Der „Minkowski-Raum” ist benannt nach Hermann Minkowski (1864-1909), der
sich dem Studium der Mathematik und Physik gewidmet hat. Bei diesem Raum handelt es sich um
einen
Drei der Koordinaten des Minkowski-Raums sind die klassischen des Euklidischen
Raums. Hinzu kommt eine vierte Koordinate für die Zeit. Der Minkowski-Raum ist also
analog wie ein
Der Minkowski-Raum kann als
Als Bilinearform bezeichnet man in der linearen Algebra eine Funktion, die zwei
unabhängigen Vektoren einen Skalarwert zuordnet und die linear in ihren
beiden Argumenten ist. Insofern ist diese Bilinearform nicht positiv definiert. Hierbei
ordnet man den Minkowski-Vektoren (vier an der Zahl), man spricht auch von Ereignissen,
Die Koordinate
In der Allgemeinen Relativitätstheorie wird allgemein obige Signatur
(−,+,+,+) verwendet. Eine physikalisch äquivalente umgekehrte
Signatur (+,−,−,−) ist in der Teilchenphysik
weit verbreitet. Die Zeit wird manchmal auch als vierte
Alternativ kann man das innere Produkt zweier Elemente des Minkowski-Raums auch als Wirkung des metrischen Tensors ημν auffassen:
In der oben dargestellten Tensor-Schreibweise unterscheidet man zwischen kontravarianten (Indizes oben) und kovarianten (Indizes unten) Vektorkomponenten.
Ein
(Der Abstand zweier Vierer-Vektoren r₁ und r₂ im Minkowski-Raum ist damit gegeben durch:
Die inhomogene Lorentzgruppe lässt den Vierer-Abstand invariant; sie umfasst die räumlichen und zeitlichen Translationen und Spiegelungen sowie die Transformationen der homogenen Lorentzgruppe.
Aufgrund der Lorentz-Transformation lässt sich erkennen, dass die
Zeitkoordinate mit einbezogen werden muss, weil sich die Zeit beim Transformieren
auch ändert. Deswegen muss die Zeit in den grafischen Darstellungen mit
berücksichtigt werden. Und dementsprechend bewegt man sich in einem
Minkowski hatte basierend auf den Arbeiten von Lorentz und Einstein die Idee, Raum und Zeit nicht mehr als zwei separate physikalische Einheiten zu sehen, sondern beide in einem Modell zu vereinigen.
Minkowski unterteilte seine Argumentation in 5 Abschnitte, in welchen er schrittweise ausführte, wie man von der gegenwärtig angenommenen Mechanik allein durch rein mathematische Überlegungen zu veränderten Ideen über Raum und Zeit kommen könnte. Zunächst bezog sich Minkowski auf die Gleichungen der Newton'schen Mechanik und deren zweifacher Invarianz (Unveränderlichkeit). Zum einen bleibt deren Formalismus erhalten, selbst wenn man das zugrunde gelegte räumliche Koordinatensystem einer beliebigen Lageveränderung unterzieht. Selbst wenn man seinen Bewegungszustand verändert, indem man ihm irgendeine gleichförmige Translation aufprägt. Und selbst der Nullpunkt der Zeit spielt hierbei keine Rolle.
Um das graphisch zu veranschaulichen, wählte er, wie wir es auch heute noch
gewohnt sind,
In unserem Beispiel soll ein Raumpunkt, der einem Wertesystem, bestehend aus
Der Raum unserer Anschauung soll zudem kein Vakuum aufweisen, sodass an allen Orten und zu jeder Zeit etwas wahrgenommen werden kann. Minkowski wählte dafür nicht den Begriff „Materie” oder „Elektrizität”, sondern wählte bewusst den Begriff „Substanz”.
Einem Zeitpunkt dt sollen die Änderungen
Durch die Begriffe „Raum” und „Zeit” fallen die
Daraus ergeben sich zwei durch den Punkt
Zu den vorgenannten Transformationen sollen nun noch beliebige Verschiebungen des Raum-Zeit-Nullpunktes hinzugefügt werden. Dadurch erhalten wir graphisch eine von dem Parameter c abhängige Gruppe von Transformationen, die Minkowski mit Gc bezeichnete.
Um Missverständnisse auszuräumen, legte Minkowski fest, um welchen Wert es sich bei dem Parameter c handelt. Für c soll die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum vorausgesetzt werden, in welchem lediglich die elektromagnetischen Wechselwirkungen zum Tragen kommen. Die Unveränderlichkeit der Naturgesetze soll daher für die Gruppe Gc gelten.
Auf Grundlage aller Naturerscheinungen kann durch konsequente
Annäherung ein Bezugssystem
Das Bezugssystem lässt sich je nach Transformation der
Gruppe Gc beliebig verändern, ohne Einfluss auf die
Naturgesetze zu nehmen.
