Licht und andere elektromagnetische Wellen sind Wellen ohne Medium. Da gibt es nichts, was schwingt. Wir sprechen hier vorerst nur über mechanische Wellen, also Wellen mit einem Medium.
Zu den unterschiedlichen Wellenarten gehören die transversalen und longitudinalen Wellen. Eine transversale Welle ist das, was man allgemeinhin kennt. Die Auslenkungen erfolgen quer zur Ausbreitungsrichtung.
Sehr geläufig sind auch die Schallwellen. Da erfolgt die Auslenkung allerdings in Ausbreitungsrichtung. Deshalb handelt es hierbei um eine longitudinale Welle. In flüssigen oder gasförmigen Medien können die Wellen nicht transversal verlaufen, weil in Flüssigkeiten und Gasen die Scherwirkungen keine Rolle spielen.
Vielleicht erinnern wir uns an die Elastizitätslehre. In Verbindung mit den Fluiden gab es nur einen Parameter, nämlich die Kompressibilität. Das Thema Scherung tritt dagegen nur bei Festkörpern auf. Insofern können Festkörper transversal schwingen. Aber auch, und das würde man womöglich nicht vermuten, verlaufen die elektromagnetischen Wellen auch transversal.
Fluide können somit nur longitudinal schwingen. Die Auslenkung und die Ausbreitungsrichtung der einzelnen Oszillatoren erfolgen immer in der gleichen Richtung. Dadurch kommt es in den Fluiden zu Verdichtungen und Verdünnungen. Das führt wiederum zu höheren und niedrigeren Druckverhältnissen.
Schallwellen sind beispielsweise einfach nur Druckschwankungen mit entsprechenden Frequenzen und einem Frequenzspektrum. Letzten Endes ist das eine Folge von Druckschwankungen bzw. periodischen Druckstößen, die sich in der Luft ausbreiten und deshalb das Trommelfell in Bewegung versetzten. Das ist das Prinzip bei den Longitudinalwellen.
Jetzt wollen wir aber doch noch einen Ansatz betrachten, der dazu dienen kann, solche Wellen
darzustellen. Und zwar mit Hilfe einer Auslenkungsfunktion. Auch hier betrachten wir die
Wellen nur
Hinweis: Exponentialfunktionen lassen sich viel besser differenzieren, als einen Sinus oder einen Kosinus (Cosinus). Aber hier wird eine solche Funktion nicht benötigt.
Deshalb schreibt man den Kosinus als Realteil des komplexen Ansatzes, und so ergibt sich:
Das ist der (reelle) Ansatz für die Wellenausbreitung.
u ist die momentane Auslenkung als Auslenkungsfunktion
u₀ ist die Amplitude (maximale Auslenkung)
ω ist nach wie vor die Kreisfrequenz
k ist die sogenannte Wellenzahl
Die Auslenkung hat zum einen eine Zeitabhängigkeit (seitlich) aber auch eine Ortsabhängigkeit (in Laufrichtung). Beide Abhängigkeiten sind harmonische Abhängigkeiten, was man am Kosinus (Cosinus) erkennen kann. Wie kann man sich vorstellen?
Nehmen wir an, wir konzentrieren uns auf einen bestimmten Ortspunkt. Wenn jetzt eine
Auslenkung der Schwingung erfolgt, sieht man ein auf und ab dieser Auslenkung, die
periodisch mit der Zeit erfolgt. Würde man in der Gleichung
Andererseits, wenn man eine Momentaufnahme machen würde, dann wäre die
Abhängigkeit (x) periodisch. Aber durch die Momentaufnahme
wäre in diesem Fall auch
Mit der Kreisfrequenz ergibt sich wieder die Schwingungsdauer an jedem einzelnen individuellen Punkt:
Und für die Frequenz gilt:
Das entspricht in ähnlicher Weise der Anzahl der Schwingungen pro Zeiteinheit. Beides hatten wir schon in Verbindung mit den allgemeinen Schwingungen. Und jetzt zeigt sich in völlig analoger Form, indem man sich zu irgendeinem frei wählbaren Zeitpunkt t = 0 die räumliche Abhängigkeit anschaut.
