Die Elektrodynamik und die Magnetostatik sind so sehr mit einander verflochten, dass gerechtfertigt erscheint, von einer elektromagnetischen Wechselwirkung zu sprechen. Natürlich sind die elektrischen und die magnetischen Aspekte nicht identisch. Aber dennoch sind sie durch gegenseitige Beeinflussung so sehr miteinander verbunden, dass es nicht zweckmäßig wäre, diese als etwas Separates anzusehen. Mittlerweile ist es sogar so, dass auch die schwache Wechselwirkung zur elektromagnetischen mit hinzugefügt und zusammengefasst wurde zur elektroschwachen Kraft.
Im vorherigen Kapitel hatten wir das Ampere'sche Gesetz erarbeitet. Dem werden wir noch einmal kurz das Gauß'sche Gesetz gegenüberstellen.
Wir erinnern uns, es lautete:
Dieses Gesetz besagt, dass der elektrische Fluss aus einer geschlossenen Fläche heraus erfolgt, bei der sich innerhalb der Fläche eine Ladung Q befindet.
Grafik (wird später eingefügt)
Dem wurde das Amper'sche Gesetz gegenübergestellt:
Hier wird ausgesagt, dass eine magnetische Spannung ein Linienintegral über ein entsprechendes Vektorfeld der magnetischen Flussdichte ist.
Grafik (wird später eingefügt)
Es geht also um eine geschlossene Kurve, durch die hindurch ein
Wenn man jetzt beide Beziehungen gegenüberstellt, erkennt man, dass die jeweilige Geometrie völlig anders ist. Es ist zum Beispiel nicht so, dass ein Strom ein Magnetfeld erzeugt. Das Magnetfeld quillt nicht heraus, sondern dieses Feld entsteht rundherum. Der Strom umgibt sich einfach damit, und das ist ein ganz wichtiger Unterschied. In dem einen Fall ist in einer geschlossen Fläche etwas enthalten, aus der etwas heraustritt. Im anderen Fall tritt durch eine geschlossene Kurve etwas hindurch.
Jetzt möchten wir aber das Ampere'sche Gesetz in eine differentielle Form
bringen. Und um zu dieser differentiellen Darstellung zu gelangen, ist es natürlich
gut, von dem
Grafik (wird später eingefügt)
Jetzt geht es darum, einen Zusammenhang zwischen den Stromdichtevektoren und dem Vektorfeld des Magnetfeldes, das durch diesen Strom hervorgerufen wird, darzustellen.
Wenn man obige Beziehung entsprechend einsetzt, erhält man:
Und die magnetische Spannung war definiert als:
K ist der Rand der Querschnittsfläche
Doch um bei diesen Überlegungen weiter zu kommen, benötigt man einen Integralsatz. Das ist in diesem Fall der Stokes'sche Integralsatz:
Im Grunde ist das nichts anderes, als der Gauß'sche Satz in einer anderen Dimension.
Durch diese Vorgehensweise möchte man sich Arbeit ersparen. Denn ein Flächenintegral muss man zweimal integrieren. Ein Linienintegral dagegen nur einmal. Doch hier werden wir genau anders herum vorgehen, weil wir im weiteren Verlauf das Flächenintegral benötigen.
Eine Rotation ist nichts Geheimnisvolles, es ist lediglich ein Vektor. Wenn man ein Vektorfeld betrachtet, zum Beispiel das Vektorfeld der magnetischen Flussdichte, dann wird es durch drei Komponenten B₁, B₂, B₃ beschrieben, die jeweils eine Ortsfunktion sind. Und nun erstellt man entsprechend dieser Vorschrift die partiellen Ableitungen, und erhält damit den Vektor mit den obigen drei Komponenten. Als Ergebnis erhält man den Vektor für die Rotation.
Mit dieser geschickten Umformung lässt sich die magnetische Spannung neu formulieren.
Auf Grundlage des Stokes'schen Satzes ergibt sich:
Jetzt haben wir zwei Formulierungen für die magnetische Spannung erhalten, die man nun gleichsetzten kann:
In beiden Fällen betrachtet man ein Flächenintegral über die gleiche Fläche, und das gilt unabhängig der Gestaltung der Fläche. Wenn das aber für alle beliebigen Flächen gelten soll, müssen auch die Integranden gleiches aussagen. Da dies hier der Fall ist, kann man diese entsprechend gleichsetzen:
Das bedeutet für das Vektorfeld:
Und das ist die zweite Maxwell-Gleichung.
