Es gibt derzeit zwei Theorien, die sowohl die Homogenität des Universums wie auch die Temperaturschwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung zu erklären versuchen. Das ist zum einen die Inflationstheorie und zum anderen die des zyklischen Universums. Man könnte im zweiten Fall auch von einem pulsierenden Universum sprechen. Die detaillierten Vorhersagen beider Modelle sind jedoch zum Teil sehr unterschiedlich.
Laut String-Theorie koexistieren beide Arten dieser Universen. Es erhebt sich allerdings die Frage, ob man bereits rein theoretisch vorhersagen kann, in welchem Universum wir uns befinden müssten.
Die wichtigste kosmologische Erkenntnis des letzten Jahrhunderts war zweifellos die Entdeckung der Ausdehnung des Weltalls durch Edwin Hubble im Jahr 1929. Kein anderer Durchbruch hat unser Weltbild so gravierend verändert. Zuvor waren die meisten Wissenschaftler davon überzeugt, das Universum bleibe im Wesentlichen unverändert und statisch. Selbst Albert Einstein konnte sich ein statisches Universum vorstellen.
Die Ausdehnung des Universums hat jedoch ungeahnte Konsequenzen. Würde man nämlich das Universum in der Zeit zurückverfolgen, so zeigt sich, dass das Universum immer kleiner gewesen sein muss und deshalb auch dichter und heißer. Georges Lemaître war der erste, der die Hypothese eines Urknalls vorgeschlagen hatte. Dementsprechend soll das Universum an einem Punkt mit einer gewaltigen Explosion aus einer „Singularität” hervorgegangen sein. Seither habe sich dieses anfangs kleine, und sehr heiße Universum stetig ausgedehnt und abgekühlt.
Kurz nach dem Urknall war die Energiedichte so groß, dass es nicht einmal Atome gab, sondern nur Elementarteilchen, die ständig aufeinander prallten. Auch die Photonen (Lichtteilchen) konnten nur über kurze Strecken geradeaus fliegen, da sie immer wieder mit Elektronen kollidierten. Demzufolge muss das Universum zu dieser Zeit völlig lichtundurchlässig gewesen sein.
Etwa 380 000 Jahre nach dem Urknall war es dann kalt genug, so dass sich die ersten Atome bilden konnten. Da Photonen mit Atomen viel schwächer wechselwirken, als zum Beispiel mit frei fliegenden Elektronen, wurde das Universum mit der Zeit lichtdurchlässig. Zu diesem Zeitpunkt entstand eine Strahlung, die sich bis heute erhalten hat. Diese „kosmische Hintergrundstrahlung” im Mikrowellenbereich wurde zum ersten Mal 1965 gemessen. Ihre Existenz beweist zudem, dass unser Universum überall fast die gleiche Temperatur hatte.
Leichte Temperaturschwankungen haben später die Verteilung der Galaxien bestimmt. In kälteren Regionen war die Materie etwas dichter, und durch den Einfluss der Schwerkraft „verklumpte” in diesen Gegenden die Materie nach und nach und bildete Galaxien und Sterne.
Im Gegensatz dazu waren die etwas wärmeren Gegenden auch etwas leerer und haben sich
mit der Zeit weiter ausgedünnt, weil nahe gelegene dichtere Regionen die Materie weiter
absorbiert haben. Auf diese Weise sind vermutlich die großen Leerräume
unseres Weltalls entstanden. Die kosmische Hintergrundstrahlung scheint uns daher
einen überzeugenden Beweis zu liefern, dass das Universum vor geschätzten
Die Entdeckung der Hintergrundstrahlung führte zu einer breiten Akzeptanz der Urknallhypothese. Allerdings lässt die Urknalltheorie eine ganze Reihe von Fragen offen. Eine wichtige Frage ist bekannt unter dem Namen „Horizontproblem”. Wir werden im nächsten Kapitel näher auf dieses Problem eingehen. Es ist nämlich immer noch unklar, wie groß unser Universum wirklich ist, zumal es sich über den gesamten Zeitraum hinweg scheibar in jede Richtung ausdehnt. Legt man jedoch diese Ausdehnung zugrunde und verfolgt sie mithilfe der Gleichungen der Relativitätstheorie in die Zeit bis kurz nach dem Urknall zurück, kommt es zu einem bemerkenswerten Umstand.