So wie die Schwingungsdauer jeweils angibt, wie groß der zeitliche Abstand zwischen zwei homologen Punkten der Schwingung ist, so gibt es auch bei der räumlichen Ausbreitung einen Abstand von homologen Punkten. Und das nennt man dann die Wellenlänge:
Wir erhalten damit eine Größe, die ähnlich anschaulich ist, wie die Schwingungsdauer. Es ist der Abstand zwischen zwei Wellenbergen. Die Anzahl der Wellen pro Längeneinheit ist dann:
An jedem Punkt in einem Wellenfeld gibt es einen Oszillator, der eine harmonische Schwingung durchführt.
Sowohl bei einer Schwingung als auch bei einer Welle, ist die Phase das Argument der
entsprechenden periodischen Funktion. Entweder bei der komplexen
Mit anderen Worten, wenn die Phase den Wert Null annimmt, befindet man sich während der Schwingung bei einem Wellenberg, also an der Stelle, wo die Auslenkung positiv maximal wird. Das bedeutet im Fall einer sich räumlich ausbreitenden Welle, dass sich dieser Wellenberg ausbreitet. Das gleiche gilt für ein Wellental oder irgendeinen anderen festen Punkt.
Nach Möglichkeit möchte man eine Information darüber erhalten, wie schnell sich diese Welle im Raum ausbreitet. Diesen Aspekt gab es bei den Schwingungen noch nicht, weil es bei den Schwingungen ja keine räumliche Ausbreitung gab. Da hatten wir uns nur einen Oszillator angeschaut. Jetzt betrachten wir aber viele Oszillatoren, die alle miteinander verkoppelt sind.
Das führt zwangsläufig zu einer Ausbreitung der Schwingung. Wie schnell das vonstattengeht, hängt im Wesentlichen damit zusammen, wie schnell sich diese Wellenberge oder Wellentäler ausbreiten. Also, wie schnell sich Punkte konstanter Phase ausbreiten.
Diese Definition für die Ausbreitungsgeschwindigkeit führt auf den Begriff der sogenannten Phasengeschwindigkeit.
Hierzu schaut man sich dieses
Wenn man das so aufschreibt, verlangt man nach Punkten konstanter Phase. Nun kann man das wieder differenzieren:
dx /dt ist die Phasengeschwindigkeit
Durch Einsetzen erhält man:
Wie hängt nun die Kreisfrequenz ω und die Wellenzahl k mit der Schwingungsdauer und der Wellenlänge zusammen?
Bei der Schwingungsdauer haben wir bereits betrachtet, dass die Schwingungsdauer umgekehrt proportional zur Frequenz ist. Je kleiner die Schwingungsdauer, desto mehr Schwingungen ergeben sich pro Sekunde.
Folgender Ausdruck beschreibt die Phasengeschwindigkeit:
λ ist die Länge eines Wellenzuges im Raum
ν (nu) ist die Anzahl der Schwingungen pro Zeiteinheit
Wenn eine Schwingung ausgelenkt wird, dann wird entsprechend eine Wellenlänge
durchlaufen. In der Zeit, wo eine Schwingung abgeschlossen ist, durchläuft
eine Wellenlänge den Raum. Daher werden pro Zeiteinheit
So einfach wie das im Moment aussieht, ist es aber nicht. Denn bis jetzt haben wir nur eine andauernd gleichmäßig schwingende Quelle, bei der solche Wellen erzeugt werden. Natürlich kann man betrachten, wie sich die Wellenberge mit der Phasengeschwindigkeit fortbewegen. Wenn aber mit Hilfe einer Welle Informationen übermittelt werden sollen, reicht es nicht aus, eine Lichtquelle einmal einzuschalten und dann leuchten zu lassen.
