Spulen gemeinsam bis zum späteren Sollwert von 12,8 Kiloampere mit Strom beschickt.
„Der Spulenverbund hat sämtliche technischen Prüfungen bestanden”, fasste
Dr. Bosch am 6. Juli die umfangreichen Testreihen zusammen: „Damit ist
die Funktionsfähigkeit der zentralen Anlagenkomponente sichergestellt. Wir
können nun den nächsten großen Schritt in Angriff nehmen, das Ausmessen der
magnetischen Flächen.” Dabei wird geprüft, ob die Spulen den magnetischen
Käfig für das Plasma in der gewünschten Form aufbauen. Noch in diesem Jahr soll
Februar 2015 Das testweise Abkühlen der Magnetspulen im Kryostat auf Supraleitungstemperatur – ein mehrwöchiger Prozess – beginnt.
Mai 2014 Die äußere Hülle der Anlage, der Kryostat, ist geschlossen. Die Betriebsvorbereitungen beginnen.
Januar 2014 Alle fünf Zusatzspulen aus den USA sind an der
Außenhülle von
Mai 2013 Sämtliche Nähte an der stählernen Außenhaut sind geschlossen: Der Kern der Forschungsanlage ist im Rohbau fertig.
November 2012 Alle Verbindungen der supraleitenden Stellaratorspulen untereinander sind geschlossen. Die Montage derKomponenten im Plasmagefäß und die Arbeiten an der Peripherie haben begonnen.
April 2012 Erste Zusatzspule aus den USA angeliefert.
Dezember 2011 Alle fünf Module stehen auf dem Maschinenfundament; die Basismaschine ist komplett.
März 2011 Vier der 5 Module stehen auf dem Maschinenfundament.
Februar 2010 Wasserkühlung im ersten Bauabschnitt aufgebaut – über 1 Kilometer Rohrleitungen.
Dezember 2009 Mit der Auslieferung der letzten Bauteile für die Außenschale sind alle Hauptkomponenten fertig gestellt.
Juli 2009 Alle 20 ebenen und 50 nicht-ebenen Spulen sind erfolgreich bei tiefen Temperaturen getestet.
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Mit der erfolgreich abgeschlossenen Funktionsprüfung der letzten von insgesamt
70 Magnetspulen ist jetzt die wissenschaftlich-technologische
Schlüsselkomponente für das Fusionsexperiment Wendelstein 7-X
fertig gestellt. Die übermannsgroßen supraleitenden Spulen werden den
magnetischen Käfig erzeugen, der das viele Millionen Grad heiße Fusionsplasma
einschließt.
Ziel der Forschung ist es, ein klima- und umweltfreundliches Kraftwerk zu entwickeln, das ähnlich wie die Sonne aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie gewinnt. Die Zündtemperatur für dieses Fusionsfeuer ist gewaltig: über 100 Millionen Grad. Damit sich der extrem dünne Brennstoff, ein Wasserstoffplasma, nicht an den Wänden der Brennkammer abkühlt, muss es gelingen, ihn in Magnetfeldern nahezu berührungsfrei und stabil einzuschließen – ein Aufwand, der sich lohnt: Ein Gramm Fusionsbrennstoff könnte soviel Energie freisetzen wie 11 Tonnen Kohle.
Wendelstein 7-X wird nach der Fertigstellung die weltweit größte
Fusionsanlage vom Typ Stellarator sein. Sie hat die Aufgabe, die Kraftwerkseignung
dieses Bautyps zu untersuchen. Mit bis zu 30 Minuten langen Entladungen soll sie –
erstmals in der Geschichte der Fusionsforschung – seine wesentliche Eigenschaft zeigen,
die Fähigkeit zum Dauerbetrieb. Das internationale Großprojekt ITER (lat.: der Weg),
das gegenwärtig in Cadarache/Frankreich entsteht, wird auf die mit
Abb. 1: Aus den Rechnungen der Plasmaphysiker und Konstrukteure sind fertige Spulen
geworden, hier beim Auffädeln auf das Plasmagefäß.