Wie sich zeigt, zieht sich das Universum nicht auf einen Punkt zusammen, sondern auf eine immens große Fläche. Der Urknall fand also nicht an einem „Punkt”, sondern auf einer ausgedehnten Fläche statt! Doch diese Fläche besteht aus zahllosen Regionen, die bis zu diesem Zeitpunkt keinen Kontakt miteinander haben konnten, da es ja vor dem Urknall nichts gegeben haben soll. Trotzdem soll der Urknall zur gleichen Zeit an all diesen Orten stattgefunden haben!
Diese Hypothese einer Singularität ist daher auf Dauer nicht haltbar. Andererseits spricht vieles für einen gigantischen Knall zu Beginn der Entstehung der Elementarteilchen. Oder waren es gar mehrere synchron ablaufende Prozesse, wie sie in einem zyklischen bzw. pulsierenden Universum ablaufen würden? Einige Wissenschaftler halten es durchaus für sinnvoller anzunehmen, dass der Urknall nicht der Anfang war, sondern ein Ereignis in der Geschichte unseres Universums. Allerdings erhebt sich zu Recht die Frage, was war davor? Was konnte den Urknall auslösen?
Es gibt zurzeit nur zwei nennenswerte Theorien über eine Zeit „vor dem Urknall”. Die bekannteste ist die Inflationstheorie, nach der es vor dem Urknall eine kurze Phase von äußerst schneller Expansion gab. Solch eine Phase bewirkt, dass auch winzige Regionen extrem auseinandergezogen werden und binnen kurzer Zeit über große Gebiete homogen und isotropisch sind. Wenn diese Phase zu Ende geht, wird die Energie der Ausdehnung teilweise in Strahlung und Materie umgewandelt. Dies entspräche dann dem Urknall. Ein Vorteil dieser Theorie ist, dass dies gleichzeitig und über große Distanzen hinweg passiert, da überall die gleichen Bedingungen herrschen.
Eine zweite Theorie ist die eines zyklischen Universums. Dieser Theorie zufolge gab es vor dem Urknall eine Phase der Kontraktion. Es stellt sich nämlich heraus, dass eine derartige Phase von langsamer Kontraktion ebenfalls bewirken kann, dass das Universum homogen und isotropisch wird. Das wäre ein Grund dafür, warum der Urknall nach dieser Theorie auch über große Gebiete synchron ablief.
Genauer gesagt handelt es sich bei diesem Urknallmodell um einen Umschwung von der Kontraktionsphase zur Expansionsphase, bei der ebenfalls Strahlung und Materie erzeugt werden. Allerdings wurde diesem Aspekt der Theorie bisher noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Eine derartige Überlegung weiterzuverfolgen lohnt sich jedoch, denn zyklische Prozesse stehen durchaus mit physikalischen Gesetzen im Einklang.
Die Phasen von Kontraktion und Expansion können sich beliebig oft abwechseln, so dass sich das Universum über große Zeiträume hinweg zyklisch verhält. Ein derart pulsierendes Universum hätte dann eine durchaus definierte Größe. „Pulsieren” bedeutet nicht zwangsläufig eine Veränderung der Dimensionen des Universums ins Unermessliche. Es besagt vielmehr, dass innerhalb des Systems Prozesse von Kontraktion und Expansion stattfinden.
Kann man davon ausgehen, dass eine dieser beiden Theorien auf unser Universum zutrifft? Eines steht zumindest fest: Beide Theorien können die Entstehung der Temperaturschwankungen im Anfang unseres Universums gleich gut erklären. Schaut man jedoch genauer hin, kann die Inflationstheorie derzeit nicht erklären, weshalb die Temperaturschwankungen die gemessene Stärke haben. In der Theorie eines zyklischen Universums hingegen gibt es Argumente die zeigen, dass die Schwankungen genauso stark sind wie sie es maximal sein können.[1]
Darüber hinaus gibt es noch einen weitaus größeren Unterschied in den Vorhersagen der beiden Theorien. Hierbei geht es um die Verteilung der Schwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung. Die Phase eines Inflationsmodells wird von hypothetischen Teilchen angetrieben, die „Inflatone” genannt werden. Diese Teilchen haben allerdings nur eine sehr geringe Wechselwirkung untereinander. Insofern würde es sich bei den Temperaturschwankungen um eine statistische Verteilung handeln, die durch eine Gauß'sche Kurve beschrieben werden kann.
