Im letzten Kapitel wurden unter anderem die Resonanzerscheinungen bei Serienschaltungen und Parallelschaltungen angesprochen. Es hat sich gezeigt, wenn in Verbindung mit Wechselstrom mehrere Spulen und Kondensatoren in Serie geschaltet werden oder alternativ parallel angeordnet sind, dass es zu Resonanzerscheinungen kommen kann. Eine große Rolle spielt hierbei eine bestimmte „Resonanzfrequenz”.
Im Fall der Serienschaltung war es so, dass die Spannungen bei einer Resonanzfrequenz ω₀ bei der Spule und dem Kondensator genau gegenphasig und mit gleicher Amplitude ablaufen. Daher bleibt in Summe für den Serienstromkreis keine Spannung mehr übrig, und die Serienschaltung wird damit durchlässig. Trotzdem wird es an den einzelnen Bauteilen, sprich der Spule und dem Kondensator, mitunter zu ganz beträchtlichen Spannungen kommen.
Und bei der Parallelschaltung war es so, dass hier die Ströme bei einer Resonanzfrequenz ω₀ genau gegenphasig und mit gleicher Amplitude bei der Spule und Kondensator auftreten. Insofern werden sich in Summe die Ströme entsprechend wegkompensieren, sodass der ganze Parallelstromkreis undurchlässig wird. Durch den Parallelstromkreis tritt in diesem Fall gar kein Strom mehr durch.
Nur innerhalb des Parallelkreises tritt mitunter eine erhebliche Schwingung der Ströme im Bereich der Bauteile auf, sprich der Spule und dem Kondensator. Es läuft der Strom nur rundherum, aber nicht durch die beiden Bauteile hindurch. So etwas nennt man auch einen „Schwingkreis”, der auch wieder bei einer bestimmten Resonanzfrequenz auftritt.
Diese Resonanzfrequenz wurde definiert als:
Diese Frequenz gilt sowohl für die Serienresonanz bzw. Spannungsresonanz, als auch für die Parallelresonanz bzw. Stromresonanz.
Grafik (wird später eingefügt)
Die Resonanz lässt sich auch noch aus einem anderen Blickwinkel betrachten, wenn es zum Beispiel um einen ungedämpften Schwingkreis geht. Hierzu denken wir uns einen Stromkreis, mit einer Spule auf der einen Seite und einem Kondensator auf der anderen Seite. Bei der Spule gibt es eine Selbstinduktivität L und bei dem Kondensator die Kapazität C.
Jetzt geht es darum, wie sich bei einem solchen
Wir erinnern uns, die Induktionsspannung an der Spule wurde definiert als:
Das gilt für den Fall, dass sich der Strom im Laufe der Zeit ändert, ansonsten ist die Spannung Uind gleich Null.
Bei zeitlicher Änderung tritt dann auf der Kondensatorseite ein Spannungsabfall ein. Und das war laut Definition nichts anderes als:
Und damit erhält man auf Grundlage der Kirchhoff'schen Schleifenregel:
In einen solchen Schwingkreis ist die Summe aller Spannungen gleich Null, und damit erhält man durch Einsetzten:
Nun muss der Strom im Schwingkreis in Form einer Differentialgleichung dargestellt werden. Deshalb differenziert man noch einmal nach der Zeit, indem beide Terme entsprechend erweitert werden:
Da aber
Das ist die Differentialgleichung einer ungedämpften Schwingung.
Nun lässt sich diese Beziehung mit einem komplexen Lösungsansatz lösen.
Zunächst wird der gesuchte Strom in Form einer Amplitude angesetzt:
Dann benötigt man noch die zweite Ableitung von I:
Und wenn man nochmal differenziert, ergibt sich:
Da i² = −1 entspricht, kann man auch schreiben:
Durch Einsetzen erhält man jetzt:
Wie man sieht, lässt sich jeweils die Amplitude und die komplexe Einheit nach der Zeit eiωt wegkürzen. Somit bleibt nur noch übrig:
Und damit erhält man eine einfache Beziehung:
Durch Umstellen erhält man nun genau das, was bereits oben für die Resonanzfrequenz definiert wurde:
Das ist jetzt die Kreisfrequenz des ungedämpften Schwingkreises.
Für genügend kleine Induktivitäten und Kapazitäten können dabei durchaus sehr hohe Frequenzen herauskommen. In diesem Fall wären die Annahmen der Wechselstromlehre, nämlich dass es zu keiner Wellenausbreitung kommt, nicht mehr zutreffend.
