Aus dem was man über die Zeitmessung erfahren kann, lässt sich auch viel über die „Längenmessung” erfahren.
Grafik (Folie) (wird später eingefüügt)
Hierzu kann man gedanklich ein ganz ähnliches Experiment noch einmal durchführen, wie das vorherige mit der Zeitdilatation. Wir haben im unteren Bereich wieder zwei ruhende Uhren und oberhalb abermals eine bewegte Uhr. Genau zwischen den beiden ruhenden Uhren verharrt ein länglicher Stab in Ruhe, dessen Länge dem Abstand der Uhren entspricht. Insofern lässt sich die Länge des Stabes ebenfalls messen. Aus Sicht der bewegten Uhr saust nun der Stab vorbei.
Wie schaut es jetzt mit der Messung der Länge aus? Man könnte die Überlegung anstellen, die Länge nicht mit einem Maßstab zu messen, sondern sich an der Zeit zu orientieren die verstreicht. Das heißt, die Zeit die verstreicht, wenn die bewegte Uhr einmal bei der ersten ruhenden Uhr, also dem Anfangspunkt des Stabes vorbeisaust, und einmal bei der zweiten ruhenden Uhr, sprich dem Endpunkt des Stabes. Das Ergebnis der Messung wird genauso ausfallen, wie zuvor bei den drei Lichtuhren.
Aus Sicht des ruhenden Beobachters ist die Länge dieses Stabes identisch mit der Geschwindigkeit der vorbeifliegenden Uhr multipliziert mit der Zeit die verstrichen ist. Wenn man jetzt dagegen die Situation aus Sicht der bewegten Uhr betrachtet, bewegt man sich zunächst einmal mit der Uhr. Und damit ruht für den Mitfliegenden die Uhr, während der längliche Stab an einem vorbei saust. Will man aber die Länge des bewegten Objektes feststellen, muss man den konkreten Zeitpunkt festhalten, wann man am Anfang und am Ende des Stabes vorbeifliegt. Auch hier wird die Uhr im bewegten System aufgrund der Zeitdilatation eine kürzere Zeit anzeigen.
Aufgrund des Relativitätsprinzips hat die bewegte Uhr aus Sicht des ruhenden Beobachters die Geschwindigkeit v. Und umgekehrt hat auch aus Sicht der bewegten Uhr der Stab betragsmäßig die Geschwindigkeit v. Die Relativgeschwindigkeit ist aus beiden Sichtweisen die gleiche. Trotzdem sind die Geschwindigkeiten im jeweils betrachteten Inertialsystem unterschiedlich. Die kürzere Zeitmessung im bewegten System ist nicht nur scheinbar so, sondern sie wird tatsächlich gemessen. Und das bezeichnet man übertragen auf die Längenmessung als die „Längenkontraktion”.
Wie beim vorherigen Experiment mit den Lichtuhren, muss gleichermaßen auch die gemessene Länge bei einem solchen Stab geringer ausfallen, wenn man der Länge nach an dem Stab vorbeisaust.
Wird die Zeitmessung als Grundlage für die Längenmessung herangezogen, wird die Länge je nach Inertialsystem unterschiedlich ausfallen. Die Differenz entspricht dem gleichen Faktor wir bei den Lichtuhren.
Und damit lässt sich die Länge an der bewegten Uhr definieren als:
Grafik (Folie) (wird später eingefügt)
Bei der Längenkontraktion verhält es sich so, dass wenn die Geschwindigkeit des Stabes aus Sicht des bewegten Inertialsystems immer größer wird und schließlich in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit kommt, die gemessene Länge des bewegten Körpers immer kleiner wird und schließlich gegen Null geht. Das heißt, die bewegte Uhr bleibt auch hier stehen bzw. sie zeigt nichts mehr an und man misst letztlich auch keine Länge.
Und damit entspricht auch hier der Wert c₀ der Grenzgeschwindigkeit.
Natürlich misst man im Alltag die Längen von Körpern nicht mittels Lichtuhren, sondern mit Maßstäben. Als Ergebnis erhält man immer die Ruhelänge. Das Problem tritt erst ein, wenn sich der Stab bewegt, vor allem wenn er sich vielleicht mit halber Lichtgeschwindigkeit fortbewegt. Und dann ist es nicht mehr möglich gleichzeitig abzulesen. Denn Gleichzeitigkeit ist in beiden Inertialsystemen jeweils etwas anderes. In unterschiedlichen Bezugssystemen ist die Länge des Stabes tatsächlich unterschiedlich, weil sie unterschiedlich gemessen wird.
Zum Thema „Längenkontraktion” kann man zum besseren Verständnis einige Beispiele betrachten.
Grafik (wird später eingefügt)
Im ersten Beispiel geht es um eine fotosensitive Platte, über die sich ein länglicher Gegenstand mit einer Geschwindigkeit v bewegt. Oberhalb sind einige Blitzlampen angebracht. Sobald dieser längliche Körper die Mitte der Platte erreicht hat, werden die Blitzlampen ausgelöst und die Fotoplatte wird belichtet. Anschließend kann man die Länge messen und hält den Wert für die Ruhelänge des Körpers.