Diese Gleichung ist das Gegenstück zur bereits erarbeiteten ersten Maxwell-Gleichung:
Jetzt haben wir etwas Entsprechendes für die Magnetostatik erhalten. Dabei handelt es sich um eine weitere inhomogene Maxwell-Gleichung. Inhomogen bedeutet, dass auf der rechten Seite nicht Null steht.
Die zwei noch verbleibenden Maxwell-Gleichungen sind dagegen homogene Gleichungen. Das heißt, die Ladungsdichten und die Stromdichten, die in einem System vorherrschen, kommen nur in zwei Maxwell-Gleichungen vor. Und die bestimmen im Wesentlichen, was mit den Feldern passiert. Denn wenn keine Ladungen und keine Ströme vorhanden sind, und damit alles statisch bzw. Null ist, dann wird sich auch kein Feld ausbilden.
Allerdings, wenn man zeitlich veränderliche elektromagnetische Felder betrachtet, kann sehr wohl der Fall eintreten, dass selbst wenn und ϱ gleich Null sind, sich trotzdem ein Feld aufbaut, welches sich entsprechend ausbreitet. Also, eine elektromagnetische Welle kann sich auch in einem Bereich ausbreiten, in welchem es weder elektrische Ladungen noch elektrische Ströme gibt. Und das insbesondere auch im Vakuum.
Allerdings muss hier noch erwähnt werden, dass obige zweite Maxwell-Gleichung zunächst nur auf statische Systeme zutrifft. Wenn man zeitliche veränderliche Felder betrachtet, kommt noch ein weiterer Term hinzu.
Wir möchten den Stokes'schen Satz noch einmal anwenden, aber diesmal für eine kleine Fläche ΔA. Wenn eine Fläche klein genug gewählt wird, sodass sich das Vektorfeld nicht mehr gravierend ändert, dann ist die Funktion relativ konstant. Und dann lässt sich diese Fläche vor das Integral setzen und man erhält damit:
Was auf der rechten Seite steht, ist nichts anderes als die Zirkulation des Feldes um die Fläche ΔA herum.
Und wenn vorausgesetzt wird, dass
Durch Austausch des Terms ergibt sich schließlich:
Und damit ist der Betrag von
Hierbei betrachtet man eine Fläche maximaler Zirkulation. Und das nennt man auch
die „Wirbeldichte”. Es muss also die Fläche so gelegt werden, dass sie
senkrecht auf
Wenn man also einen magnetischen Feldwirbel betrachtet, mit welchem sich der
Stromfluss umgibt, dann wird der Vektor
Grafik (wird später eingefügt)
Insofern ist
Diese Maxwell-Gleichung sagt im Wesentlichen aus, zumindest wenn man sie skalar interpretiert, dass die elektrische Stromdichte gleich der Wirbeldichte des magnetischen Feldes ist.
Der „magnetische Fluss” lässt sich analog zum elektrischen Fluss darstellen:
Und man erkennt, dass die magnetische Flussdichte ist.
Die Dimension ist:
Den magnetischen Fluss bezeichnet man auch gerne als die „Polstärke”.
Aufgrund dieser Definition kann man eine wesentliche Schlussfolgerung ziehen. Nämlich, die Feldwirbel deuten an, dass es sich stets um lauter geschlossene magnetische Feldlinien handelt. Des Weiteren erkannt man, dass niemals aus irgendeinem Raumbereich nach allen Seiten hin ein Magnetfeld austritt. Denn sonst wäre es ja ein Monopol.
Der magnetische Fluss aus einer geschlossenen Fläche heraus ist somit stets Null, und daraus folgt:
Dieser Fluss lässt sich laut Gauß'schen Satz umformen in ein Volumenintegral:
Und wenn der Wert bei jedem beliebigen Volumen gleich Null ist, folgt daraus abschließend:
Und das ist die dritte Maxwell-Gleichung.
Diese Gleichung ist allerdings, wie bereits oben erwähnt, homogen. Das -Feld ist stets quellfrei. Das bestätigt nochmals, dass es keine magnetischen Monopole gibt.
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