Wir werden uns jetzt in der Mechanik schrittweise der Beschreibung von Bewegungen von Systemen zuwenden. Zunächst werden wir diese Betrachtung ohne die Frage nach der Ursache dieser Bewegungen vornehmen. Anschließend gehen wir der Sache näher auf den Grund, denn wir möchten ja auch wissen, wodurch es bewirkt wird, dass sich gewisse Körper so bewegen, wie sie sich bewegen.
Zunächst befassen wir uns mit der Bewegung von Massenpunkten oder Teilchen. Das sind Systeme, wo es zunächst auf die innere Struktur nicht ankommt. Meistens handelt es sich hierbei um kleine Systeme. Man kann nämlich mithilfe dieser Massenpunktmechanik sehr viele wichtige Dinge beschreiben und anschließend gedanklich auf größere Systeme übertragen.
Bei der „Kinematik” geht es darum, die Bewegung von Massenpunkten (Teilchen)
zu beschreiben. Dazu werden „Bezugssysteme” zugrunde gelegt. So ein
Bezugssystem hat
Im Rahmen der klassischen Physik, also wenn man keine zu großen Energien und Geschwindigkeiten zulässt, kann man der „Zeit” eine Sonderrolle zuweisen. Und zwar sieht man diese als absolut an, sprich die Zeit „verfließt” einfach. Für unsere Betrachtungen in der klassischen Mechanik ist das eine sehr gute Näherung.
Bei Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit jedoch stellt sich heraus, dass die
Physik nicht nur ein bisschen anders wird, sondern gravierend anders. Das war seinerzeit schon
dem Newton suspekt, und so schrieb er in seinen schriftlichen Aufzeichnungen über
die Zeit: „Die absolute, wahre, und mathematische Zeit verfließt
an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgend einen
äußeren Gegenstand“ (Prinzipia).
Obwohl dies in der Realität nicht der Fall ist, beschränken wir uns zunächst
darauf, dass die Zeit eine „absolute Größe” sei. Die Raumkoordinaten
unseres Bezugssystems werden wir meistens als „kartesische Koordinaten”
einführen
Wir leben in einer
Man geht davon aus, es gibt einen Ursprung. Im Allgemeinen ist das auch der
Nullpunkt eines Bezugssystems. Und dann gibt es noch einen Punkt
P, an dem sich dieses Teilchen gerade befindet. Diesen beschreiben wir
mit Hilfe des Ortsvektors
(vom Ursprung zum jeweiligen Punkt hin). Dieser Ortsvektor hat dann die Koordinaten
x-y-z. Das sind die Komponenten des Ortsvektors und damit
gleichzeitig die Koordinaten des Punktes, wo dieses Teilchen gerade ist. Und wenn sich
dieses Teilchen entlang einer Bahnkurve bewegt, wird dieser Ortsvektor zu verschiedenen
Zeiten verschiedene Werte annehmen
(t₁),
(t₂).
Und so bewegt sich dann dieser Massenpunkt längs einer solchen Bahnkurve.
Dieser zeitabhängige Ortsvektor ist dann:
Das trifft aber nur im Rahmen der klassischen Mechanik zu. Im Rahmen der Quantenmechanik zeigt sich, dass man aufgrund der Unschärferelation niemals gleichzeitig Ort und Impuls genau wissen kann. Und weil man damit die Geschwindigkeit nicht messen kann, verschwimmt die Bahnkurve. Genaugenommen gibt es gar keine Bahnkurve im Bereich der Quantenmechanik, vor allem wenn die Teilchen zu klein werden.
In vielen Bereichen reicht die klassische Mechanik aber aus, und die Unsicherheiten oder Fehler aufgrund relativistischer oder quantenmechanischer Effekte sind vernachlässigbar. Und damit ist die klassische Mechanik die gegebene Theorie für das jeweilige Anwendungsproblem. Und nur wenn man an ihre Gültigkeitsgrenzen geht, muss man wachsam sein.
Bei dem Begriff „Theorie” handelt es sich um eine formale Beschreibung von physikalischen Systemen im Rahmen bestimmter Gültigkeitsgrenzen. Es ist solange etwas Gutfundiertes, solange es noch nicht widerlegt werden konnte, wohlbemerkt immer im Rahmen der „Gültigkeitsgrenzen”. Und Gültigkeitsgrenzen werden oft erst im Lauf der Zeit sichtbar, wenn die Beobachtungsmöglichkeiten es erlauben. Aber die Bewegung der Teilchen lässt sich noch weiter beschreiben.
Die „Geschwindigkeit” ist der Weg pro Zeiteinheit. In diesem Fall betrachten wir die vektoriell beschriebene Positionsänderung pro Zeiteinheit. Der Geschwindigkeitsvektor wird definiert als die „Positionsänderung” pro Zeiteinheit:
Wenn wir zum Beispiel einen Ortsvektor auf einer Bahnkurve betrachten, jeweils ausgehend vom Nullpunkt unseres Bezugssystems, dann wird daraus zunächst einmal der Ortsvektor (t) zu einem bestimmten Zeitpunkt. Nach Verstreichen einer kurzen Zeit wird daraus der zeitabhängige Ortsvektor (t + Δt). Betrachtet man jetzt dieses kurze Zeitintervall Δt etwas näher, dann ergibt sich nämlich eine Positionsverschiebung, und das nennt man Δ. Als Ergebnis erhält man einen Tangentenvektor an die Bahnkurve. Die Länge dieses Vektors gibt die „speed” oder den Betrag an. Das Δt ist natürlich noch nicht klein genug. Klein genug wird es erst, wenn man den Grenzwert betrachtet:
Das ist die Definition der Geschwindigkeit. Die Einheit ist [m/s]. Der Betrag || ist der zurückgelegte Weg pro Zeiteinheit.
Ähnlich verhält es sich mit der Beschleunigung. Der Beschleunigungsvektor wird auch definiert als die „Positionsänderung” pro Zeiteinheit.
Durch den „Limes” ist das konkret ein Differenzialquotient.
Der Beschleunigungsvektor wird nun nicht notwendigerweise tangential an der Bahnkurve liegen. Und deshalb unterscheidet man den tangentialen Teil der Beschleunigung. Das ist die Komponente des Beschleunigungsvektors, die tangential zur Bewegungsrichtung liegt. Diese Komponente nennt man auch die „Tangentialbeschleunigung” t.
Zusätzlich gibt es noch die andere Komponente, nämlich die
„Normalbeschleunigung”
Das ist die Definition der Beschleunigung. Die Einheit ist [m/s²]. Das ist die Geschwindigkeitsänderung pro Zeiteinheit. Also um wie viel Meter pro Sekunde sich die Geschwindigkeit pro Sekunde ändert.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Geschwindigkeitsvektor wird immer tangential an der Bahnkurve liegen. Der Beschleunigungsvektor kann tangential an der Bahnkurve anliegen, muss es aber nicht.
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