Möchte man beispielsweise Morsezeichen übertragen oder irgendwelche anderen Informationen, muss diese Welle verändert werden. Um das zu bewerkstelligen, muss ein Impuls ausgesendet werden. Und durch mehrere Impulse gelingt es dann schließlich, Informationen zu übertragen. Insofern kann eine gleichmäßige unveränderliche Wellenausbreitung am anderen Ende keine Information übertragen.
Es geht also immer um die alles entscheidende Frage, wie man Informationen übertragen kann. Und das geschieht typischerweise nicht mit einer gleichmäßig sich ausbreitenden harmonischen Welle, sondern mittels Wellengruppen bzw. Wellenpaketen.
Ein „Wellenpaket” ist im Wesentlichen ein Impuls, der ausgesendet wird. Das Besondere dabei ist, dass sich der Impuls nicht mit der Phasengeschwindigkeit ausbreitet. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit von derartigen Wellenpaketen ist in der Regel unterschiedlich. Womit hängt das zusammen?
Es gibt bei den Wellenpaketen eine sogenannte Umhüllende oder „Einhüllende”. Die Geschwindigkeit, mit der sich so ein Wellenpaket ausbreitet, ist dann im Wesentlichen die Geschwindigkeit, mit der sich das Maximum dieser Einhüllenden bewegt. Das nennt man auch die „Gruppengeschwindigkeit”. Wie lässt sich diese Gruppengeschwindigkeit darstellen?
Man kann hierbei eine ähnliche Überlegung anstellen, wie wir das bereits bei den Überlagerungen von Schwingungen betrachtet haben. Das gleiche Prinzip kann man beobachten, wenn sich zwei Wellen mit geringfügig unterschiedlichen Wellenlängen in der gleichen Richtung ausbreiten. Es ergibt sich eine ganz ähnliche Situation des „Schwebens”, nur diesmal im Raum. Dadurch ergibt sich ein räumlicher Fischzug, von aneinander gelagerten einzelnen Wellenpaketen.
Am besten lassen sich solche Wellenpakete darstellen, wenn man nicht nur eines
für sich allein betrachtet, sondern eine ganze Anzahl von Wellenpaketen hintereinander.
Das lässt sich mit zwei harmonischen Wellen realisieren, die sich beide längs
der
Dazu muss man die gemeinsame Verstärkung dieser beiden Wellenpakete betrachten. Das heißt, eine Verstärkung wird dann auftreten, wenn sich die entsprechenden Phasen der beiden überlagern. Dann hat man quasi ein gemeinsames Maximum der Einhüllenden. Es geht darum, wie rasch sich diejenigen Punkte ausbreiten, bei denen diese Verstärkung aufgrund der Übereinstimmung der Phasen auftritt.
In diesem Fall ergibt sich auf der linken Seite (der Gleichung) die Phase der einen Welle:
Die zweite Welle auf der rechten Seite (der Gleichung) hat demnach eine leicht unterschiedliche Wellenzahl mit einer leicht unterschiedlichen Kreisfrequenz. Nach dem Wegkürzen bleibt nur mehr stehen:
x /t = vgr ist die Gruppengeschwindigkeit
Und so kommt man letzten Endes zu dem Ergebnis, dass die Ausbreitung eines einzelnen Wellenpakets, welches sich in diesem Fall darstellen lässt, durch die Überlagerung zweier solcher Wellen, quasi einer Gruppe, geschrieben werden kann als:
Wenn man jetzt den Grenzwert von sehr kleinen Unterschieden bildet, ist das der Differentialquotient.
Es besteht eine Ähnlichkeit zwischen der Phasengeschwindigkeit und der Gruppengeschwindigkeit. Insofern ergibt sich die Frage, wie hängt jetzt die Gruppengeschwindigkeit mit der Phasengeschwindigkeit zusammen?
Mit Bezug auf die Phasengeschwindigkeit gilt zunächst:
Wenn man das in der Gleichung für die Gruppengeschwindigkeit einsetzt, ergibt sich:
Wenn man diesen Ausdruck differenziert, erhält man:
Jetzt mag man sich fragen, ist die Phasengeschwindigkeit nicht etwas konstantes, dann wäre sie doch eh Null.
