Ziel ist es, mit einem Transformator eine Leistung umzusetzen bzw. übertragen zu können. Das erreicht man dadurch, indem an den Klemmen der Sekundärspule einen Lastwiderstand bzw. ein Verbraucher angeschossen wird. Dadurch beginnt in der Sekundärspule ein Strom zu fließen. Daraufhin wird in der Sekundärspule ein zusätzlicher magnetischer Fluss auftreten. Dieser zusätzliche Fluss wird sich innerhalb des Eisenkerns über den gesamten Transformator ausbreiten.
Der magnetische Fluss in der Primärspule hängt mit der angelegten Generatorspannung und der vorgegebenen Windungszahl in dieser Spule zusammen. So erhält man einen Fluss, der unabhängig von anderen Einflüssen ist und immer konstant bleibt. Der Strom in der Primärspule wird gerade so groß sein, dass er diesen magnetischen Fluss hervorruft. Das entspricht dann dem Magnetisierungsstrom.
Durch den Lastwiderstand wird allerdings das Gleichgewicht im Primärkreis gestört. Wenn die Spannung in der Primärspule stark genug ist, wird aus dem Generator ein zusätzlicher Wechselstrom gezogen, der gerade dazu dient, dass der zusätzliche magnetische Fluss aus der Sekundärspule kompensiert wird. Dadurch bleibt der sinusförmige zeitabhängige magnetische Fluss in dem Eisenkern des Transformators weiterhin erhalten.
Wenn man also aus der Sekundärspule eine Leistung abzieht, holt sich der Transformator beim Generator den entsprechenden Differenzstrom zurück, damit der magnetische Fluss im Eisenkern insgesamt unverändert bleibt. Hier hat man die merkwürdige Situation, dass sich der zeitlich veränderliche magnetische Fluss gar nicht ändert, wenn man eine Leistung abzieht.
Auf diese Weise lassen sich durch eine entsprechende Wahl der Windungszahl in der Primärspule und in der Sekundärspule die Spannungen hochtransformieren oder runtertransformieren.
Wie lassen sich Spannungen und Ströme miteinander in Beziehung setzen?
Beim Gleichstrom gibt es eine sehr einfache Beziehung zwischen Spannungen und Strömen. Wir kennen es bereits vom Ohm'schen Gesetz:
Beim Wechselstrom sieht das ein bisschen komplizierter aus, weil es Phasenverschiebungen geben kann:.
Wenn man jetzt aber U / I dividiert, erhält man eine zeitabhängige Größe. Das ist sehr ungünstig, weil man gerne eine konstante Größe hätte, wie es beim Gleichstrom der Fall ist. Denn selbst bei verschiedenen Spannungen und Strömen bevorzugt man einen eindeutigen Zusammenhang. Und um das zu vermeiden, gibt es die „komplexen Zahlen”.
Für diejenigen, denen das Thema noch nicht so geläufig ist, sprechen wir kurz über die Euler'sche Relation.
Es zeigt sich, dass eine komplexe
cos φ ist der Realteil
sin φ ist der Imaginärteil
Grafik (wird später eingefügt)
In der komplexen Ebene entspricht die
Der Punkt am Einheitskreis läuft in der komplexen Ebene rundherum. Der Betrag einer komplexen Zahl ist die Länge des Zeigers. Und der Zeiger selbst ist der Verbindungsvektor vom Ursprung bis zu der komplexen Zahl.
Der Betrag der komplexen Zahl ist definiert als:
Der Vorfaktor ist definiert als:
Um Spannungen und Ströme bei Wechselströmen in einer übersichtlichen Form darstellen zu können, schreibt man diese deshalb in komplexer Schreibweise auf.
Dann ergibt sich für die Spannung:
Und für den Strom gilt:
Durch diese Darstellung ergeben sich die tatsächlichen physikalischen Größen für U und I als die Realteile dieser komplexen Zahlen. Die tatsächlichen Spannungen und Ströme sind damit:
Um zu sehen, welchen Vorteil das hat, führt man eine Größe ein, die man die „Impedanz Z” nennt. Die Impedanz ist das, was beim Ohm'schen Gesetz als den Widerstand bezeichnet wird.
Z ist die komplexe Impedanz
Diese Impedanz ergibt letztlich die komplexe Impedanz, weil für die Spannungen und die Ströme auch die komplexen Zahlen eingesetzt werden. Insofern wird jetzt im weiteren Verlauf mit komplexen Zahlen gerechnet und erst am Ende eine Rückübersetzung in die realen Zahlen erfolgen. Damit erhält man die tatsächlichen zeitlichen Abhängigkeiten der reellen Spannungen und Ströme.
Durch Umstellen ergibt sich zunächst:
Durch Einsetzen der komplexen Zahlen erhält man:
Durch Wegkürzen ergibt sich schließlich:
Auf diese Art und Weise erhält man eine Größe, die zeitunabhängig ist. Diesen Kniff erreicht man nur über die komplexen Zahlen.
