In der Standardtheorie haben wir das Problem von Singularitäten. Zum Beispiel hat ein Elektron eine Punktladung von (+1). Wenn sich ein solches Elektron im Vakuum befindet und dort mit virtuellen Teilchen in Kontakt kommt, die positiv geladen sind, ziehen diese die negativen Ladungen um sich herum an, und drumherum wieder positive Ladungen usw..
Dadurch entstehen virtuelle Ladungen eines polarisierten Vakuums, welche eine Wellenfunktion beschreiben. Diese Welle liefert einen Ladungsbeitrag, der zusammen mit der Grundladung die effektive Ladung (+1) bildet. Und wenn die eigentliche Ladung (+∞) und die virtuelle Ladung, sprich die Abschirmladung (-∞) ist, dann kommt (+1) heraus. Diese Überlegung wird auch als die „Renormierungstheorie” bezeichnet.
Auf diese Weise lassen sich zwar Singularitäten rausrechnen, aber das ist keine Lösung auf Dauer. Denn über einen Punkt zu integrieren ist mathematisch nicht möglich, und Unendlichkeiten sind schwer zu fassen. Also müssen neue Theorien herhalten. Daher betrachtet man lieber ein ausgedehntes Etwas. Und dieses Etwas muss eine Besonderheit aufweisen. Es muss schwingen können.
Und da ein „Punkt” nicht schwingen kann, betrachtet man einen „Faden” (String). Dementsprechend trägt eine vielversprechende Theorie den Namen „Stringtheorie”. Und schon macht man aus einem mathematisch unendlichen Punkt, ein endliches Etwas.
Viele Probleme der klassischen Quantenphysik basieren darauf, dass die Elementarteilchen unendlich klein sind, also „Punkte”, quasi Singularitäten. In der Stringtheorie haben diese Teilchen dagegen eine endliche Größe: Strings. Es gibt fünf verschiedene Stringtheorien, die alle geschlossene Strings voraussagen. Eine davon beinhaltet auch offene Strings. Aber in all diesen Theorien haben die Strings eines gemeinsam: „Sie können schwingen.” Und erst die unterschiedlichen Schwingungen der Strings würden die verschiedenen Arten der Elementarteilchen ausmachen.
Allerdings dürfen die Strings der Quantenphysik nicht mit den kosmischen Strings verwechselt werden. Letztere sind nämlich die ewig langen „Fäden”, die durch unser Universum gehen und eine enorme Energie haben. Damit sind im Grunde die Versetzungslinien des falschen Vakuums gemeint, die zum richtigen Vakuum geführt haben. Diese kosmischen Strings sind extrem groß. Doch zurück zu unseren kleinen Strings.
Das „Schwingen” der Strings gibt Rückschlüsse auf deren energetischen Zustand. Die jeweilige Schwingung gibt Auskunft über die Energie, denn eine höhere Schwingung ist gleichzusetzen mit einer höheren Masse. Man unterscheidet lediglich zwischen den geschlossenen und den offenen Strings.
Aber selbst ein offener String muss irgendwo angeheftet sein. Und das stellt man sich als einen Calabi-Yau-Space vor. Ein solcher Raum hat, wie wir gleich noch sehen werden, eine ungewöhnliche Geometrie. Die bereits erwähnten geschlossenen schwingenden Strings benötigen keinen Anheftungspunkt und schwingen deshalb so durch den Kosmos.
Interessant sind auch die Dimensionen, von denen wir hier sprechen. Die Strings sind nämlich nicht größer als 10-32cm. Ein Kernteilchen hat im Vergleich dazu 10-15m bzw. 10-13cm. Mit anderen Worten, zwischen einem Proton und einem String liegen „19” Größenordnungen.
Darüber hinaus beinhalten die 5 Favoriten der Stringtheorie extrem viele verschiedene Schwingungsmuster oder Formen. Diese Formen können nur in 9 Raum- plus 1 Zeitdimension verwickelt sein. Da wir aber nur 3 Raumdimensionen wahrnehmen können, müssen die anderen 6 Raumdimensionen „eingerollt”, oder wie der String-Physiker sagt „kompaktifiziert” sein.
