Wie wir bereits gesehen haben, ist es bei dem Arbeitsbegriff so, dass eine Arbeit an einem System verrichtet wird. Diesem System wird entweder Arbeit zugeführt, oder falls sie negativ ist, dem System abgeführt. Dagegen ist der Energiebegriff, den wir uns aus dem Arbeitsbegriff abgeleitet haben, eine „Systemeigenschaft”. Man geht also davon aus, dass das jeweilige System diese Energien besitzt. Das bedeutet, die Arbeit ist ein „Grenzflächenkonzept”. Mit anderen Worten, über die Grenzfläche zwischen der Umgebung und dem System wird Arbeit verrichtet. Dagegen ist die Energie, egal ob kinetische und potentielle, eine Systemeigenschaft, die dem System zugerechnet ist.
Das „Noether-Theorem”, benannt nach der Mathematikerin Emmy Noether, sagt aus:
Die Erhaltungssätze sind eine Folge der Invarianz Eigenschaften.
Diese „Invarianz Eigenschaften” sind in der Natur ein ganz wesentlicher Aspekt. Sie werden oft auch als „Symmetrien” bezeichnet. So sind zum Beispiel die Invarianz bei Translation im Raum und die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten in der Natur dieselben. Diese Invarianz gegenüber Translationen hat die „Impulserhaltung” zur Folge. Die Invarianz gegen Drehungen bzw. gegen Rotation, hat die „Drehimpulserhaltung” zur Folge.
Und die Invarianz hinsichtlich der Transformation von einem Inertialsystem auf ein anderes Inertialsystem, ob man beispielsweise die Welt aus einem stehenden Zug oder aus einem gleichförmig geradlinig bewegten Zug betrachtet, ändert nichts an der Gültigkeit der Naturgesetze. Diese Invarianz hat die Erhaltung des „Massenmittelpunktimpulses” zur Folge.
Und letztlich folgt der „Energieerhaltungssatz” aus der Invarianz gegen die Zeittranslation. Das bedeutet, dass die Naturgesetze morgen noch genauso gelten werden wie heute. Das eine solche Invarianz vorhanden ist, hat somit diesen Energieerhaltungssatz zur Folge. So wie die Zeit eine einzelne Größe ist, so ist die Energie eine skalare Größe. Dagegen ist der Impuls eine vektorielle Größe, und auch Translationen können in verschiedenen Richtungen durchgeführt werden. Dementsprechend muss die Energie eine „skalare” Größe sein, weil sie eben der „Zeittranslationsinvarianz” entspricht. Daraus folgt:
„Invarianz” ist die Unveränderlichkeit von Größen.
Zunächst einige generelle Aussagen über „Kräfte und Kraftfelder”.
Wenn man eine ortsabhängige Kraft betrachtet, die an verschiedenen Punkten unterschiedliche Werte und Richtungen hat, dann spricht man von einem Kraftfeld. Wenn aber der Kraftvektor ortsunabhängig ist, handelt es sich um räumlich konstante Kräfte. In diesem Fall handelt es sich um ein spezielles Kraftfeld. Diese Kräfte bilden dann ein sogenanntes „homogenes Kraftfeld”, wie es bereits im vorherigen Kapitel angesprochen wurde.
Eine weitere Form eines speziellen Kraftfeldes sind die auf ein Kraftzentrum gerichteten Kräfte. Solche Kräfte nennt man „Zentralkräfte”. Beispielsweise das Kraftfeld in der Umgebung der Sonne, oder auch das Kraftfeld in der Umgebung einer Punktladung. Beide sind dadurch charakterisiert, dass der Kraftvektor immer parallel zum Ortsvektor ist. Dabei wird naturgemäß der Ursprung des Koordinatensystems ins Kraftzentrum gelegt. Und dann ist der Kraftvektor immer parallel zum Ortsvektor: || .
Und wenn Kräfte zeitunabhängig sind, sich also im Laufe der Zeit nicht ändern, dann spricht man auch von „statischen Kräften”. Wie muss man sich jetzt ein solches Kraftfeld vorstellen?