Den magnetischen Käfig für Wendelstein 7-X erzeugen 50 supraleitende, etwa 3,5 Meter hohe und jeweils 6 Tonnen schwere Magnetspulen – das Kernstück der Anlage. Ihre bizarren Formen sind das Ergebnis ausgefeilter Optimierungsrechnungen: Sie sollen einen besonders stabilen und wärmeisolierenden magnetischen Käfig für das Plasma erzeugen. Wegen der angestrebten langen Pulszeiten wurden zum Bau der Magnete supraleitende Stromleiter benutzt. Mit flüssigem Helium auf Tieftemperatur nahe dem absoluten Nullpunkt abgekühlt, verbrauchen sie nach dem Einschalten kaum Energie. Um das Magnetfeld verändern zu können, wird ein zweiter Satz von 20 flachen, ebenfalls supraleitenden Spulen überlagert.
Abb. 1: Computergrafik: Magnetspulen und Plasma von
Zur Prüfung der Betriebseigenschaften wurden alle 70 Spulen im Anschluss an die Fertigung zu einer Testanlage der französischen CEA nach Saclay bei Paris transportiert. Ziel war es, die Funktionstüchtigkeit und Lebensdauer der teuren Hightech-Bauteile sicherzustellen und später beim Betrieb aufwändige Reparaturen zu vermeiden. In der eigens für diese Prüfung entwickelten Testanlage wurden die auf Tieftemperatur abgekühlten Spulen einer Vielzahl von elektrischen und mechanischen Tests unterworfen. Insbesondere wurde untersucht, wie sich die Spulen beim so genannten Quench verhalten – dem härtesten Test, den ein Supraleiter bestehen muss: Dabei verliert die Spule schlagartig ihre Supraleitungseigenschaften und wird zu einem normalen Leiter. Zu untersuchen war, ob die Spulen den hohen Belastungen unbeschadet standhalten und nach erneuter Abkühlung wieder so supraleitend sind wie zuvor.
Hatte eine Spule alle Tests erfolgreich durchlaufen, wurde sie zur Montage in das IPP nach Greifswald weitertransportiert. Andernfalls ging sie zur Behebung des Problems zurück zum Hersteller.
Die erste Spule kam im Juni 2003 in Saclay an; inzwischen haben alle 70 ihre Prüfung
bestanden und sich dabei als ausgesprochen robust und gutmütig gezeigt. „Mit der so
erwiesenen hohen Qualität dieser wichtigen Bauteile sind wir zuversichtlich”,
erklärt Prof. Dr. Thomas Klinger vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik,
„dass der Magnetkäfig von
September 2008 Transport des ersten Magnetmoduls zur Komplettierung in die Experimenthalle.
März 2008 Die ersten beiden Halbmodule von
März 2008 Fertigung der 50 nicht-ebenen supraleitenden Stellaratorspulen beendet.
November 2007 Fertigung der 20 ebenen supraleitenden Magnetspulen beendet.
Mai 2007 Fertigung der 299 Stutzen für das Plasmagefäß abgeschlossen.
Januar 2007 Erster Sektor der Stütz- und Tragstruktur geliefert.
November 2006 Fertigung des Supraleiters abgeschlossen.
November 2006 Maschinenfundament in der Experimentierhalle fertiggestellt.
Dezember 2005 Plasmagefäß fertig gestellt.
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Der erste große Fertigungsauftrag für das Fusionsperiment
Wendelstein 7-X , die Herstellung der Plasmakammer, ist erfolgreich abgeschlossen:
Die 20 Sektoren des bizarr geformten, 35 Tonnen schweren Gefäßes wurden aus
mehreren hundert Einzelteilen zusammengefügt – ein handwerkliches Meisterstück.
Gefertigt wurde das Plasmagefäß von der MAN DWE GmbH in Deggendorf in 20 Teilstücken, von denen 4 im IPP bereits für die Montage des Experiments genutzt werden. Zu einem annähernd ringförmigen Gefäß von rund 12 Metern Durchmesser zusammengesetzt, wird die Plasmakammer später das bis zu 100 Millionen Grad heiße Plasma einschließen. In seiner Form ist das Gefäß dem verwundenen Plasmaschlauch angepasst. Diese eigenwillige Gestalt zusammen mit der verlangten hohen Maßhaltigkeit machte die Herstellung zu einer anspruchsvollen Aufgabe: Stellenweise sind die Toleranzen nicht größer als 3 Millimeter.
Abb. 1: Teilstück der Plasmakammer von Wendelstein 7-X: Zwanzig dieser Elemente
werden zu an. Die Öffnungen im Gefäß machen das Plasma für Heizung und
Messgeräte zugänglich.