Da die komplexe Impedanz das Verhalten eines Wechselstromwiderstandes beschreibt, lassen sich nun alle anderen Größen ermitteln. Denn wenn an einen Wechselstromwiderstand eine Spannung angelegt wird, fließt ein Strom. Dieser Strom wird im Allgemeinen eine Phasenverschiebung aufweisen.
Betragsmäßig stellt sich die Impedanz wie folgt dar, wobei
Der Betrag der Impedanz ist somit das Verhältnis der Spannungsamplitude zur Stromamplitude.
Aber mittels der Impedanz lässt sich auch der Phasenverschiebungswinkel φ ermitteln:
Hier geht es um den Verschiebungswinkel der angelegten Spannung und dem dann
fließenden Strom. Wenn beide Größen in Phase laufen, ist der
Verschiebungswinkel Null und entsprechend auch
Wie sieht das jetzt bei verschiedenen Wechselstromwiderständen aus?
Da hier die Phasenverschiebung immer Null ist, gilt entsprechend für den Widerstand R:
Für eine Spule gilt entsprechend für die Selbstinduktivität L:
Wegen des Induktionsgesetzes kommt hier eine Differentiation nach der Zeit vor.
Für einen Kondensator gilt entsprechend für C:
Eine Änderung der Ladung des Kondensators wird dadurch bewirkt, dass in den Zuleitungen des Kondensators ein Strom fließt. Daher entspricht die Ladung pro Zeiteinheit dem Strom.
Insofern ergibt sich für den Strom im Kondensator:
Wie lassen sich mit den obigen Zusammenhängen die entsprechenden Impedanzen ausrechnen? Wir werden jetzt nochmals alle Widerstände aus Sicht der Impedanz durchgehen.
Die komplexe Impedanz des Widerstandes stellt sich einfach dar als:
Damit hat der Ohm'sche Widerstand als komplexe Impedanz den reellen Widerstand R und ist unabhängig von der Kreisfrequenz ω des jeweiligen Wechselstroms. Daher gibt es hier keine Phasenverschiebung.
Da jetzt eine Zeitabhängigkeit vorhanden ist, muss die Größe des
Wechselstroms mit berücksichtigt werden. Der Strom hat eine Cosinus-förmige
Zeitabhängigkeit, die proportional zu
Es ergibt sich zunächst für die Spannung (s.o.):
Nun wird der Strom ohne Phasenverschiebung angesetzt und untersucht, was für eine Phasenverschiebung die Spannung jetzt haben wird.
Wenn man die Exponentialfunktion entsprechend differenziert, erhält man erneut eine Exponentialfunktion:
Das ergibt sich aus der Phasenverschiebung der Spannung gegen den Strom.
Daraus folgt, dass sich die komplexe Impedanz für die Spule darstellen lässt als:
Gleichzeitig ergibt sich aus der Phasenverschiebung, dass die Spannung UL dem Strom IL um π/2 vorauseilt, wobei die Impedanz ZL proportional zur Kreisfrequenz ω ist. Je höher die Frequenz wird, desto größer wird der innere Widerstand. Und das bezeichnet man als eine „Drosselspule”.
Wie schon des Öfteren erwähnt, wenn eine Spannung an einer Spule anliegt, will ein Strom zu fließen beginnen. Und wenn der Strom zu fließen beginnt, ruft er einen magnetischen Fluss hervor. Dieser Fluss bewirkt seinerseits eine Induktionsspannung in der Spule, die so gerichtet ist, dass sie eine Behinderung des Stromaufbaus bewirken wird. Deshalb wird sich der Strom nur langsam aufbauen können und damit der Spannung hinterhereilen. Und zwar um den obigen Phasenverschiebungswinkel π/2.
Ein solches Additionstheorem von Winkelfunktionen lässt sich verkürzt darstellen.
In diesem Fall setzen wir zunächst die Spannung an und schauen, was der Strom relativ dazu macht:
Auch in diesem Fall ergibt sich wieder eine Phasenverschiebung um π/2.
Daraus folgt, dass sich die komplexe Impedanz für den Kondensator darstellen lässt als:
Da man i nicht gerne im Nenner hat, erweitert man zunächst mit i:
Und da i² = −1 entspricht, lässt sich auch schreiben:
Gleichzeitig ergibt sich aus der Phasenverschiebung, dass diesmal der Strom
IC der Spannung
UC um π/2
vorauseilt, wobei die Impedanz ZC
proportional zur Kreisfrequenz
Damit an den Platten eines Kondensators überhaupt eine Spannung angelegt sein kann, muss er zuerst aufgeladen werden. Daher muss erst ein Strom fließen, um den Kondensator aufzuladen. Dementsprechend eilt der Strom der Spannung voraus.
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