Bei den „elektromagnetischen Schwingungen” war es so, dass die Schwingungen länger anhalten und sich die Felder immer ohne zeitliche Verzögerung über das gesamte betrachtete System ausbreiten.
Grafik (Folie) (wird später eingefügt)
Als Überleitung betrachten wir zu Beginn gedanklich einen sogenannten Hertz'schen Dipol. Darunter versteht man ein Leitungsstück, in welchem sich Ladungen bewegen können. Wenn sich positive Ladungen zum einen Ende und negative Ladungen zum anderen Ende bewegen, werden sich zwischen den Ladungen außerhalb des Leiters elektrische Feldlinien ausbilden. Zusätzlich bilden sich magnetische Feldwirbel, die sich 90° versetzt dazu anordnen, und diese umkreisen den stromdurchflossenen Dipol.
Wenn die Ladungen an den Enden des Leiters angekommen sind, kommt der Strom zum Erliegen. Es gibt zwar nach wie vor die elektrischen Feldlinien, aber die magnetischen Feldlinien haben sich ausgebreitet, sodass es jetzt unmittelbar um den stromdurchflossenen Dipol keinen magnetischen Feldwirbel mehr gibt. Erst wenn die Schwingung wieder zurückläuft, kommt es zu einem Stromfluss in die entgegengesetzte Richtung.
Der Strom wird maximal, wenn die Ladungen in der Mitte des Leiters zusammentreffen, sodass sich jetzt die elektrischen Feldlinien nach außen ausbreiten. Als Folge kommt es zu keinem elektrischen Feld mehr, denn die elektrischen Feldlinien werden quasi vom Leiter abgestoßen und schließen sich. Sodass im Nahfeld des Dipols kein elektrisches Feld mehr vorhanden ist. Jetzt haben wir in der Gegenrichtung einen magnetischen Feldwirbel.
Anschließend beginnt der Zyklus wieder von vorne, und wir haben somit einen Oszillator der im Wechsel elektrische und magnetische Feldlinien erzeugt, die sich jeweils in entgegengesetzte Richtung zu den vorherigen ausbilden und anschließend vom Dipol ablösen und ausbreiten.
Wie lassen sich aber nun diese Wellen im Detail charakterisieren?
Hierzu rufen wir uns nochmals die Beschreibung einer Welle aus der Mechanik in Erinnerung, nämlich als einen räumlich und zeitlich periodischen Vorgang. Die mechanische Welle wurde als eine Auslenkung abhängig von einer Ortskoordinate und der Zeit definiert:
u₀ ist die Amplitude
ω ist die Kreisfrequenz
k ist die Wellenzahl
Für die Kreisfrequenz lässt sich auch schreiben:
T ist die Schwingungsdauer
Für die Wellenzahl lässt sich auch schreiben:
λ ist die Wellenlänge
Da sich die Wellen natürlich
ist der
Wellenzahlvektor im
In der Mechanik wurde die Größe der Auslenkung u zweimal nach dem Ort oder alternativ zweimal nach der Zeit abgeleitet. Daraus ergab sich folgender Zusammenhang:
Diese Differentialgleichung nennt man auch die Wellengleichung
Wobei für die Phasengeschwindigkeit gilt:
Die Phasengeschwindigkeit wird bei einer derartigen Welle definiert als die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Punkten konstanter Phase .
Und wenn man entsprechend einsetzt erhält man:
Diese Beziehung sagt aus, dass
Nun lässt sich obige Differentialgleichung auch für den
Die erste additive Gruppe fasst man auch gerne zum Laplace-Operator Δu zusammen. Daher ergibt sich in verkürzter Schreibweise:
Diese Differentialgleichung nennt man jetzt die Wellengleichung
Diese kurze Zusammenfassung wurde zum Teil bereits in der Mechanik behandelt.
Jetzt interessiert uns natürlich auch, wie sich das Ganze auf die „elektromagnetischen Wellen” übertragen lässt. Grundlage für die nachfolgenden Überlegungen sind die bereits bekannten Maxwell-Gleichungen.
Hierzu betrachten wir einen Raum, in welchem es weder freie Ladungen noch freie Ströme gibt. Hierfür bietet sich das Vakuum an.
Und das bedeutet zunächst als Ausgangssituation:
Daraus folgt wiederum, dass
Wie sieht es nun konkret mit der Rotation des Systems aus? In Anlehnung an die Maxwell-Gleichungen ergibt sich:
Das ist die Maxwell-Gleichung für das
Nun kamen einige scharfsinnige Personen auf die Idee, von dieser Gleichung nochmals die Rotation zu bilden. Dann ergibt sich, wobei der erste Term in obiger Grundgleichung wegfällt, weil gleich Null ist:
Für rot rot kann man aber auch schreiben:
Wenn man das entsprechend einsetzt, erhält man:
Des Weiteren wissen wir aus der 4. Maxwell-Gleichung:
Da
Durch Umstellen ergibt sich dann:
Hier wurden letztlich nur verschiedene Maxwell-Gleichungen ineinander
eingesetzt. Als Ergebnis ist zu erkennen, dass das
Gleichzeitig ergibt sich durch einen Vergleich mit der Wellengleichung für die Phasengeschwindigkeit:
Wenn man jetzt nach gleicher Vorgehensweise wie oben die nochmalige Rotation von
der Gleichung für
Also, das
Und wenn man das Ganze in unserer Betrachtung auf ein Vakuum-Medium anwendet, dann gilt:
Und das bedeutet jetzt für die Phasengeschwindigkeit im Vakuum:
Das ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen im Vakuum.
Oder anders ausgedrückt, das ist innerhalb gewisser Fehlergrenzen die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit.
Wenn man in diesem Zusammenhang von der Phasengeschwindigkeit spricht, stellt sich jedoch immer die Frage, relativ zu welchem Bezugssystem. Denn in der Definition sind nur Naturkonstanten enthalten. In dem Formalismus ist kein Ausdruck für eine Relativgeschwindigkeit enthalten. Und auch in den Maxwell-Gleichungen gibt es an keiner Stelle einen Bezug auf ein speziell festgelegtes Bezugssystem.
Dieser Überlegung werden wir im nächsten Kapitel auf den Grund gehen.
⇦ Kapitel Kapitel ⇨