Nun stellt sich die Frage, ist das tatsächlich die „Ruhelänge” oder die Länge, die man aufgrund der Längenkontraktion erwarten würde. Entscheidend ist hierbei, wann leuchtet welche Blitzlampe auf. Es ist, wie so oft, eine Sache der nicht universellen Gleichzeitigkeit. In dem ruhenden System, in welchem sich die Fotoplatte und die Blitzlampen befinden, herrscht eine Gleichzeitigkeit. Wenn man sich dagegen wieder auf den Standpunkt des vorbeifliegenden Körpers begibt, und von dort beobachtet was passiert, blitzen die Lampen nicht gleichzeitig auf.
Hendrik A. Lorentz hat 9 Jahre nach Michelson im Jahre 1895 eine Transformation aufgestellt, mit der er den Fehlschlag des Michelson-Experiments erklären wollte. Er hat nämlich so transformiert, dass der eine Arm des Michelson-Interferometers in Richtung der Bewegung der Erde um ein gewisses Stück kontrahiert wird. Die Idee war, weil sich dieser Arm relativ zum vermeintlichen „Lichtäther” bewegt, würde dies gewisse Schwankungen der Wechselwirkungen zwischen den Atomen des Materials hervorrufen. Diese physische Kontraktion würde seiner Meinung nach genau der Streifenverschiebung der Interferenzstreifen entsprechen, sodass deshalb kein Effekt zu beobachten wäre.
Doch „Längenkontraktion” ist keinerlei physische Stauchung, sondern lediglich ein Ergebnis des Messprozesses.
Hierzu betrachtet man die Myonen aus der sekundären Kosmischen Strahlung. Es gibt eine
Höhenstrahlung, dessen primärer Anteil aus dem fernen Weltall auf uns zukommt.
Das sind hauptsächlich Protonen, die über längere Zeiträume
hinweg, durch weiträumige kosmische Magnetfelder, zu exorbitanten
Geschwindigkeiten beschleunigt wurden. Sodass diese Photonen Energien haben, die weitaus
höher sind, als wir sie jemals in einem Beschleuniger herstellen können.
Daraufhin haben diese Protonen Energien von bis zu
Diese primären Protonen fallen im Fall unserer Erde auf die höhere Atmosphäre ein, und wenn sie zufällig auf ein Stickstoffatom Atom der Luft treffen, bilden sich Schauer von neuen Teilchen. Aufgrund der hohen Energie können sich als sekundärer Anteil 10¹¹ Teilchen aus einem Proton bilden. Und diese neuen Teilchen sind dann die Myonen.
Allerdings sind diese Teilchen, die sich in einer Höhe von
Ein Lösungsansatz liegt wieder in der Relativitätsmechanik. Würde man mit einem Myon mitfliegen, dann sähe man die Dicke der Atmosphäre auf ca. 300 m verkürzt. Eine zweite Überlegung ist, wenn man aus Sicht des Ruhesystems sprich der Erde die Myonen betrachtet, fliegen die Teilchen so schnell, dass aufgrund der Zeitdilatation die Uhr so langsam geht, dass es aus unserer Sicht den Eindruck hat, als würden die Myonen viel langsamer zufallen und daher schaffen sie es herunter zu kommen.
Eine Paradoxie besteht darin, dass man eine Garage mit einer gewissen Länge betrachtet und ein Auto mit einer gewissen Länge. Das Auto hat eine Ruhelänge von 6 m und die Garage hat eine Länge von 4 m. Was passiert, wenn dieses Auto mit 5/6 Lichtgeschwindigkeit auf die Garage zurast und beim hineinfahren ganz plötzlich abbremst. Wenn man aus Sicht der Garage das Auto kommen sieht, wird das Auto auf 3 m kontrahiert. Aber sobald es steht, hat es wieder seine Ruhelänge von 6 m.
Wenn man jetzt die Bewegung aus Sicht des Autos betrachtet, kommt zu der eigenen Länge noch die Längenkontraktion der Garage hinzu. Also eine Situation, die erst recht nicht funktionieren wird. Beides scheint auf jeden Fall ein Widerspruch zu sein. Aber letzten Endes ist es wieder eine Frage der Gleichzeitigkeit. Und durch die Analyse der Gleichzeitigkeit lässt sich dieser Widerspruch aufklären.
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, was ist die Definition eines starren Körpers? In der Mechanik wurde bereits der starre Körper behandelt. Wenn man ihn an der einen Seite anschiebt, bewegt er sich auch an der anderen Seite. Allerdings existiert der starre Körper in der Relativitätsmechanik nicht.
Um das zu veranschaulichen, könnte man einen starren Stab von der Erde zum Mond legen. Schiebt man an der einen Seite an, muss gleichzeitig auf der anderen Seite eine Bewegung zu beobachten sein. Wenn man den starren Körper jetzt durch die Lichtwellen ersetzt, würde das nicht funktionieren, weil das Licht für diese Strecke eine halbe Sekunde benötigt.
Derartige Gedankenspiele sind eine Idealisierung, die nur im Bereich der klassischen Mechanik gilt. Wenn es um größere Geschwindigkeiten geht, und damit um die Bestimmung von Längen, gibt es keine starren Körper.
Wie würde unsere Welt aussehen, wenn man die Lichtgeschwindigkeit deutlich reduzieren würde? Zumindest würde man dann die Scheu vor den relativistischen Phänomenen verlieren. Um das Ganze dennoch greifbarer zu machen, wollen wir uns der Transformation von Bezugssystemen zuwenden.
⇦ Kapitel Kapitel ⇨