Dazu stellen sich die Physiker eine
Das heißt also, da wir nur 3 Raumdimensionen wahrnehmen, sind die anderen 6 aufgerollt und eingebettet in unseren Raum. An jedem mathematischen Punkt im Raum befinden sich 6 zusammengeschrumpfte Dimensionen. Diese 6 Raumdimensionen bilden ineinander geflochtene Tori (Mehrzahl von Torus), die an jedem Punkt unseres 3D-Raums den so genannten 6D-Calabi-Yau-Space bilden. Und die oben beschriebenen Strings befinden sich auf diesem Calabi-Yau-Space. Also nicht in unserem unmittelbaren Raum, sondern sie sind dort angeheftet.
Insofern werden die Eigenschaften der Strings nicht durch unsere realen Raumdimensionen
geprägt, sondern durch den submikroskopischen Raum. Der Calabi-Yau-Space gibt
die Eigenschaften der Strings vor. Allerdings entsteht in diesem Zusammenhang ein
nicht zu unterschätzendes Problem. Denn diese
Dennoch haben alle denkbar möglichen Calabi-Yau-Spaces
In diesem Zusammenhang gibt es unterschiedliche Schwingungsmoden. Aber weil die Strings so extrem klein sind, ist die Federkonstante extrem groß, und daher ist die Energie, die hinter einer Schwingung steht, ebenfalls extrem groß.
Der „Mode 0” entspricht dem Grundmode bzw. der Grundschwingung mit
Die Teilchen-Masse wäre in diesem Fall
Im „Mode 1” wäre die Teilchen-Masse
Im „Mode 2” wäre die Teilchen-Masse
Und im „Mode 3” wäre die Teilchen-Masse
Da derartige Massen über die Möglichkeiten der Teilchen-Beschleuniger
hinausgehen, werden diese höheren „Moden”-Teilchen nie beobachtbar sein.
Alle uns bekannten Teilchen haben Massen von der Größe
Das aber unsere Teilchen dennoch eine endliche Masse haben, liegt am Higgs-Teilchen, welches den Teilchen eine Masse aufprägt. Da Higgs-Felder kohärente Schwingungen vieler Strings sind, wären deren kleine Massen jedoch durch Wechselwirkungen zwischen schwingenden Strings berechenbar.
Alle heute beobachtbaren Teilchen müssen daher Derivate des masselosen Grundmoden-Teilchens sein. Die unterschiedlichen Massen werden durch Bruch der Supersymmetrien bei abnehmender Temperatur und durch Ankopplung an die entsprechenden Higgs-Felder erreicht. Das lässt sich wie folgt darstellen:
T > 1032 °C Vereinigte Supersymmetrische Kraft
T ≤ 1032 °C Gravitation + GUT-Kraft
T ≤ 1028 °C Starke +
T ≤ 1016 °C Starke +
Die uns bekannten Teilchen lassen sich folgenden Strings zuordnen:
Feld-Teilchen
S (Spin) = 0 Higgs-Teilchen
Offene Strings
S = 1/2 Quarks und Leptonen
S = 1 Bosonen
S = 3/2 Gravitino
Geschlossene Strings
S = 2 Graviton
Da in dieser Aufstellung das Graviton mit auftaucht, ist die Stringtheorie zurzeit der beste Kandidat für die Quantengravitation.
Zusammenfassend lässt sich sagen, in diesem übergeordneten Modell, welches über das Standardmodell hinausgeht, lässt sich die Gravitation als Schwere Wechselwirkung mit den anderen Wechselwirkungen vereinigen. Die Stringtheorie sagt voraus, dass das Graviton Spin 2 haben muss, sowie ein geschlossener String sein muss. Und damit kann es nicht am Calabi-Yau-Space angeheftet sein.
Um dieses Problem der fünf sich ergänzenden Theorien zu umgehen,
stellte Edward Witten 1995 fest, dass die verschiedenen Stringtheorien und die
Die Stringtheorie klingt in manchen Bereichen sehr plausibel, aber es ist nach wie vor nur eine Theorie, die weiter verifiziert werden muss. Vielleicht bietet ja die „Neue Physik” ein alternatives Modell zu einer allumfassenden Theorie.
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