Jetzt geht es um die Eigenschaften von Materie in magnetischen Feldern. In der Regel hat die Materie, wenn man sie in ein Magnetfeld bringt, nur unwesentliche Auswirkungen auf das magnetische Feld. Anders verhält es sich dagegen bei ferromagnetischer Materie. Dort können die Auswirkungen mitunter sehr gravierend sein.
Der Sachverhalt ist im Prinzip vergleichbar mit der Beschreibung der Eigenschaften von Materie bzw. Dielektrika in elektrischen Feldern. Dort gab es auch die Überlegung, dass die Moleküle, aus denen die Materie besteht, elektrische Dipolmomente haben und sich entsprechend ausrichten werden. Eine ähnliche Beschreibung lässt sich auch auf die magnetische Materie übertragen.
Grundsätzlich kann Materie Träger eines magnetischen Feldes sein. Also, wenn Materie in den Einflussbereich eines magnetischen Feldes gelangt, wird das Feld im Allgemeinen diese Materie durchsetzen und kann durch die Materie selbst in irgendeiner Weise beeinflusst werden. Einerseits kann die Materie eine Abschwächung verursachen, ähnlich wie es bei Dielektrika in elektrischen Feldern zu beobachten ist. Anderseits kann durch ein Magnetikum eine Verstärkung des magnetischen Feldes verursacht werden. Und wenn man zusätzlich ein spezielles Ferromagnetikum einsetzt, kommt es zu erheblichen Verstärkungen.
Als Ausgangspunkt werden wir zunächst eine zylindrische Spule im Vakuum betrachten.
Grafik (wird später eingefügt)
Durch eine zylindrische Spule fließt ein Strom I. Zudem geht es um ein Rechtssystem, in welchem die magnetischen Flussdichtevektoren vac entsprechend ausgerichtet sind.
Wir erinnern uns, laut des Ampere'schen Gesetzes ergibt sich:
n ist die Windungszahldichte (Anzahl der Windungen pro Längeneinheit)
Nun lässt sich noch einen Ersatzterm einführen, denn dieses
Durch Einsetzen erhält man:
η ist der Spulenoberflächenstrom pro Längeneinheit
Was passiert, wenn Materie in die betrachtete Spule eingeschoben wird?
Materie besteht aus Atomen oder Molekülen. Diese können sich ausrichten und haben im Allgemeinen ein magnetisches Moment.
Grafik (wird später eingefügt)
Hierzu denken wir uns wieder eine zylindrische Spule, durch die ein Strom I fließt. Nach wie vor geht es um ein Rechtssystem. Diesmal wird aber zusätzlich ein zylindrischer Körper aus Materie in die Spule eingeführt. Die Moleküle in dem Körper werden sich jetzt entsprechend des magnetischen Flusses ausrichten.
Wenn es ein äußeres Vakuumfeld gibt, werden sich vorhandene magnetische Dipole unter der Wirkung des äußeren Magnetfeldes so ausrichten, dass die magnetischen Dipolmomente parallel und zu den Flussdichtevektoren gleichgerichtet sein werden. Diese Vektoren sind den Feldvektoren entgegengerichtet, was zu einem kleineren magnetischen Feld führt.
Dadurch wird die Orientierungsrichtung der Kreisströme für jeden Dipol gleichsinnig mit der Orientierungsrichtung des Stroms durch die Spule sein. Es folgt also eine Polarisation der Materie durch Ausrichtung der molekularen Dipole.
Grafik (wird später eingefügt)
Durch die Anwesenheit des Materiestücks wird sich eine Veränderung des magnetischen Feldes einstellen. Und so wird aus der magnetischen Flussdichte vac im Vakuum ein mat in der Materie.
Wie schaut jetzt die Magnetisierung in der Materie aus?
Bei den elektrischen Eigenschaften wurde bereits über die Polarisation des Dielektrikums gesprochen. Als Analogie spricht man jetzt aber nicht von der magnetischen Polarisation, sondern von der „Magnetisierung”. Darunter versteht man die Summe aller Dipolmomente pro Volumeneinheit. Daher ergibt sich für die Magnetisierung:
V ist das Volumen der Materie
Bei paralleler Ausrichtung aller magnetischen Dipole stellt sich der Betrag wie folgt dar:
N ist die Anzahl der Moleküle pro Volumeneinheit
ist der Flächenvektor des Dipolmoments
i ist der Strom, der um den Dipol herum fließt
Es gilt zu beachten, dass die Kreisströme im Innern des Zylinderblocks so liegen, dass sich diese Kreisströme in ihren magnetischen Wirkungen alle gegenseitig kompensieren. Nur außen bleibt ein Polarisationsstrom in der Zylinderoberfläche erhalten.