Minkowski schloss den ersten Teil mit den Worten ab, dass auf diese Weise die
Nun erhebt sich die Frage, welche Umstände uns eine veränderte Sicht von Raum und Zeit aufzwingen? Denn wenn die neue Sichtweise den Naturerscheinungen nicht widerspricht, eröffnet sich die Möglichkeit, Beziehungen eindeutig zu definieren. Bevor Minkowski darauf einging, stellte er eine wichtige Bemerkung voran.
Wenn Raum und Zeit eine Erweiterung erfahren haben, so entspricht einem ruhenden
substanziellen Punkt als Weltlinie eine zur
Hierzu führte Minkowski folgendes Axiom ein:
Die in einem beliebigen Weltpunkt vorhandene Substanz kann stets bei geeigneter
Festsetzung von Raum und Zeit als ruhend aufgefasst werden.
Das Axiom besagt, dass in jedem Weltpunkt stets der Ausdruck
... Gültigkeit hat. Oder mit anderen Worten, jede Geschwindigkeit v ist stets kleiner als die Lichtgeschwindigkeit c. Bezogen auf alle substanziellen Geschwindigkeiten würde c als obere Grenze bestehen und hierin die tiefe Bedeutung der Größe c liegen.
Minkowski schlussfolgerte, dass wenn man beispielsweise die Gruppe
Gc betrachtet und es gäbe es starre Körper,
man erkennen könnte, dass durch die zwei zu den beiden Gruppen
Gc und G∞
gehörenden hyperboloidischen Schalen nur „eine”
Nach Lorentz soll jeder Körper, der in Bewegung ist, in Richtung der Bewegung eine Verkürzung erfahren, und zwar bei einer Geschwindigkeit v im Verhältnis
Diese Hypothese klang für Minkowski äußerst phantastisch. Denn die Kontraktion sei nicht eine Folge von Widerständen im Äther, so wie man sich das All ursprünglich vorstellte, sondern ein Glücksfall, quasi als Begleitumstand der Bewegung zu sehen.
Minkowski wollte nun an einer Grafik veranschaulichen, dass die Hypothese von Lorentz völlig äquivalent mit Einsteins Aufsatz über die Auffassung von Raum und Zeit ist, wodurch sie viel verständlicher wird.
Der Einfachheit halber trennen wir die Dimensionen y
und z gedanklich ab, und denken uns nur mehr eine räumlich
Lorentz bezeichnete in seiner Abhandlung die Verbindung t' von x und t als Ortszeit des gleichförmig bewegten Elektrons und benutze eine physikalische Konstruktion dieses Begriffs zum besseren Verständnis der Kontraktionshypothese. Jedoch zu erkennen, dass die Zeit des einen betrachteten Elektrons dem des anderen gleicht, also t und t' gleichzusetzen ist, sei erst ein Verdienst von A. Einstein gewesen.
Damit war der Begriff „Zeit” durch die Darstellungen als eine eindeutige
Größe festgelegt worden. An dem Begriff des „Raums” rüttelten
weder Einstein noch Lorentz vielleicht auch deshalb nicht, weil bei der oben
angeführten Transformation, bei der die
Nach dem nun zwingend notwendigen erlangten Verständnis der Gruppe
Gc erschien Minkowski das Wort
„Relativitätspostulat” für die Forderung einer
Unveränderlichkeit der Gruppe Gc nicht
ausreichend. Das würde dem Sinn nach bedeuten, dass durch die Erscheinungen in
Raum und Zeit nur eine
Durch das neu definierte Weltpostulat wird es nach Minkowskis Ansicht
möglich, die vier Bestimmungsstücke
Vor allem wird deutlich, was es mit dem Begriff Beschleunigung auf sich hat.
Minkowski bediente sich hierzu einer geometrischen Ausdrucksweise, die sich
nach seinen Worten anbietet, wenn man im Tripel, also dort, wo die Koordinatenpunkte
Der Kegel, definiert als
... und mit dem Punkt O als dessen Spitze (siehe Abb. 2), besteht aus
zwei Teilbereichen. Der eine Bereich mit den Werten Nullpunkt
Den ersten, uns zugewandten Bereich, hatte Minkowski als „Vorkegel” bezeichnet, der aus allen Weltpunkten bestehen soll, die Licht „in Richtung O senden”. Der zweite, von uns weggewandte Bereich, bezeichnete er als „Nachkegel”, der seinerseits aus allen Weltpunkten besteht, die Licht „von O ausgehend” empfangen. Die vom Vorkegel eingegrenzte Fläche bezeichnete Minkowski als „diesseits von O” und die Fläche des Nachkegels als „jenseits von O”. Jenseits von O entspräche dann der weiter oben betrachteten hyperboloidischen Schale:
Der Bereich zwischen den Kegeln wird eingegrenzt von den einschaligen hyperboloidischen Verläufen
... und beinhaltet alle konstanten positiven Werte k².