Grafik (Folie) (wird später eingefügt)
Bei einem „Schwingkreis” geht der Strom periodisch hin und her. Zu einem bestimmten Zeitpunkt, wenn der Kondensator zum Beispiel voll aufgeladen ist, wird der Strom gerade Null sein. Anschließend wird der Kondensator beginnen, sich über die Spule zu entladen. Als Folge davon wird durch die Spule ein Strom fließen und es wird sich in der Spule ein magnetisches Feld aufbauen. Nach einer gewissen Zeit wird dann der Kondensator vollständig entladen sein.
Die Spule hat jetzt aber das Bestreben, den Stromfluss aufrecht zu erhalten. Denn eine Veränderung des magnetischen Flusses in der Spule führt wiederum zu einer Induktionswirkung in der Spule. Insofern wird die Spule jetzt als Spannungsquelle fungieren und den Kondensator in der Gegenrichtung aufladen. Da sich aber die Energie in dem magnetischen Feld verbraucht, wird dadurch der Kondensator jetzt mit der entgegengesetzten Polarität aufgeladen. Die Spule kommt wieder zur Ruhe, sodass kein Strom mehr fließt. Der Kondensator beginnt sich erneut zu entladen, jetzt aber in entgegengesetzter Richtung.
Dementsprechend bauen sich in der Spule wieder ein Strom und ein magnetisches Feld auf. Nach einer gewissen Zeit wird der Kondensator wieder vollständig entladen sein. Die Spule versucht den Strom weiterhin aufrecht zu erhalten. Und so wird sich der Kondensator erneut in der ursprünglichen Weise aufladen und die Schwingung beginnt von vorne. Wenn es keinerlei Verluste gibt, geht dieses Spiel ständig so weiter.
Grafik (Folie) (wird später eingefügt)
Der Schwingkreis ist vergleichbar mit einer „mechanischen Schwingung”. Bei einem Federoszillator gibt es auch eine maximale potentielle Energie. Die schwingende Masse ist ähnlich einem vollgeladenen Kondensator maximal ausgelenkt und verharrt in Ruhe. Anschließend setzt sich die Masse in Bewegung und durchläuft die Gleichgewichtslage. Dort ist die potentielle Energie gleich Null.
Die Masse bleibt aber aufgrund ihrer Trägheit dort nicht stehen, sondern wird jetzt umgewandelt in kinetische Energie, bis sie auf der Gegenseite maximal ausgelenkt ist. Jetzt verharrt die Masse wieder in Ruhe, bis die potentielle Energie wieder größer wird. Abschließend schwingt die Masse erneut in die Ausgangslage.
So wie beim Schwingkreis die Felder zwischen Kondensator und Spule hin und her schwingen, schwingt auch die Energie beim mechanischen Oszillator zwischen potentieller und kinetischer Energie hin und her.
Also, das Schwingen des Schwingkreises entspricht einem Hin- und Herschwingen der Feldenergie zwischen der Energie des elektrischen Feldes im Kondensator und der Energie des magnetischen Feldes in der Spule.
Als Letztes werden wir in diesem Zusammenhang noch kurz einen „offenen Schwingkreis” ansprechen.
Grafik (wird später eingefügt)
Hierzu denkt man sich im Schwingkreis eine Spule, die nur aus einer einzigen Windung besteht.
Bei nur einer Windung kann man den Kreis auch zu einer Geraden strecken, sodass die Platten des Kondensators jetzt an den Enden einer Geraden liegen.
Grafik (Folie) (wird später eingefügt)
Wenn man nur eine Spule in Form eines einzigen Kreis betrachtet, gibt es nach wie vor das elektrische Feld zwischen den Kondensatorplatten, und ringförmig um die Stromleitung einen magnetischen Feldwirbel.
öffnet man aber diesen Schwingkreis zu einer Geraden, hat man keinen klassischen Kondensator mehr mit eng beieinanderliegen Platten. Jetzt verlaufen die elektrischen Feldlinien, ähnlich wie bei einer Dipolanordnung, außen von einer Platte zu anderen herum. Und wenn der Strom in einer solchen geraden Leitung in einer bestimmten Phase zwischen den beiden Platten hin und her läuft, wird es um diesem geradlinigen Leiter zusätzlich einen magnetischen Feldwirbel geben. Sowohl die Feldlinien als auch der Feldwirbel sind zeitabhängig.
Und das führt uns im weiteren Verlauf zu den elektromagnetischen Wellen.
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