Video 1: Dieser Film zeigt ein Interview mit Prof. Dr. Friedrich-Wagner, der
Leiter des Stellarator Experiments
Greifswald, den 14. September 2022 PI 03/2022
Verdoppelte Heizleistung, 40 neue Diagnostiken und 6,8 Kilometer Kühlrohre: Der Greifswalder Stellarator hat seine volle Ausbaustufe erreicht und beginnt im Herbst 2022 wieder mit wissenschaftlichen Experimenten. Die deutlich verbesserte Ausstattung der Fusionsanlage soll in wenigen Jahren einen Plasmabetrieb von bis zu 30 Minuten ermöglichen.
Drei Jahre lang hatten bei
Die künftig möglichen höheren Plasmaenergien erzeugen die drei Heizsysteme mit insgesamt mehr als verdoppelter Leistung:
- Die neue Ionenheizung mit Radiowellen kann maximal 1,5 Megawatt Leistung einspeisen,
- die Heizleistung der Neutralteilcheninjektion wurde auf 7 Megawatt verdoppelt
- und die Elektronenheizung mit Mikrowellen wurde auf 10 Megawatt erweitert.
60 Kilometer Kabel und Schläuche wurden installiert – zusätzlich zu den
bereits vorhandenen 280 Kilometern. Zusätzlich wurden 40 Diagnostiken erweitert
oder neu installiert, um das Plasma genauer und umfangreicher vermessen zu können. Vom
Herbst 2022 an werden nun wieder Wissenschaftler:innen in einem international
zusammengesetzten Team
„Eine wichtige Aufgabe wird darin bestehen, zu lernen, wie wir die im Plasma ankommende Heizenergie und damit die Plasmatemperaturen steigern können”, sagt Prof. Klinger. Bis zu einem Gigajoule Energieumsatz ist in dieser Phase geplant (der Energieumsatz ist die eingekoppelte Heizleistung multipliziert mit der Dauer der Entladung). Vor dem Umbau lag der Bestwert bei 75 Megajoule. Der Energiegehalt, also die Bewegungsenergie aller Plasmateilchen, konnte damals auf bis zu 1Megajoule gesteigert werden – das ist der bis heute geltende Weltrekord für Stellaratoren. Es gelangen zudem langlebige Plasmen von 100 Sekunden Dauer bei guten Plasmakenngrößen.
In früheren Experimenten hatte sich gezeigt, dass zwar das Aufheizen der Elektronen im Plasma sehr erfolgreich war. Sie sollen ihre Energie anschließend an die Ionen weitergeben. Die Ionen erreichten jedoch noch nicht die erwarteten Temperaturen. Im Zusammenhang damit wird die Erforschung von Turbulenzen, die im Plasma auftreten, wichtig sein. Sie haben in Stellaratoren einerseits eine wichtige Funktion, weil sie Verunreinigungen im Plasma entfernen. Andererseits behindern sie den Energietransport. Und den wollen die Forschenden in Greifswald in den bevorstehenden Experimenten deutlich besser verstehen und kontrollieren.
Quellen
[1] Max-Planck-Institut für Plasmaphysik – IPP Greifswald und Garching
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