Was passiert denn, wenn eine Schwingung nicht mehr gleichmäßig vor sich hin schwingt?
Wenn ein Gewichtsstück an einer Spiralfeder in Schwingung versetzt wird, schwingt es in einem reibungsfreien Umfeld weiter vor sich hin. Wenn man es aber in eine Reibungssituation versetzt, beispielsweise in einen Behälter mit Wasser taucht, dann wird die Schwingung immer geringer, bis man schließlich keine Schwingung mehr wahrnimmt. Es kommt also dazu, dass die Schwingungsamplitude immer kleiner wird. Solche Situationen treten in der Praxis sehr häufig auf. Wie kann man das beschreiben?
Jedes Mal, wenn man eine neue Bewegungsform anschaut, stellt sich die Frage, wie sieht die Bewegungsgleichung aus. Die Bewegungsgleichung stellt in einer Reibungssituation wie folgt dar:
k ist die Rückstellkonstante
r ist die Reibungskonstante
r · ist ein Dämpfungsterm
Dieser Term hängt wieder mit der Geschwindigkeit der Bewegung zusammen. Je größer die Geschwindigkeit ist, desto größer wird die Reibungskraft sein.
Durch Umformen ergibt sich eine Differentialgleichung:
Obwohl diese Gleichung etwas komplizierter ist, kann man auch hier den komplexen Lösungsansatz machen:
Damit man später entsprechend einsetzen kann, benötigt man:
Alle drei Gleichungen enthalten die gleiche Zeitabhängigkeit und zudem konstante Vorfaktoren. Das ist der große Vorteil eines solchen Exponentialansatzes. Wenn man das jetzt in die Schwingungsgleichung einsetzt, ergibt sich daraus:
Auch hier kann man wieder durch die komplexe
Wenn man jetzt noch durch −m dividiert, erhält man eine quadratische Gleichung:
An dieser Stelle kann man gedanklich einmal ein paar Fälle durchspielen. Was wäre, wenn zum
Beispiel die Dämpfung bzw. die Reibungskonstante
Diesen Ausdruck kennen wir bereits von der ungedämpften Schwingung (s.o.).
Und was wäre, wenn die Reibungskonstante
Diese Gleichung besteht wieder aus einem imaginären Teil und einer Wurzel. Wenn man jetzt aber annimmt, dass die Dämpfung nicht zu groß ist, also:
Und wenn man das jetzt in obigen Lösungsansatz einsetzt, ergibt sich für einen positiven Wurzelteil:
Der imaginäre Teil steht für den Rückgang der Schwingung. Der Wurzelteil entspricht der Kreisfrequenz.
Dem ersten Term der Gleichung kann man entnehmen, dass die Amplitude der Schwingung im Laufe der Zeit abnimmt.
In der Zeit
Allerdings wird die Schwingung nie ganz auf Null zurückgehen.
Sie wird nur immer geringer und ist irgendwann experimentell nicht mehr wahrnehmbar. Man kann
sich aber fragen, wie lang es dauert, bis die Amplitude auf den
Wenn das entsprechend multipliziert wird, steht dann
Bei einer „starken Dämpfung” hat man eine stark abfallende Schwingung. Insofern gibt es keine Periodizität mehr, und es schwingt nichts mehr. In diesem Fall gewinnt der erste Teil unter der Wurzel und die Zahl wird negativ. Das bedeutet wiederum, dass die ganze Wurzel negativ wird, und man erhält einen weiteren imaginären Teil.
Für die starke Dämpfung gilt analog:
Letztlich wird der gesamte Ausdruck für die Kreisfrequenz eine rein imaginäre
Zahl. Wenn das entsprechend in die
Das heißt, es wird nichts mehr schwingen, sondern man hat nur noch eine exponentielle Abklingphase. Und das ist im Allgemeinen recht uninteressant. In so einer Situation kann dann nicht mehr von einem „Oszillator” sprechen, weil sich keine periodische zeitliche Veränderung mehr ergibt.
Eine große starke Dämpfung auszeichnet sich somit dadurch aus, dass es keine Periodizität mehr gibt.
Was ist aber, wenn man einen „aperiodischen Grenzfall” hat, also wenn die Frequenz und die Dämpfung gleich sind:
In diesem Fall sind beide Ausdrücke in der Wurzel gleich groß. Und dementsprechend wird das, was unter der Wurzel steht, den Wert Null annehmen. Letztlich bleibt nur noch der erste Teil, sprich der imaginäre Teil übrig:
Wird der imaginäre Teil anschließend im Ansatz
Das ist zum Beispiel bei Stoßdämpfern in einem Kraftfahrzeug sehr interessant. Sind die zu wenig gedämpft, kommt es zu unangenehmen Schwingungen und es braucht seine Zeit, bis sich die Karosserie eingependelt hat. Das will man natürlich aus Komfortgründen vermeiden.
Der aperiodische Grenzfall auszeichnet sich somit dadurch aus, dass es optimal schnell zu einer Gleichgewichtslage kommt.
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