Wie lässt sich dieser Polarisationsstrom abschätzen?
1 / N ist das Volumen eines Moleküls
1 / (N · A) ist die Querdimension eines Dipolmoleküls (Höhe)
N · A ist die Anzahl der Molekülschichten pro Längeneinheit
Insofern lässt sich dieser Polarisationsstrom näherungsweise wie folgt ausrechnen:
Mit dieser Ausgangssituation kann man auch das magnetische Polarisationsfeld ausrechnen:
Wie lässt sich aus dieser Betragsgleichung die zugehörige Vektorgleichung darstellen? In diesem Zusammenhang untersucht man die Lage der Felder.
Grafik (wird später eingefügt)
Das magnetische Polarisationsfeld pol ist parallel und gleichsinnig angeordnet zu den äußeren magnetischen Flussdichtevektoren vac. Das ist ein wesentlicher Unterschied gegenüber elektrischen Eigenschaften eines Dielektrikums. Des Weiteren sind auch alle magnetischen Dipolmomente der einzelnen Moleküle in der gleichen Richtung ausgerichtet. Insofern zeigt auch die Magnetisierung in die Flussrichtung.
Mit anderen Worten, das Magnetfeld wird durch die Anwesenheit des polarisierten Magnetikums verstärkt. Und wenn alles gleich ausgerichtet ist, kann man die Betragsstriche weglassen und es ergibt sich:
Damit lässt sich das Magnetfeld in der Materie ausrechnen:
Was bedeutet das konkret? Hierzu wird die Magnetisierung pro Volumeneinheit benötigt. Bei der Polarisation der Materie gibt es zum Beispiel auch den Diamagnetismus. Was versteht man darunter?
Es gibt nicht nur Körper, die bereits magnetische Dipolmomente aufweisen, sondern auch Körper, dessen Moleküle zunächst gar kein magnetisches Dipolmoment besitzen. Sie werden erst eines erhalten, wenn man den Spulenstrom einschaltet. Aufgrund des veränderlichen magnetischen Flusses wird im Innern des Moleküls eine Spannung induziert. Der Strom, der sich dann ergibt, wird dem induzierenden äußeren Vakuumfeld entgegengerichtet sein, wodurch das Feld geschwächt wird.
In diesem Fall wird ein magnetisches Dipolmoment induziert, welches dem ursprünglichen Feld entgegengerichtet ist. Mit anderen Worten, die induzierten Dipolmomente werden jetzt, anders als zuvor betrachtet, das magnetische Feld abschwächen. Das ist der sogenannte „Diamagnetismus”.
Die Verstärkung des magnetischen Feldes nennt man dagegen den „Paramagnetismus”. Und wenn wir ein Material haben, in welchem sich die Moleküle besonders gut ausrichten lassen, spricht man von dem „Ferromagnetismus”.
Es zeigt sich experimentell, dass die Magnetisierung proportional zur Flussdichte des Vakuums ist:
Des Weiteren ist die Magnetisierung gleich einem Proportionalitätsfaktor pro Volumeneinheit:
Χm ist die magnetische Suszeptibilität
Dieser Faktor ist abhängig von dem jeweiligen Material.
Und wenn man das entsprechend einsetzt, erhält man jetzt für das Magnetfeld der Materie:
Vereinfacht ausgedrückt, schreibt man auch:
μr ist die relative magnetische Permeabilität
Zusammenfassend bedeutet das, dass die magnetische Flussdichte um den Faktor
μr verändert wird. Je nach Material bzw. bei
Anwesenheit eines Magnetikums wird die magnetische Flussdichte entweder
verringert oder verstärkt. Oder anders ausgedrückt, wenn die magnetische
Suszeptibilität
Beispiele für Diamagnetismus
Tabelle (wird später eingefügt)
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