Um zu verstehen, was im Frühstadium des Universums ablief, ist es zweckmäßig, die physikalischen Prozesse unseres Zentralgestirns zu verstehen.
Die Sonne ist ein Energiespender und erzeugt ihre Energie durch Kernfusionsreaktionen, also durch Verschmelzung von Atomkernen. Es sind vor allem die Wasserstoffkerne, die fusionieren, wodurch netto Energie freigesetzt wird. In Kernfusionsplasmen auf der Erde können ähnliche Bedingungen wie in der Sonne hergestellt werden. Es lassen sich sogar fast ähnliche Temperaturen wie auf der Sonne erreichen.
Ziel ist es, Atomkerne sehr nahe aneinander zu bringen, damit sie miteinander verschmelzen, wodurch letztlich Energie frei wird. Durch die Nähe zueinander, versuchen die Atomkerne ihre gemeinsame Oberfläche möglichst klein zu halten, weil das der stabilste Zustand ist. Sie ziehen sich quasi zusammen, und aus „zwei” Kernen die sich berühren wird „ein” größerer Kern.
Natürlich sind Atomkerne quantenmechanische Objekte, bei denen man die Größe nicht genau bestimmen kann. Aber vereinfacht kann man sich diese als Kugeln vorstellen, und die Kräfte führen dazu, dass die Atome miteinander verschmelzen. Dadurch wird deren innerer energetischer Zustand günstiger, und daher können sie Energie abgeben.
Diesen Prozess der Kernfusion kann man allerdings nicht beliebig oft fortführen, denn Atomkerne bestehen aus Protonen und Neutronen. Da die Protonen positiv geladen sind, versuchen sie sich gegenseitig abzustoßen und wirken dem Prozess, Energie freizusetzen, entgegen.
Insofern entsteht das Problem, dass sich bei größeren Kernen die Ladungen der einzelnen Teilchen immer stärker abstoßen. Daher gibt es ein Maximum in der Bindungsenergie, bis sich anschließend der Prozess umkehrt und die Energie wieder abfällt.
Vor allem, wenn man Wasserstoff zu Helium verschmilzt, wird viel Energie frei. Anschließend verändert sich die Energiekurve und erreicht schließlich ein Maximum beim Eisen. Schlussendlich gibt es ein schwerstes Element, welches durch Kernfusion entstehen kann und noch stabil ist, nämlich das Uran. Anschließend geht es auf natürliche Weise nicht mehr weiter. Denn schließlich würde der Kern so viele Protonen enthalten, dass er wegen der elektrischen Wechselwirkungen auseinander fliegt.
Aus diesem Grund lässt sich am einfachsten Energie gewinnen, indem man leichte Kerne miteinander verschmilzt oder schwere Kerne spaltet, wie es im Kernreaktor der Fall ist.
Die Herausforderung besteht nun darin, diese elektrisch geladenen Kerne so nahe aneinander zu bringen, dass sie sich quasi berühren, also überlappen. Dieses Überlappen führt zu Scherkräften, und bevor sie sich auflösen, verschmelzen sie lieber zu einem größeren stabileren Kern. Der Bereich, in dem das stattfindet, ist mit 10-15m extrem klein. Das bedeutet zunächst, dass man den Kernen genug Energie zuführen muss, um gegen die Abstoßungskräfte der Atomkerne anlaufen zu können. Und wenn sie sich aufgrund der Wahrscheinlichkeiten berühren, kommt es zu Kernfusionen. Normalerweise fliegen zwei Atomkerne aufeinander zu und werden durch die elektrische Ladung abgebremst und fliegen ohne sich zu berühren wieder auseinander.
Wenn die Energie aber hoch genug ist, so dass die Teilchen ihre Abstoßung überwinden können, dann wandeln sie sich um, und es wird dabei Energie frei.
D ist das Deuterium
T ist das Tritium
He ist das Helium als Endprodukt
n ist das Neutron
Deuterium ist ein Isotop und bildet den schweren Wasserstoff. Er wird aus
Meerwasser gewonnen, da es zu 0,01% im Wasser vorhanden ist und
zudem schwerer als der normale Wasserstoff ist.
Tritium ist der überschwere Wasserstoff. Da Tritium allerdings
radioaktiv ist und wegen seiner geringen Halbwertszeit auf der Erde nicht vorkommt,
wird er aus Lithium gewonnen.
Die He-Kerne heizen den Brennstoff auf.
Die Neutronen heizen dagegen die Wand des Reaktors auf.