Bei dem zyklischen Modell spielen ähnliche Teilchen eine Rolle. Jedoch beruht die Dynamik in diesem Fall auf Teilchen, die vielmehr eine starke Wechselwirkung untereinander haben. Dies führt verständlicherweise zu erheblichen Abweichungen von einer Gauß'schen Kurve, was die Verteilung der Temperaturunterschiede angeht.
Beide Theorien lassen jedoch immer noch viele Fragen offen, die vermeintlich nur mithilfe einer Quantengravitation geklärt werden können.
Wie wir alle wissen, deutet vieles darauf hin, dass sich unser Universum ausdehnt. Wie kann man sich eine solche Expansion vorstellen? Oft wird dazu ein Luftballon als Veranschaulichung herangezogen. Stellen wir uns zunächst einen schlaffen Ballon vor, auf dessen Oberfläche wir unzählige Punkte mit einem Stift markieren. Anschließend blasen wir diesen Ballon auf. Als Folge davon wird sich dieser in alle Raumdimensionen ausdehnen, also expandieren. Jeder Punkt auf der Oberfläche entfernt sich von seinem Nachbarn unaufhörlich.
Nehmen wir an, der Lufteinlass würde dem geografischen Süden entsprechen und die Äquatorlinie entspräche dem Durchmesser des Ballons. Wir als Beobachter befänden uns genau auf dieser gedachten Linie. In diesem Fall wäre es so, dass sich die nördliche und die südliche Hemisphäre von uns weg bewegen würden.
Allerdings hinkt dieses Beispiel, denn wir müssten uns das Volumen des Ballons
ebenfalls mit Punkten gefüllt vorstellen. Zweitens würde sich der Ballon in einem
Aus diesem Grund wollen wir eine zweite Veranschaulichung heranziehen, die das Problem verdeutlichen soll. Hierzu stellen wir uns eine dreispurige Autobahn vor, auf dessen Mittelspur drei Fahrzeuge in einem gewissen Abstand hintereinander fahren. Wir befinden uns in dem mittleren Fahrzeug und haben durch die Frontscheibe einen Blick auf das vor uns fahrende Fahrzeug und sehen durch den Rückspiegel das Fahrzeug hinter uns. Das Ganze findet im Dunkeln und mit eingeschalteten Scheinwerfern statt.
Jetzt bekommen beide anderen Fahrzeuge ein Signal. Das vordere Fahrzeug soll beschleunigen und das hintere verzögern. Dagegen fährt das mittlere Fahrzeug mit konstanter Geschwindigkeit weiter. Als wenn das noch nicht genug ist, wechseln die beiden anderen Fahrzeuge die Spur, das eine auf die Überholspur, das andere auf die rechte Fahrbahn. Beschleunigung und Verzögerung finden zudem mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten statt.
Was können wir aus Sicht des mittleren Fahrzeugs beobachten?
Es wirkt so, als würden sich die beiden anderen Fahrzeuge von uns wegbewegen, obwohl
alle drei weiterhin in die gleiche Richtung fahren. Durch die Dunkelheit und die
eingeschalteten Scheinwerfer ist dieser Effekt noch deutlicher zu verspüren.
Wir könnten nur sehr schwer einschätzen, wer sich wie schnell bewegt. Es gelänge
uns nur, wenn wir weitere Bezugspunkte hätten und uns eindeutig im Raum verorten
könnten. Aber nehmen wir an, dass sich selbst die Landschaft ständig wie eine
amorphe Struktur „bewegen” würde. So ähnlich verhält es sich zum
Beispiel mit unserer Galaxie. Alles ist in ständiger Bewegung und dazu noch in einem
Viele mögen einwenden, die Entfernungen lassen sich doch auf Grundlage der Lichtgeschwindigkeit ermitteln. Das würde in der Tat zutreffen, wenn diese Geschwindigkeit im gesamten Kosmos tatsächlich konstant ist. Was wäre aber, wenn diese Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nur auf das jeweilige Potential zutrifft? Schließlich finden unsere Messungen von der Erde aus statt, die sich in einem bestimmten Potential befindet. Außerhalb unseres Sonnensystems gibt es unzählige weitere Potentialfelder, welche die Lichtgeschwindigkeit verstärken oder abschwächen.
Selbst namhafte Physiker, wie Albert Einstein und Hermann Minkowski, haben eine variable Lichtgeschwindigkeit für möglich gehalten. Deren Abhandlungen zu diesem Thema sind in weiten Kreisen der Öffentlichkeit nur nicht so bekannt und werden an Universitäten nicht gelehrt. Wir werden später noch darauf eingehen.
