Die Magnetostatik ist ein Themengebiet, das zu Beginn seiner Entdeckung zunächst als etwas ganz Separates betrachtet wurde. Man hielt es neben der Gravitationskraft und der elektrischen Kraft lediglich für eine weitere Kraft, nämlich die magnetische Kraft. Es war zunächst überhaupt nicht erkennbar, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zu den anderen Kräften gibt. Denn eine besonders verblüffende Eigenschaft der Elektrodynamik ist, dass zwei scheinbar unabhängig voneinander wirkende Kräfte sehr eng miteinander verbunden sind.
Schließlich erkannte man hinter diesen beiden Kräften eine wechselwirkende Kraft, die sinnvollerweise nur zusammen als die „elektromagnetische” Wechselwirkungskraft angesehen werden kann. Diese Erkenntnis ist wie so oft, aus einem Experiment hervorgegangen. Mit diesem Thema geht eine der ganz großen Vereinheitlichungen einher.
Die ersten Erfahrungen in der Antike wurden mit mineralischen Erzen gemacht, die merkwürdige Wechselwirkungen hervorgerufen haben. Diese Erze wurden in der Nähe der Stadt Magnesia gefunden, und hat man deshalb im weiteren Verlauf als „Magnet” bezeichnet. Ähnlich wie der Bernstein als Elektron bezeichnet wurde, und daraus später die Elektrizität formuliert wurde.
Wie bei der Lehre von der Elektrizität hat man auch bei der Magnetostatik ähnliche Befunde entdeckt. So gibt es zum Beispiel zwei Arten von magnetischen Polen. Gleichnamige Pole stoßen sich ab, während sich ungleichnamige Pole anziehen. Die Kräfte, die hierbei wirken, sind recht hoch, wobei diese Kräfte auf den Eigenschaften der Materie selbst beruhen. Hier hat man es mit ferromagnetischen Werkstoffen, insbesondere mit Eisen, zu tun. Diese gut sichtbaren Auswirkungen sind auf Quanteneffekte zurückzuführen und haben im Wesentlichen mit dem Werkstoff zu tun.
Das besondere an den magnetischen Dipolen ist, dass man diese zu einem größeren Körper zusammenfügen kann und sie bilden dann ihrerseits einen größeren Dipol. Wenn man in umgekehrter Richtung einen Dipol halbiert und diesen in immer kleinere Teilstücke zerteilt, werden es jedoch immer Dipole bleiben. Es ist nicht möglich, daraus einen Monopol zu kreieren, wie es zum Beispiel bei der elektrischen Punktladung der Fall ist. Man kann gegenwärtig keine magnetischen Monopole abtrennen.
Wie lassen sich die Kraftwirkungen in der Umgebung von magnetischen Dipolen charakterisieren? Zunächst ist es sinnvoll, sich gewisse Indikatoren zu beschaffen. Damit diese entsprechend gut funktionieren, müssen sie ebenfalls eine ferromagnetische Eigenschaft haben. So kann man als Indikator für die Kraftwirkung in einem Magnetfeld Eisenfeilspäne verwenden. Auch Magnetnadeln eignen sich gut dafür. Ein optischer Effekt der Eisenfeilspäne ist, dass sich diese entlang der magnetischen Feldlinien anordnen.
Auch die Erde hat ein magnetisches Feld, das Erdmagnetfeld. Und dieses Erdmagnetfeld lässt sich ebenfalls mit einer Magnetnadel nachweisen. Allerdings spricht man aufgrund der Ausrichtung der Magnetnadel nicht von einem Plus- und Minuspol, sondern bei einem Magneten ist dann die Rede von einem Nord- und Südpol.
Wenn man für die Bestimmung des Erdmagnetfeldes eine solche Magnetnadel als Indikator hernimmt, wird die Seite der Magnetnadel, die zum Norden hinzeigt, als Nordpol bezeichnet. Dabei stellt genau genommen heraus, dass der Magnetpol der Erde ein magnetischer Südpol ist, weil sich nur ungleiche Pole anziehen. Im Grunde befindet sich der erdbezogene magnetische Südpol am geografischen Norden. Da sich aber durch die Seefahrt die Bezeichnung für die Pole der Nadel schon eingebürgert hatte, tauschte man einfach die Pole der Erde aus. Wo also nun der Norden der Kompassnadel hinzeigt, befindet sich der magnetische Südpol der Erde.
Weil man, wie bereits erwähnt, keine magnetischen Monopole erzeugen kann, gibt es auch keine magnetische Feldstärke als Kraft pro Polstärke. Aus diesem Grund gibt es nur einen indirekteren Zugang zur Magnetostatik, als wir es von der Elektrostatik her kennengelernt haben. Dennoch lässt beides in ein einheitliches Gesamtbild eingliedern.
Im Jahre 1820 hat Hans Christian Ørsted entdeckt, das magnetische und elektrische Erscheinungen eng miteinander verknüpft sind. So hat er beispielsweise bei einem seiner Experimente einen Strom fließen lassen. Hierbei viel ihm auf, dass sich eine in der Nähe befindliche Magnetnadel quer zu einer geradlinigen Stromleitung ausrichtete.