Die einzelnen Äste dieser Hyperbeln werden zunächst als „Zwischenhyperbeln
zum Zentrum” O bezeichnet. Ein derartiger Hyperbelast würde,
wenn er einer Weltlinie eines substanziellen Punktes entspräche, eine Bewegung
widerspiegeln, die für
In Anlehnung an den klassischen Vektorbegriff in einem Raum soll jetzt eine definierte
Strecke stellvertretend für alle Möglichkeiten
Versetzten wir uns nun gedanklich in einen solchen Weltpunkt P
der durch seine Komponenten
Minkowski wies auf die nachweisbaren Fortschritte zum Thema „ponderomotorische Kraft” im elektromagnetischen Feld hin, welche sich auf die betrachtete Gruppe Gc übertragen lassen. Unter der ponderomotorischen Kraft versteht man heute den niederfrequenten Anteil der Kraft eines räumlich inhomogenen, hochfrequenten elektromagnetischen Feldes auf ein System von (sich in diesem Feld bewegenden) elektrischen Ladungen.
Die damaligen Ansätze veranlassten Minkowski zu einer einfachen Regel:
Bei der Änderung des Bezugssystems ist die vorausgesetzte Kraft
in der Weise als eine Kraft in den neuen Raumkoordinaten anzusetzen, dass dabei der
zugehörige Vektor mit den Komponenten
... die durch c² dividierte Arbeitsleistung der Kraft im Weltpunkt ist, unverändert bleibt.
Dieser Vektor ist stets normal zum Bewegungsvektor im Punkt P. Ein solcher, zu einer Kraft im Punkt P gehörende Kraftvektor, bezeichnete Minkowski als ein sich „bewegender Kraftvektor im Punkt P”.
Im weiteren Verlauf soll die durch diesen Punkt P verlaufende
Weltlinie, die ja den substanziellen Punkt widerspiegelt, mit konstanter
mechanischer Masse m beschrieben werden. Das
Diese Definitionen beschreiben das Gesetz dafür, wie die Bewegung eines Massenpunktes
bei gegebenem sich bewegenden Kraftvektor stattfindet. Damit soll gelten:
Der Kraftvektor der Bewegung ist gleich dem bewegenden Kraftvektor.
Nach Minkowskis Ansicht, fasst diese Aussage die vier Gleichungen für die Komponenten
nach den vier Achsen zusammen. Wobei die vierte Gleichung, weil von vornherein beide
genannten Vektoren normal zum Bewegungsvektor angeordnet sind, sich als eine Folge der drei
ersten Gleichungen ansehen lässt. Nach der obigen Bedeutung von T
stellt die vierte Gleichung zweifellos den Energiesatz dar. Als kinetische Energie
des Massenpunktes ist daher der
Daraus ergibt sich die Beziehung:
Das entspricht nach Abzug der additiven Konstante mc² dem
Ausdruck
Diese Tatsache behält bei dem angesprochenen Grenzwert bei
Nach Aussage von Minkowski lässt sich von vornherein das Verhältnis von
Längeneinheit zu Zeiteinheit so wählen, dass dies der natürlichen
Geschwindigkeitsschranke
Dadurch zeigt sich eine völlige Symmetrie in
Die Vorteile, die sich aus dem Weltpostulat ergeben, werden durch nichts so treffend belegt, wie durch die Beschreibung des Verhaltens einer beliebig bewegten punktförmigen Ladung nach den in der Maxwell-Lorentzschen Theorie beschriebenen Wechselwirkungen.
Laut Aussage von Minkowski fallen in einer Mechanik, die aufgrund obigen Weltpostulats überarbeitet werden müsste, die Diskrepanzen zwischen der Newton'schen Mechanik und der modernen Elektrodynamik von selbst weg.
Minkowski bewertete abschließend noch die Stellung des Newton'schen
Attraktionsgesetzes, heute als „Gesetz der Gravitation” bekannt, in Bezug
auf obiges Postulat. Er nahm an, wenn zwei Massenpunkte
Wir betrachten nun den speziellen Fall, dass der Beschleunigungsvektor von m konstant Null ist, wobei wir anschließend t so einsetzen, dass m als ruhend aufgefasst werden kann. Zusätzlich erfolgt die Bewegung von m₁ allein durch den von m bewirkten Kraftvektor. Nun wird dieser definierte Kraftvektor zunächst durch Hinzufügen folgenden Faktors erweitert:
Bei Größen von der Ordnung von 1/c² auf
1 zeigt sich, dass für die Koordinaten
Die Gültigkeit obigen Weltpostulats ohne Einschränkungen ist, so war
Minkowski davon überzeugt, der wahre Kern eines elektromagnetischen
Weltbildes, der von Lorentz ersonnen, und von Einstein weiter ausgeführt
wurde.