Da gibt es grundsätzlich zwei Denkmöglichkeiten. Möglichkeit eins ist eine Fernwirkung. Das also automatisch und sofort und in alle Instanzen augenblicklich eine Kraftwirkung vorhanden ist. Und wenn räumliche Distanzen keine Rolle spielen, nennt man das „Fernwirkungskräfte”.
Wir sprechen hier aber im Wesentlichen von „Nahwirkungskräften”. Der Unterschied ist nicht zu vernachlässigen. Im Fall von Nahwirkungskräften wird die Kraftwirkung durch einen lokalen Zustand des umgebenden Raumes bewirkt. Hierbei kann sich der Zustand des Raumes ausbreiten, wie das zum Beispiel bei elektromagnetischen Wellen der Fall ist.
Noch interessanter wird es, wenn sich herausstellt, dass dieser Zustand des Raumes sogar Energie enthalten kann. Denn wenn sich so ein Zustand wellenförmig ausbreitet, wie beispielsweise bei den Lichtwellen, dann wird mit dieser Ausbreitung auch Energie transportiert. Durch diese Überlegung ist es möglich, die elektromagnetische Wechselwirkung und ihre zeitliche Ausbreitung quantitativ zu beschreiben.
Bei der Gravitation ist es komplizierter. Man spricht zwar auch von Gravitationswellen, die aber zurzeit experimentell noch schwer nachzuweisen sind.
Welche Kräfte haben wir denn überhaupt in der Natur? Interessanterweise gibt es da gar nicht so viele unterschiedliche Kräfte. Was wir gegenwärtig sagen können ist, dass wir je nach Sichtweise drei bis vier unterschiedliche Kräfte haben.
Wenn wir sie nach der Stärke ordnen, ergeben sich:
Die relative Stärke dieser Kraft ist 10−1. Die
Reichweite ist mit nur
Die „starke Wechselwirkung” ist dafür zuständig, dass die Atomkerne, die aus den positiv geladenen und den neutralen Teilchen bestehen, nicht auseinanderfliegen. Da gleichnamige Ladungen einander abstoßen, hält die starke Wechselwirkungskraft die Welt im Innersten zusammen. Aber bereits in Dimensionen jenseits der Atomkerndimension ist diese Wechselwirkung nicht mehr spürbar, sodass die Elektronenhülle davon praktisch nicht betroffen ist. Somit ist sie eine Kraft von kurzer Reichweite.
Die „elektromagnetische Wechselwirkung” hat eine Kopplungskonstante
Die „schwache Wechselwirkung” hat eine Kopplungskonstante von
Ohne eine derartige Wechselwirkungskraft könnte man den Beta-Zerfall nicht beschreiben.
Die „Gravitations-Wechselwirkung” hat eine Kopplungskonstante von 5× 10−39. Sie ist zwar sehr klein, aber ihre Reichweite ist, wie man bis jetzt vermutet, ebenfalls unendlich.
Bei der Gravitation hat man es mit verhältnismäßig großen Massen zu tun. Man sagt, die Gravitation ordnet die Vorgänge im Kosmos. Während die Wechselwirkungen mit geringen Reichweiten die Vorgänge im nuklearen Bereich ordnen. Die elektromagnetische Wechselwirkung sticht dabei heraus. Denn sie reicht einerseits unendlich weit und ist trotzdem von verhältnismäßig großer Stärke. Und dennoch ist sie nicht die alles beherrschende Wechselwirkung. Warum ist das so? Aus einem wichtigen Grund ist das nicht so.
Die Gravitation hat nämlich sozusagen nur eine Ladung. Massen können sich immer nur anziehen und werden sich „nie” abstoßen. Während es bei den elektrischen Ladungen so ist, dass es positive und negative Ladungen gibt. Die ungleichnamigen Ladungen ziehen einander an und die gleichnamigen stoßen einander ab. Das bedeutet, wenn man eine ausreichende Anzahl von großen Systemen betrachtet, gibt es dort aufgrund der statistischen Kompensation weitestgehend ungefähr gleich viele positive wie negative Ladungen innerhalb des Systems. Somit werden, wenn man große Systeme betrachtet, keine nennenswerten elektromagnetischen Wechselwirkungen auftreten. Erst wenn es einem gelingt, Ladungen zu trennen, treten solche Kräfte auf.