Augenscheinlich stellen sich die magnetischen Wirkungen rund um diesen geradlinigen stromdurchflossenen Leiter so dar, dass sich die Magnetnadel quer einstellt. Was bedeutet das für das gesamte Magnetfeld um einen solchen Leiter herum?
Offensichtlich bildet sich rund um diesen Leiter, in Kreisen angeordnet, ein magnetisches Feld aus. Oder anders ausgedrückt, rund um diesen Leiter gibt es einen „magnetischen Feldwirbel”. Und dieser Feldwirbel sorgt auch dafür, dass sich die Magnetnadel tangential zu den Feldlinien ausrichtet. Und damit ist der Ausgangspunkt gegeben, zu einer Vereinheitlichung der elektrischen und magnetischen Phänomene.
Grafik (wird später eingefügt)
Neben dem geradlinigen Leiter kann man auch eine stromdurchflossene Spule betrachten. Dort kommt es im Nahbereich der Spulenwindungen zu magnetischen Feldlinien, die sich überlagern und sich außerhalb zu glatten Feldlinien ausbilden. Im Inneren der Spule befindet sich das Magnetfeld, welches in eine Richtung verläuft und sich außen herum wieder schließt. Und so entsteht auch in einer stromdurchflossenen Magnetspule ein Magnetfeld, welches einen Dipolcharakter aufweist. Es gibt demnach einen Zusammenhang zwischen magnetischen Feldern und elektrischen Strömen.
Wir werden jetzt zusätzlich zwei Begriffe einführen, die uns im weiteren Verlauf begleiten werden. Das sind die magnetische Flussdichte und die magnetische Spannung.
Unter der „magnetischen Flussdichte” versteht man im Wesentlichen ein Vektorfeld . Dieser Vektor charakterisiert die Wirkungen magnetischer Felder. Was es im Einzelnen damit auf sich hat, werden wir später noch betrachten.
Für geradlinige unendlich lange dünne stromdurchflossene Leiter gilt, dass der Betrag der magnetischen Flussdichte proportional zum Strom ist. Des Weiteren wird die Wirkung des Feldes vom Abstand abhängig sein. Und ähnlich wie beim Coulomb-Gesetz spielt zusätzlich ein gewisser Faktor eine Rolle.
μ₀ ist die magnetische Feldkonstante
Diese magnetische Feldkonstante wird definiert als:
Mit dieser Definition lässt sich bei einer vorgegeben Stromstärke in einem Leiter das Vektorfeld bestimmen.
Die Dimension der magnetischen Flussdichte ergibt sich jetzt entsprechend durch Einsetzten:
Wenn man mit m erweitert ergibt sich:
Wenn wir uns erinnern, bei der Elektrostatik wurde der Begriff der dielektrischen Verschiebung erwähnt. Die Dimension dieser dielektrischen Verschiebung wurde definiert als:
Folglich wird bei dieser Beziehung nur Volt gegen Ampere ausgetauscht, und man erhält eine formale Analogie zur Flussdichte bzw. dielektrischen Verschiebung.
Eine weitere wichtige Größe ist die „magnetische Spannung”. Obwohl sie nicht identisch ist mit der elektrischen Spannung, ist sie dennoch analog definiert:
Also, die magnetische Spannung ist wie die elektrische Spannung definiert, nur dass man jetzt zusätzlich den magnetischen Flussdichtevektor betrachtet. Wobei man allerdings noch einen konstanten Vorfaktor berücksichtigt.
Die Dimension dieser elektrische Spannung wird definiert als:
Demnach wird die magnetische Spannung in Ampere gemessen. Wogegen die elektrische Spannung in Volt gemessen wird.
Mit dieser Beziehung lässt sich jetzt die magnetische Spannung längs eines Kreises bzw. einer geschlossenen Kurve um einen geradlinigen Leiter bestimmen. Bezogen auf eine geschlossene Kurve K ergibt sich:
Wenn man das Ringintegral umformt, erhält man:
Das entspricht dem Grenzwert für immer feinere Einteilungen als Summe über den ganzen Kreis.
Die magnetische Flussdichte verläuft parallel zu den Teilstücken und beschreibt den Wirbel rund um diesen Leiter herum. Insofern kann man für den Term auch schreiben:
Der Betrag der magnetischen Flussdichte || bleibt in einem bestimmten Abstand R immer gleich. Und da sie konstant bleibt, kann man diese herausheben:
Und da es sich bei der Grenzwertbetrachtung um einen Kreis handelt, wobei man auch entsprechend für den Betrag || einsetzt, kann man auch schreiben:
Die magnetische Spannung längs eines Kreises, rund um den stromdurchflossenen
Leiter, ist gleich dem Strom, der durch diesen Leiter hindurchfließt.
Und das ist das berühmte Ampere'sche Gesetz:
Das gilt nicht nur für einen konzentrischen Kreis, sondern für jede beliebige geschlossene Kurve, die einen Strom I umfasst. Das Gesetz sagt also aus, das die magnetische Spannung längs einer solchen Kurve, durch die ein gewisser Strom hindurchtritt, gleich dem Strom ist.
Dieses Gesetz ist das Gegenstück zum Gauß'schen Gesetz in der Elektrostatik.
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