Das ist im Allgemeinen aber nicht der Fall. Weil die Phasengeschwindigkeit von Punkten konstanter Phase immer davon anhängt, wie die einzelnen gekoppelten Oszillatoren miteinander wechselwirken. Diese Wechselwirkung kann mit der Frequenz und somit mit der Wellenlänge zusammenhängen, und sich entsprechend ändern. Das heißt, im Allgemeinen muss man davon ausgehen, dass die Phasengeschwindigkeit von der Wellenzahl k und damit von der Wellenlänge abhängig ist.
Das zeigt sich auch in der Praxis. Zum Beispiel ist der Brechungsindex, der ja mit der Phasengeschwindigkeit des Lichts zu tun hat, abhängig von der Farbe des Lichts, also abhängig von der Wellenlänge. Die Dispersion des Lichts in verschiedene Farben hat letztlich die Ursache darin, dass das Licht seine Ausbreitungsgeschwindigkeit ändert. Je nachdem wie sich die Wellenlänge in einem entsprechenden Medium ändert.
Also, das
Wenn man jetzt die Gleichung der Phasengeschwindigkeit entsprechend umformt, dann folgt daraus:
Dieses Ergebnis ist relativ einfach physikalisch zu interpretieren. Der Term
Wenn also die Phasengeschwindigkeit von der Wellenlänge abhängig ist, dann spricht man auch davon, dass „Dispersion” vorliegt. Und wenn Dispersion vorliegt, dann unterscheidet sich die Gruppengeschwindigkeit von der Phasengeschwindigkeit. Im Allgemeinen wird dann die Gruppengeschwindigkeit langsamer sein als die Phasengeschwindigkeit.
Im Fall des Lichts kann die Phasengeschwindigkeit sogar größer sein als die Vakuumlichtgeschwindigkeit. Allerdings kann mit der Phasengeschwindigkeit keine Information übertragen werden. Insofern wird die Gruppengeschwindigkeit entsprechend geringer sein, und stets unter der Vakuumlichtgeschwindigkeit liegen.
Es gibt also einen Unterschied zwischen der Ausbreitung der Punkte konstanter Phase und der Ausbreitung von einzelnen Wellenpaketen, die man durch Überlagerung einer Gruppe einzelner Wellen darstellen kann. Und wenn man ein Wellenpaket betrachtet, dann wird sich das mit der gleichen Geschwindigkeit ausbreiten, falls die Phasengeschwindigkeit nicht von der Wellenlänge abhängt.
Nehmen wir nochmals das Licht. Wenn es sich im Vakuum ausbreitet, gibt es keine Dispersion. Licht und allgemein elektromagnetische Wellen breiten sich im Vakuum immer mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit aus. Das ist etwas Unveränderliches. Wenn man eine Lichtwelle im Vakuum ausbreiten lässt, vielleicht sogar in Form von Wellengruppen, werden sich diese Pakete auch mit der Vakuumlichtgeschwindigkeit ausbreiten. Das ist so, weil das Licht im Vakuum eben keine Dispersion zeigt.
Wenn man hingegen Licht durch ein durchsichtiges Medium laufen lässt, dann ist die Lichtgeschwindigkeit dort sehr wohl von der Wechselwirkung mit den Molekülen in diesem Medium abhängig. Und dementsprechend wird die Phasengeschwindigkeit von der Wellenlänge abhängig sein. Das ist genau das, was man allgemein als Dispersion bezeichnet. Und das führt auch letztlich dazu, dass wenn weißes Licht durch ein Glasprisma hindurch tritt, dieses weiße Licht dispergiert wird. Und zwar in die einzelnen Farben aus denen es zusammengesetzt ist.
Also, falls Dispersion vorliegt, unterscheidet sich die Gruppengeschwindigkeit von der Phasengeschwindigkeit.
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