Letztlich kann man die elektromagnetische und die schwache Wechselwirkung zu einer „Elektroschwachen Kraft” zusammenfassen. Hierzu versucht man, sie in einer gemeinsamen theoretischen Struktur zu beschreiben.
Betrachten wir eine dieser Grundkräfte etwas genauer.
Es ist eine experimentelle Tatsache, dass Körper in einem Schwerefeld, also einem Gravitationsfeld, eine Kraft erfahren. Und so wie man das generell in der Physik macht, versucht man beschreibend an die Dinge heranzugehen. Und so gehen wir davon aus, dass diese Gewichtskraft proportional sein wird, zu einem Parameter der diesen Körper beschreibt, nämlich zur sogenannten schweren Masse.
ist die schwere
Feldstärke
ms ist die schwere Masse
Daher ist die schwere Feldstärke das Gewicht pro Einheit der schweren Masse (das Gewicht der Masseneinheit). Sie beschreibt die Eigenschaft des Feldes unabhängig davon, wie groß die jeweilige Masse ist, die in einem solchen Feld beeinflusst wird. Die schwere Feldstärke wird dann als Vektor geschrieben. Hier auf der Erdoberfläche ergibt sich daraus:
Insgesamt gesehen ist das Gravitationsfeld der Erde kein homogenes Kraftfeld. Wenn wir uns allerdings in einem genügend kleinen System gegenüber dem Erdradius befinden, kann man in guter Näherung dennoch von einem homogenen Feld sprechen.
Grafik (wird später eingefügt)
Die Bewegungsgleichung lautet:
Masse · Beschleunigung = Gewichtskraft
Hinweis:
Hier steht das m für die träge Masse
(siehe Newton-Axiom).
Wenn man nun entsprechend einsetzt, erhält man:
Jetzt folgt die skalare Gleichung für die dritte z-Komponente:
Das kann man jetzt nach der Zeit integrieren:
Und wenn man noch einmal nach der Zeit integriert, kommt folgendes heraus:
Für eine bestimmte Fallhöhe H gilt unter
Berücksichtigung, dass
Der Term m /ms steht für das Verhältnis der trägen Masse zur schweren Masse. Wobei beides gleichartige Größen sind. Damit erhält man zunächst:
Lässt man zwei Körper aus unterschiedlichen Höhen in einem Gravitationsfeld
fallen, so fallen beide Körper immer gleich schnell. Vorausgesetzt natürlich, man
lässt die Luftreibung unberücksichtigt. Mit der allgemeinen
Relativitätsmechanik, wo die Gravitationskräfte auf Trägheitsbewegungen
in einem gekrümmten
Und wenn Körper stets gleich schnell fallen, dann muss der Faktor zwischen der trägen und der schweren Masse konstant sein. In diesem Fall ist dieser Faktor eine universelle Konstante.
2 H /(g · th²) wäre dann diese universelle Konstante und man könnte somit auch schreiben:
Cs ist eine universelle Konstante
Nun nimmt man an, dass m und ms gleichartige Größen sind. Das nennt man auch das „Äquivalenzprinzip”. Und deshalb wählt man die Einheiten so, dass für die universelle Konstante der Wert Eins herauskommt. Man setzt somit beide Größen gleich:
Und damit kann man die Fallzeit konkret ausrechnen:
Des Weiteren lässt sich auch die Gravitationsfeldstärke berechnen.
Durch experimentelle Versuche kann man abschließend folgende Festlegung treffen:
Hinweis:
Die Schwerebeschleunigung beträgt
Mit einer Verdoppelung der Masse erfolgt auch immer eine Verdoppelung der Trägheit. Und aus der Fallzeit eines Körpers ergibt sich unmittelbar:
Die Kraft, mit der eine Masse von 1 kg von der Erde angezogen wird, beträgt 9,81 N.
Eine gute Methode, sich die Gravitationskraft verständlich zu machen, geschieht mithilfe der Pendelschwingung. Wie bereits angekündigt, gehen wir jetzt näher darauf ein.
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