Wozu schaut man sich denn überhaupt „Bezugssysteme” an, und vor allem bewegte Bezugssysteme? Generell ist es so, dass man sich bemüht, Koordinatensysteme (Bezugssysteme) so zu wählen, dass sie dem jeweiligen System, welches man untersuchen möchte, möglichst gut angepasst sind. Es bestand aber nicht immer Einigkeit über das gewählte Bezugssystem. Soll man zum Beispiel das geozentrische oder das heliozentrische System zugrunde legen? Aus Sicht der klassischen Physik sind beide gleichberechtigt. Aber meistens ist es praktischer, das heliozentrische System zu verwenden. Wenn man jedoch weiß, wie man auf bewegte Bezugssysteme transformiert bzw. umwandelt, kann man das eine in das andere überführen.
Bei der weiteren Betrachtung kommt zusätzlich das Konzept der Trägheitskräfte vor. Wenn wir dort von einem Bezugssystem sprechen, verstehen wir darunter die „kartesischen Koordinaten”.
Das System S hat als Koordinatensystem den Ursprung
O und als Basisvektoren
Das zweite System S∗, auf welches man transformiert, hat als Koordinatensystem den Ursprung O∗ und als Basisvektoren x∗, y∗, z∗. Das System S∗ kann sich sowohl „translatorisch”, also geradlinig bewegen, als auch „räumlich” wegdriften.
Wir werden nun verschiedene Bewegungsarten betrachten.
Bei dieser Bewegungsart setzt man voraus, dass sich O∗
relativ zu O bewegt. Und zu der Zeit
Die Basisvektoren sind alle parallel und sie bewegen sich immer parallel zueinander.
Zwischen beiden Koordinatenursprüngen O und O∗ gibt es einen Verbindungsvektor . Und wenn man jetzt im Raum irgendeinen Massenpunkt P betrachtet, dann kann man diesen Punkt aus der Sicht des einen Systems O und aus der Sicht des anderen Systems O∗ betrachten. Im System O lautet der Ortsvektor dann . Dagegen lautet im System O∗ der Ortsvektor ∗. Man kann sofort erkennen, wie diese beiden Vektoren zusammenhängen:
Wie verhält es sich nun bei gleichförmig bewegten Bezugssystemen?
Der Verbindungsvektor verbindet
beide Bezugssysteme miteinander und steht für die translatorische Bewegung.
Da es sich jetzt um eine gleichförmige Bewegung handelt, bewegt sich das System
O∗ mit einer konstanten Geschwindigkeit. Anders
ausgedrückt, das System O∗ bewegt sich mit
konstanter Geschwindigkeit relativ zum System O. Der
Geschwindigkeitsvektor, welchen wir jetzt
nennen, gibt die Geschwindigkeit von O∗ relativ
zu O an. Wobei dieses
Wenn die Geschwindigkeit von O∗ relativ zu O ist, und der Ortsvektor des anderen Ursprungs in Bezug auf das ursprüngliche Koordinatensystem ist, dann folgt daraus wenn man integriert:
Nach Einsetzen ergibt sich sofort ein Zusammenhang zwischen den beiden Beziehungen:
Allerdings muss dazu gesagt werden, dass die Zeit in dem einen System gleich der Zeit in dem anderen System ist:
In der klassischen Mechanik ist das eine Selbstverständlichkeit. In der relativistischen Mechanik dagegen zeigt sich, dass das nicht zwangsläufig der Fall ist.
Obige Transformation von
Und die damit in Zusammenhang stehende Lorenz-Transformation ist dann nichts anderes, als eine Verallgemeinerung dieser Transformation auf hohe Geschwindigkeiten. Wenn also das sehr groß wird, zum Beispiel in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit kommt, dann stimmt die Berechnung nicht mehr. Dazu reicht die klassische Physik nicht aus. Deshalb trifft unsere Betrachtung vorerst nur zu, wenn die Geschwindigkeiten im Verhältnis zur Lichtgeschwindigkeit klein sind.
Dennoch hat die Galilei-Transformation eine wichtige Bedeutung als Ausgangspunkt für die Relativitätsmechanik. Und wenn man die relativistischen Formeln hernimmt, und diese für kleine Geschwindigkeiten zugrunde legt, dann ergibt sich mit aller Genauigkeit wieder obige Gleichung.
Zunächst werden wir jetzt die dazugehörige Geschwindigkeit ausrechnen.
Um welche „Geschwindigkeit” wird es gehen? Wir haben ja zwei Bezugssysteme. Man kann die Geschwindigkeiten bezüglich des Systems S und des Systems S∗ betrachten. Zunächst geht es um einen Massenpunkt, das heißt ein Teilchen oder einen Körper, welches sich im Raum mit einer Geschwindigkeit bewegt. Und wir schauen uns an, wie groß seine Geschwindigkeit relativ zu S und relativ zu S∗ ist.
Die Geschwindigkeit relativ zu S bezeichnet man wieder mit
Man kann die Geschwindigkeit natürlich auch relativ zu S∗ betrachten, und die nennt man dann rel, und das entspricht:
Das sieht im Moment noch alles sehr einfach aus. Doch bei beschleunigten und rotierenden Systemen ist es nicht mehr ganz so einfach.
Möchte man konkret die Geschwindigkeit ermitteln, sieht das wie folgt aus:
Also, die Relativgeschwindigkeit des Körpers relativ zu dem System S∗ ist gleich die Geschwindigkeit relativ zu S minus .
Hier sei nochmals erwähnt, dass die Relativgeschwindigkeit der Bezugssysteme ist, während die Geschwindigkeit des Massenpunktes ist.
Daraus kann man nun die „Beschleunigung” berechnen.
Wenn man die vorherige Gleichung nochmals nach der Zeit ableitet, ergibt sich:
Aus Sicht der beiden Systeme sind beide Beschleunigungen gleich. Also, wenn sich ein System relativ zu einem Inertialsystem gleichförmig bewegt, ist es seinerseits wieder ein Inertialsystem.
Wie sieht es aber mit gleichförmig beschleunigten Bezugssystemen aus? Zunächst betrachten wir wieder die Translation.
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