Als Ergebnis erhält man durch das Aufheizen des Gases thermische Energie. Aufgrund
der thermischen Bewegung kommen sich die Teilchen nahe genug, und das führt
schließlich zu den Fusionsprozessen. Ähnliche Prozesse laufen
ständig in der Sonne ab. Wenn man die Energie in Temperatur umrechnet, erreicht das
Sonneninnere
Allerdings finden die laut obigem Formalismus beschriebenen Fusionsreaktionen
nicht in der Sonne statt, da die unter Laborbedingungen erzeugten Prozesse eine höhere
Rate haben, also effizienter sind. Unter derartigen Bedingungen käme man in der Sonne
auf
Die Idee ist also, man verwendet ein Gas aus Wasserstoff als Grundlage und erhitzt
dieses auf
Im Plasma sind die Atome nicht mehr an die Atomkerne gebunden. Die typischen
Bindungsenergien betragen
Zum Beispiel geht bei einem Blitz das Luftgas kurzzeitig in den Plasmazustand über. Oder nehmen wir eine Leuchtstoffröhre, dort brennt auch eine Plasmaentladung, allerdings nicht ganz so heiß.
Doch wie schließt man ein derart heißes Gas in einem Behälter ein? Hierzu macht man sich zunutze, dass die Teilchen elektrisch geladen sind. Die Teilchen lassen sich dann sehr effizient durch ein Magnetfeld beeinflussen. Wenn man diese Teilchen einem Magnetfeld aussetzt, beginnen die Teilchen eine Gyrationsbewegung zu vollziehen. Darunter versteht man eine Spiralbewegung um die Magnetfeldlinie. Und längs der Magnetfeldlinien können sich diese frei bewegen.
Das heißt, die Teilchen kommen mit der Behälterwand gar nicht in Berührung. Typischerweise verwendet man hierzu eine torusförmige Behältergeometrie. Und die Magnetfeldlinien spiralen um den Torus herum, wobei die Teilchen zunächst den Magnetfeldlinien hinterher laufen. Die Teilchen bewegen sich innerhalb des Torus auf verschiedenen konzentrisch angeordneten magnetischen „Mantelflächen”.
Je weiter man sich den inneren Mantelflächen nähert, desto heißer wird das Plasma. Die äußeren Mantelflächen sind dagegen weniger heiß, weil die Dichte dort geringer ist. Auf diese Weise kann man einen Druckgradienten vom Zentrum zum Rand hin aufrechterhalten. Dennoch kommt es mit der Wand zu Wechselwirkungen, ohne dass sich diese auflöst.
Das Plasma im Sonneninneren und das im Reaktor unterscheiden sich nicht so stark in
der Temperatur, sondern vielmehr in der Teilchendichte (Anzahl pro Volumeneinheit). In der
Luft zum Beispiel beträgt die Zahl bei 1 m³ etwa
1026 Teilchen. In den Fusionsreaktoren
beträgt die Anzahl dagegen 1020 Teilchen.
Also
Doch weil das Gas so extrem stark verdünnt ist, lässt es sich so stark aufheizen.
Denn die Energiedichte wird aus dem Produkt beider Terme gebildet. Also, wenn man das Gas
um
Eine Möglichkeit eines solchen Behälters ist der „Stellarator”.
Der Durchmesser beträgt
Beim „Stellarator” sind folgende Parameter notwendig:
- Die Temperatur T muss bei
100 Millionen°C hochgehalten werden. - Man muss die Teilchendichte n bei 1020/m³ Teilchen hochhalten.
- Entscheidend ist auch die Energieeinschlusszeit τE [sec].
- Das Fusionsprodukt
T · n · τE [m-3· keV · s] muss den Minimalwert übersteigen.
Einige Beispiele für die Energieeinschlusszeit
τE:
Kaffeetasse
Thermoskanne
Dementsprechend versucht man gegenwärtig die Magnetfeldkonfiguration so zu optimieren, dass man von derzeit 10 Millisekunden auf 3 Sekunden kommt. Das ist die Zeit, in welcher der Energieinhalt einmal ausgetauscht wird und was sozusagen der Wärmeisolation entspricht.
Bisher erreicht man hohe Temperatur von 400 Millionen°C und
eine hohe Teilchendichte von 1020/m³
Teilchen. Aber die Wärmeisolation liegt leider noch
Was führt dazu, dass Wärme verloren geht? Die hohe Teilchendichte führt bei dieser Geometrie dazu, dass die Teilchen bereits in Bereichen miteinander kollidieren, die noch nicht effizient sind. Das heißt, sie dürfen nicht zu früh miteinander in Kontakt kommen, sonst tauschen wärmere Teilchen mit kühleren Teilchen den Platz. Denn starke Gradienten von Temperatur und Dichte führen zu Mikroinstabilitäten.
Mikroinstabilitäten wiederum verursachen einen turbulenten Zustand.
Dadurch wird jedoch die innen benötigte Wärme nach außen transportiert. Da
der Energietransport durch die Turbolenz bestimmt wird, bräuchte man zur Zündung
gegenwärtig noch einen Reaktor mit einem Radius von
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