Der Drehimpuls spielt bei der „Punktmechanik” keine große Rolle. Der Grund dafür besteht darin, dass Massenpunkte oder Teilchen definitionsgemäß nach bisherigem Verständnis Gebilde sind, die keine signifikante innere Struktur aufweisen. Und daher kann ein Massenpunkt auch nicht rotieren. Wenn es also um „Rotationsbewegungen” geht, betrachten wir hier primär ausgedehnte Körper.
Was für einzelne Teilchen gilt, trifft natürlich auch auf Systeme von Massenpunkten zu. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn diese Schlussfolgerung auf makroskopische Körper übertragen werden soll. Selbst ein starrer Köper ist auch nichts anderes als ein System von Massenpunkten.
In der Natur sind oft „Zentralkräfte” wichtig. Das sind Kräfte,
die sich an einem „Kraftzentrum” orientieren. Für die weitere Betrachtung
wird in dieses Zentrum der Koordinatenursprung gelegt. In einem solchen Kraftfeld liegt der
Kraftvektor immer parallel zum Ortsvektor
Voraussetzung ist allerdings, dass es sich um ein Zentralkräftefeld handelt. Nur so bleibt zum Beispiel bei der Bewegung der Erde um die Sonne der Drehimpuls erhalten. Mit anderen Worten, der Entfernungsradius von der Sonne zur Erde, also der Radiusvektor, überschreitet in gleichen Zeiten gleiche Flächen.
Der „3. Erhaltungssatz”, den wir jetzt näher betrachten wollen, bezieht sich ausschließlich auf ein System von Massenpunkten. Denn um komplizierte Bewegungen von vielen Massenpunkten irgendwie beschreiben zu können, führt man sinnvoller Weise eine zusätzliche Größe ein – den „Massenmittelpunkt”. Dadurch ist es möglich, gewisse Aspekte herauszugreifen, die dann wieder in einen Erhaltungssatz münden. Der Massenmittelpunkt ist ein Punkt, dem ein System von Massenpunkten zugeordnet wird.
Der Ortsvektor des Massenmittelpunktes wird wie folgt definiert:
Der Massenmittelpunkt ist sozusagen der arithmetische Mittelwert der Ortsvektoren der jeweiligen Massenpunkte. Wenn die Massenpunkte nicht gleich groß sind, führt man eine Gewichtung ein. Ein solch gewichteter Mittelwert mit den einzelnen Massen ergibt sich aus:
Das ist die allgemeine Definition des Massenmittelpunktes.
Das hat aber „nichts” mit einem Gewicht zu tun und auch „nichts” mit der Schwerkraft. Für den Begriff Massenmittelpunkt sagt man auch gerne „Schwerpunkt”. Die Wolke von Massenpunkten wird somit durch einen Massenmittelpunkt charakterisiert, der irgendwo mittendrin liegt und möglichst nahe bei den meisten Einzelmassen. Jetzt wollen wir herausfinden, wie sich dieser Massenmittelpunkt bewegen wird. Und was passiert insbesondere mit dem Impuls dieses Massenmittelpunktes?
Im ersten Moment würde man denken, der Massenmittelpunkt kann doch gar keinen Impuls haben, weil er keine Masse hat. Er ist doch nur ein „gedachter” Punkt. Dennoch lässt sich diesem Massenmittelpunkt sinnvollerweise eine Masse zuordnen. Hierzu denkt man sich die gesamte Masse des Systems in einem „einzigen” Massenmittelpunkt vereinigt. Anschließend überlegt man sich, was mit dem Impuls dieses Massenmittelpunktes im Laufe der Zeit passieren wird.
Um das weiter untersuchen zu können, wird obige Gleichung weiter umgeformt.
Σi mi entspricht der Masse aller
Massenpunkte
ist der Ortsvektor des
Massenmittelpunktes
Dann differenzieren wir nach der Zeit:
Und jetzt differenzieren wir noch einmal nach der Zeit, wobei
i sind die Kräfte, die auf die Teilchen angreifen
Es gibt prinzipiell zwei Arten von Kräften, die an so einem Teilchen angreifen können. Einmal eine „äußere” Kraft, wie zum Beispiel die „Gravitationskraft”. Und als zweites gibt es mögliche „Wechselwirkungskräfte” zwischen den Teilchen. Bevor man über alle Kräfte bei allen Teilchen aufsummiert, sollte man eine wichtige Überlegung mit einbeziehen. Denn überall dort, wo gleich große Wechselwirkungskräfte vorliegen, lassen sich diese „inneren” Kräfte paarweise wegkompensieren. Was übrig bleibt, sind dann letztlich nur die „äußeren” Kräfte.
Σi
entspricht
Wir erhalten damit den Erhaltungssatz des Massenmittelpunktimpulses. Dieser Satz wird auch gern als „Schwerpunktsatz” bezeichnet.
Wenn die gesamte äußere Kraft verschwindet
Wenn man jetzt differenziert, ergibt sich folgendes:
Σi i ist wieder die gesamte äußere Kraft
ist die Beschleunigung des Massenmittelpunktes
Das ist nichts anderes als das 2. Newton-Axiom umgesetzt auf den Massenmittelpunkt.
Daraus lässt sich folgendes schlussfolgern: Der Massenmittelpunkt des Systems bewegt sich so, wie wenn die gesamte äußere Kraft an der gesamten Masse des Systems, die im Massenmittelpunkt vereinigt gedacht wird, angreifen würde.
Bisher haben wir drei Größen kennengelernt, die erhalten bleiben. Der „Impuls”, der „Drehimpuls” und der „Massenmittelpunkt”. Alle drei Größen sind jeweils durch drei Komponenten (Vektoren) bestimmt, in Summe ergeben dies neun Vektoren.
Es gibt noch eine weitere Größe, und zwar eine „skalare” Größe, die unter gewissen Voraussetzungen auch zeitunabhängig bleibt und daher erhalten ist. Hierbei handelt es sich um die „Energie”. Zunächst sprechen wir über die mechanische Energie. Doch bevor wir darauf eingehen, müssen wir noch zwei andere Begriffe erläutern. Den Begriff der „Arbeit” und der „Leistung”. Das sind zunächst einmal nur Definitionen. Aber anschließend können wir daraus sehr wichtige Schlussfolgerungen ziehen.
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