Also nochmal zurück zu obiger Veranschaulichung. Wie genau werden wir wohl die Differenzgeschwindigkeiten ermitteln können?
Um die Problematik auf die Spitze zu treiben, wollen wir noch eine letzte Veranschaulichung heranziehen.
Hierzu begeben wir uns auf ein Fahrgeschäft, genau gesagt auf eine Achterbahn, dessen Sitzreihen jeweils aus drei Sitzplätzen bestehen. Wir denken uns allerdings einen größeren Abstand zwischen den beiden äußeren zum mittleren Sitz, welcher sich genau über der Fahrspur befindet. Welche Beschleunigung werden die Fahrgäste verspüren, wenn sie sich in unterschiedlichen Bereichen der Achterbahn befinden?
Auf dem geraden Streckenverlauf wirken auf alle drei Personen die gleichen Kräfte. Alles um sie herum wird gleich schnell wahrgenommen. In den Kurven dagegen verspüren die außen sitzenden Personen unterschiedliche Kräfte. Der eine erfährt eine Beschleunigung, während der andere eine Verzögerung wahrnimmt. Würde die Sitzposition der im Kurvenverlauf jeweils innen sitzenden Person mit dem Radius der Kurve identisch sein, würde sich die Person sogar nur um die eigene Achse drehen, bis die Spur wieder geradeaus führt, um in der nächsten Kurve seinerseits enorm beschleunigt zu werden.
Wenn wir die Konstruktion der Achterbahn näher betrachten, beschreibt die Spur eine in die Länge gezogene Schraubenlinie, wobei sich die Radien der Kurven ständig ändern und nur im Start-Ziel-Bereich in eine gerade Strecke übergeht. Es kommt somit immer wieder zu einem Wechsel von Beschleunigung und Verzögerung, obwohl die Achterbahn am Ende immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Der Start-Zielpunkt ist ein und derselbe. Es handelt sich quasi um ein geschlossenes System.
Nun haben wir eine kleine Vorstellung von den dynamischen Prozessen auf einer Achterbahn. Ähnlich verhält es sich mit unserem Universum, nur auf gigantischen Skalen, wie wir später noch sehen werden. Und dass wir uns bei der kosmischen Achterbahn in völliger Dunkelheit befinden. Viele dieser dynamischen Prozesse laufen in einem für unser menschliches Auge unsichtbaren Strahlungsspektrum ab.
Außerdem bewegen sich die einzelnen Bezugspunkte, wie Galaxien und Sterne allesamt fortwährend auf ihren eigenen Bahnen. Und letztlich würden sich sogar, um bei unserem Beispiel mit der Achterbahn zu bleiben, alle Sitze zusätzlich noch wie ein Kreisel frei bewegen lassen. Denken wir hierbei nur an unser Sonnensystem, welches in unserer Milchstraße in einem der Spiralarme nach ausgeklügelten Gesetzen der Wirbeldynamik um ein Zentrum in Sonnennähe rotiert, welches seinerseits um ein Schwarzes Loch im Zentrum unserer Galaxie spiralt.
Es sei allerdings bereits an dieser Stelle nochmals erwähnt, dass der Zweck dieser Website nicht nur darin besteht, informativ zu sein, sondern wir möchten im weiteren Verlauf Schlussfolgerungen liefern, dass es fundierte Gründe für ein pulsierendes Universum gibt. In den Kapiteln, die sich schwerpunktmäßig mit den „Wirbelstrukturen” beschäftigen, werden wir alle bisherigen und nachfolgenden Betrachtungen zu einem neuen vereinigenden Modell zusammenführen.
Ist die „String-Theorie” nicht ein solch vereinheitlichendes Modell?
Obwohl die String-Theorie noch nicht vollständig entwickelt ist, werden wir uns im übernächsten Kapitel noch kurz mit ihr beschäftigen. Sie stellt einen guten Ansatz zu einer vereinheitlichten Theorie dar. Denn nach der String-Theorie kann es sowohl inflationäre als auch zyklische Universen geben.
Doch zuvor werden wir uns kurz noch mit einem anderen nicht zu vernachlässigenden Problem befassen.
Quellen
[1] Lehners, J.-L.; Steinhardt, P. J., Dynamical Selection of the Primordial Density Fluctuation Amplitude, Physical Review Letters 106, 081301 (2011).⇦ Kapitel Kapitel ⇨