Doch wie wechselwirken die Fermionen mit den entsprechenden Bosonen? Voraussetzung ist zunächst einmal eine elektrostatische Wechselwirkung im Atom. Betrachten wir z. B. ein Wasserstoff-Atom, dessen Kern aus einem Proton(+) mit seinen „3” Quarks besteht. In der Hülle kreist das Elektron(−). Ein solches Elektron wechselwirkt mit einem Quark. Das geschieht mittels eines virtuellen Photons, des sogenannten Feldteilchens. Da derartige virtuelle Teilchen zu diesem Zeitpunkt noch nicht real existieren, haben sie auch keine Masse. Doch das Proton kann durch Anregung ein elektrisches Feld E erzeugen. Erst wenn dieses Feld zum Schwingen angeregt wird, wird aus dem virtuellen Photon ein reales. Nun erhält dieses Photon auch Masse durch die Energie der Schwingung und kann anschließend mit anderen Teilchen wechselwirken.
Die Wechselwirkung zwischen zwei Elektronen sieht ähnlich aus. Wenn sie aufeinander treffen, stoßen sie sich zunächst aufgrund ihrer gleichen Ladung ab. Der Austausch der Elektrostatischen Wechselwirkung erfolgt auch hier wieder über das virtuelle Photon. Alle Teilchen, die eine elektrische Ladung besitzen, wechselwirken mittels eines Photons.
Das Elektron kann auch über die Schwache Wechselwirkung mittels Boson mit anderen Teilchen schwach wechselwirken.
Die Wechselwirkung eines Elektrons mit einem Photon erfolgt in einem elektromagnetischen Feld.
Bosonen der Schwachen Wechselwirkung können allerdings auch „untereinander” wechselwirken. Das können die Photonen nicht, was daran liegt, dass die Bosonen eine große Masse haben. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn ihre Reichweite begrenzt ist.
Denn wenn man ein Potential hat, das mit 1/r geht, hat es eine unendliche Reichweite, was z. B. auf das elektrostatische Potential zutrifft. In diesem Fall muss ein Teilchen vorhanden sein, sprich ein Photon, welches keine Masse besitzt. Wenn man umgekehrt ein Potenzial hat, welches durch 1/r² beschrieben wird, haben die Teilchen, die diese schwache Wechselwirkung vermitteln, automatisch Masse. Sehr kurze Reichweiten sind vor allem bei der Radioaktivität zu beobachten. Deswegen müssen die W- und Z-Bosonen eine große Masse haben, was zu den angesprochenen Wechselwirkungen führt.
Die Quarks wiederum können mit den Photonen wechselwirken, weil sie selbst Ladung haben.
Neutrinos dagegen haben keine Ladung, deswegen können sie nicht mit Photonen wechselwirken. Aber sie spielen in der Radioaktivität, also in der Schwachen Wechselwirkung, eine Rolle. Dafür können sie aber mit den Z-Bosonen wechselwirken, die ihrerseits Masse haben.
Die Quarks sind, wie oben bereits erwähnt, die Teilchen, die im Kern miteinander wechselwirken, insbesondere mit den Gluonen. Letztere sind nämlich die Vermittler der Starken Wechselwirkung. Ihre Reichweite beträgt allerdings nur ein Femtometer (fm) (10-15m), weshalb die Gluonen eine hohe Masse haben. Und das ist auch ein wesentlicher Grund, warum die Gluonen untereinander wechselwirken.
Wie sieht nun konkret die Wechselwirkung zwischen den Gluonen und den Quarks aus?
Betrachten wir beispielsweise ein Deuterium (D), den schweren
Wasserstoff, bestehend aus einem Proton (uud)(+) und einem
Innerhalb kürzester Zeit tauschen Proton und Neutron ihre Art. Und diese ständige Wechselwirkung ist der Grund dafür, warum die beiden Teilchen zusammen halten. Die Kraft, die diese Teilchen im Kern zusammenhält, wird durch ein vermittelndes Teilchen, das sogenannte Pion (Pi-Meson), bewirkt.
Das Pion besteht aus einem Quark und seinem Antiquark (), und beide tauschen auf der Ebene der Nukleonen einfach nur ein Quark aus. Die Nukleonen ihrerseits halten wieder durch Farbtausch mit den Gluonen zusammen.
Es werden zwischen den Quarks somit Farbladungen getauscht. Gleichzeitig können zwei Nukleonen, nämlich ein Neutron und ein Proton, über einen effektiven Austausch von Mesonen auch Quarks austauschen. Und das führt zu effektiven Bindungen der Nukleonen untereinander.
Bei Helium beispielsweise befinden sich zwei Protonen und zwei Neutronen im Kern. Die Protonen stoßen sich normalerweise ab. Aber durch die ständige Wechselwirkung mit den Neutronen bleibt der Kern stabil. Und die wechselwirkende Verbindung geschieht auch hier blitzschnell, wie zuvor beschrieben. Wenn man dagegen einen großen Kern hat, mit sehr vielen Protonen, benötigt man wegen der Elektrostatischen Wechselwirkung deutlich mehr Neutronen. So hat z. B. das Uran mehr Neutronen als Protonen im Kern, nämlich 42. Also, die Neutronen sind somit das „Bindemittel” im Kern über die Pionen-Wechselwirkung.
Wie wir gesehen haben, tauschen die Gluonen „Farbe” aus. Sie tragen selbst aber auch Farbladungen, weshalb sie auch miteinander wechselwirken. Als Folge davon nimmt die starke Kraft mit dem Abstand der Quarks zu, statt ab. Sie wirken daher nur innerhalb des Kerns.
Theoretisch ist es sogar möglich, dass es sogenannte „Gluonenbälle” gibt, die nur aus wechselwirkenden Gluonen bestehen. Die hat man bisher allerdings noch nicht nachweisen können.
Bei der Schwachen Wechselwirkung, also bei der Radioaktivität, kommt es
zu einem Neutronen-Zerfall. So ein Neutron(0) zufällt typischerweise innerhalb
von 15 Minuten zu einem Proton(+) und einem Elektron(−), damit die Ladung
erhalten bleibt. Das es dennoch nach wie vor so viele Neutronen gibt, liegt an der ausgeprägten
Wechselwirkung. Dadurch, dass die Neutronen die
Ein Neutron besteht aus udd-Teilchen. Über die Schwache Wechselwirkung wird ein „Down”-Quark umgewandelt in ein „Up”-Quark und zerfällt zusätzlich in ein Elektron inkl. eines Elektron-Neutrinos νe. Da letzteres eine extrem kleine Masse hat, ist ein solches nicht einfach nachzuweisen. Der Zerfall erfolgt über ein W-Boson.
Allerdings kann das Standardmodell und die Darstellung der Elementarteilchen noch nicht alles erklären. Zum Beispiel:
- Das Problem der Kosmologischen Konstanten und der Dunklen Energie.
- Die Dunkle Materie Dunkle Materie kann nicht aus Teilchen des Standardmodells bestehen
- Das sogenannte Inflationsfeld (inflaton field)
- Die Asymmetrie zwischen Materie und Antimaterie beim Urknall
- Die genauen Higgs-Massen und damit aller Teilchenmassen Das Standardmodell berechnet viel zu große Massen
- Die Anzahl der Teilchenfamilien Warum gibt es mehr als eine, bzw. genau drei Teilchenfamilien?
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