Um die bizarre Form in Stahl nachzubilden, wurde das 35 Tonnen schwere Gefäß aus 200 einzelnen Ringen aufgebaut. Jeder Ring wiederum besteht aus mehreren fingerdicken und 18 Zentimeter breiten Stahlblechstreifen, die vielfach geknickt die geschwungenen Konturen nachformen. Mehr als 1600 Meter Schweißnaht fügen die über 800 Einzelteile des Gefäßes vakuumdicht zusammen. Dazu wurden die zu verbindenden Bauteile in genau definierter Position in 2 Millimeter Abstand voneinander fixiert und der Spalt durch mehrere neben- und übereinander per Hand angeschweißte Lagen von Draht geschlossen – insgesamt wurden dabei einige Kilometer Schweißdraht verbraucht.
299 Öffnungen, durch die später das Plasma beobachtet und geheizt sowie wärmebelastete Wandpartien gekühlt werden sollen, wurden anschließend mit scharfem Wasserstrahl in die Gefä0teile geschnitten. Jeder der 20 Sektoren wurde auf der Innenseite mit Halterungen für die spätere Wandverkleidung versehen und außen mit Kühl- und Heizrohren. Es folgten Tests sämtlicher Gefäßsegmente und Rohre auf Ultrahochvakuumdichtigkeit. 3-dimensionale Vermessungen mit dem Lasertracker begleiteten die Fertigung von Anfang an und stellten sicher, dass die vorgegebene Form auch exakt erreicht worden war: „Die asymmetrische Gestalt gepaart mit der verlangten hohen Genauigkeit machte all dies”, so fasst der für das Plasmagefäß verantwortliche IPP-Ingenieur Bernd Hein zusammen, „zu einem Behälterbau am Rand des technisch Möglichen, der höchste Anforderungen an das handwerkliche Können der Beteiligten stellte”.
Im fertigen Experiment wird das Plasmagefäß im Inneren eines Kranzes aus
70 supraleitenden Magnetspulen liegen. Sie erzeugen den magnetischen Käfig,
der das Plasma vor den Innenwänden des Plasmagefäßes in Schwebe
hält. Der Spulenkranz wiederum ist umgeben von einer wärmeisolierenden
Außenhülle. Eine Superisolation umschließt den luftleeren Raum
zwischen Plasma- und Außengefäß und trennt die mit flüssigem Helium
auf Supraleitungstemperatur abgekühlten Magnetspulen von ihrer warmen
Umgebung. Die gesamte Anlage ist aus 5 nahezu baugleichen Modulen aufgebaut, die vormontiert
und dann in der Experimentierhalle kreisförmig zusammengesetzt werden. Die Montage
von
6. April 2005 Montagebeginn: Die erste Spule wird auf das Plasmagefäß gefädelt.
August 2004 Erste ebene Spulen wird geliefert.
Dezember 2003 Erste Stellaratorspule wird ausgeliefert.
November 2003 Erste Sektoren des Plasmagefäßes werden geliefert.
Juni 2000 Demo-Kryostat – Tests in Garching erfolgreich abgeschlossen.
April 2000 Umzug in den Institutsneubau.
1998 bis 2001 Vorbereitung der Produktion der supraleitenden Spulen.
Juni 1999 Wendelstein-Testspule erreicht in der Testanlage TOSKA in Karlsruhe supraleitenden Zustand; Abschluss der Tests.
Dezember 1998 Großauftrag zur Herstellung der 50 supraleitenden Magnetspulen vergeben.
24. August 1998 Richtfest
19. Juni 1997 Grundsteinlegung für die Institutsgebäude.
24. Mai 1996 Verwaltungsvereinbarung zwischen
Bundesforschungsministerium und Kultusministerien von Mecklenburg-Vorpommern und
Bayern sichert Finanzierung von
11. März 1996 Ende Europäische Begutachtung,
Phase 2: Technik, Kosten- und Personalschätzung: Finanzierungszusage der
EU-Kommission.
19. Juli 1994 Gründung des IPP-Teilinstituts in Greifswald.
Juli 1994 Industrieaufträge für Prototypen: supraleitende Magnetspule, wärmeisolierendes Spulengefäß.
24. Mai 1994 Ende Europäische Begutachtung,
Phase 1 – wissenschaftlicher Wert:
August 1990 Der Projektantrag an die EU wird eingereicht.
1980 Die Planungen für
Quellen
[1] Max-Planck-Institut für Plasmaphysik – IPP Greifswald und Garching
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